Christine Wagner aus Bernhausen, die langjährige Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft, ist mit der Medaille des Élysée-Vertrags ausgezeichnet worden.

Am Wochenende lag der Kuchen noch in einem Supermarktregal in Frankreich, und nur wenige Tage später wird er in Bernhausen zum Kaffee angeschnitten. „Jedes Jahr an Himmelfahrt fahren wir nach Frankreich“, erklärt Christine Wagner, während sie ein Stück des saftigen Haselnuss-Gebäcks serviert, und jüngst ging es eben mal wieder nach La Souterraine, in eine der beiden französischen Partnerstädte von Filderstadt. Wir, damit meint die Bernhäuserin die Deutsch-Französische Gesellschaft. Seit 2003 gibt es den Verein, der sich vor allem um den Austausch auf kultureller Ebene bemüht. Christine Wagner ist nicht nur Gründungsmitglied, sondern seit 2009 auch offiziell die Vorsitzende, wie sie an diesem Nachmittag am Kaffeetisch erzählt.

 

Man kann es erahnen, wenn man genau auf ihren Akzent hört: Christine Wagner lebt zwar seit 1978 in Filderstadt, ist aber eine gebürtige Französin. Geboren wurde sie in Straßburg. Im Schwäbischen fühlt sie sich nach eigenen Angaben sehr wohl, doch „mein Antrieb ist, Frankreich zu zeigen“. Und so geht es für die Mitglieder der Deutsch-Französischen Gesellschaft – aktuell sind es 75 – eben regelmäßig ins Nachbarland. Zahlreiche aufwendig gestaltete Fotobücher erzählen von Trips in die Provence, die Champagne oder ins Burgund, von Straßenfesten, Wanderungen und Weinproben. Ebenso war Christine Wagner in den vergangenen Jahren stets die erste Ansprechpartnerin, wenn es darum ging, Besucherinnen und Besucher aus den beiden Partnerstädten La Souterraine und Dombasle-sur-Meurthe in Filderstadt zu empfangen und sie in Privathaushalten unterzubringen. Vor allem auch im Jahr des 50. Geburtstags von Filderstadt gibt es da viel zu tun. „Ich habe gestern mit der Partnerstadt telefoniert, heute auch. Wir sind sehr im Kontakt“, erzählt sie.

Sie hat die Medaille des Élysée-Vertrags bekommen

Für ihre langjährige Partnerschaftsarbeit ist Christine Wagner vor Kurzem vom französischen Generalkonsul in Stuttgart, Gaël de Maisonneuve, mit der Medaille des Élysée-Vertrags geehrt worden, einer Auszeichnung, die an Personen verliehen wird, die sich in der Zusammenarbeit der beiden Länder und der Menschen, die dort leben, besonders verdient gemacht haben. „Es geht um die deutsch-französische Freundschaft und um die europäische Idee“, sagt Nathalie Wagner (55), eine der beiden Töchter, und schaut auf die große weiß eingerahmte Urkunde mit dem blau-gelb gestreiften Orden. Der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub würdigte Christine Wagner bei der Gelegenheit als „Außenministerin“ der Stadt. Sie sei die „Herzkammer und Antriebskraft unserer langjährigen deutsch-französischen Freundschaft“.

Die Geehrte selbst lächelt bei dem Gedanken. „Ich habe immer alles sehr gern gemacht“, sagt sie. Nun aber hat es einen Wechsel gegeben. Die 82-Jährige hat bei der jüngsten Versammlung der Deutsch-Französischen Gesellschaft ihr Vorstandsamt abgegeben. An der Spitze des Vereins steht nun Stéphane Lacalmette aus Harthausen, unter anderem in der Stadt bekannt als Vorsitzender des Kita-Gesamtelternbeirats. „Wir brauchen eine Kontinuität“, sagt Nathalie Wagner. Der Verein müsse sich verjüngen. Die beiden Frauen bleiben dem Vorstand jedoch erhalten. Die Mutter ist auf den Posten der stellvertretenden Vorsitzenden gerutscht, den bislang ihre Tochter belegt hatte. Ihrer Leidenschaft wird die Außenministerin also weiterhin nachgehen: Menschen zusammenbringen.