Immer weniger Menschen in Belgien lernen Deutsch. Dieser Entwicklung soll mit der „Woche für Deutsch“ gegengesteuert werden.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Belgien steckt voller Überraschungen, bisweilen auch für die Belgier selbst. Denn viele von ihnen wissen nicht, dass Deutsch eine der drei gesetzlich festgeschriebenen Landessprachen ist. Neben den elf Millionen Einwohnern, die Französisch oder Niederländisch sprechen, gibt es auch in einem kleinen Gebiet in der Provinz Lüttich rund 80 000 Belgier, für die Deutsch die Alltagssprache ist.

 

„Dieses Bewusstsein ist tatsächlich nicht bei allen Belgiern vorhanden“, bestätigt Martin Kotthaus, der Deutschland als Botschafter in Brüssel vertritt. Mit einiger Sorge betrachtet er die Entwicklung, dass die Zahl der jungen Menschen, die Deutsch in der Schule lernen, seit einigen Jahren rückläufig ist. Das hänge natürlich mit der Konkurrenz durch andere Sprachen wie Englisch und Spanisch zusammen, aber auch die Zahl der Deutschlehrer in Belgien sei zuletzt gesunken.

Der mäßige Ruf der deutschen Sprache

Diesem Trend soll nun entgegengesteuert werden. Aktuell findet deshalb in Belgien eine „Woche für Deutsch“ statt, organisiert unter anderem von der deutschen Botschaft, dem Goethe-Institut und Lehrerverbänden. Mit dabei sind auch Institutionen aus Liechtenstein, Österreich und der Schweiz. In diesem Fall funktioniert nach Auskunft der Beteiligten die grenzüberschreitende Zusammenarbeit überaus reibungslos. Ziel sei es, nicht nur den eher mäßigen Ruf aufzupolieren, den die deutsche Sprache im Ausland oft genießt. Zu kompliziert und damit schwer zu lernen, lautet das Standardvorurteil. Dabei ist Deutsch in der EU die am häufigsten gesprochene Muttersprache.

Ein Vorteil bei der Jobsuche

Martin Kotthaus unterstreicht auch, dass das Erlernen einer Fremdsprache nicht nur die Erweiterung des kulturellen Horizontes sei. Gerade in der Grenzregion sei Deutsch ein wirkliches Plus bei der Jobsuche. „Es gibt viele deutsche Firmen, die sich in Belgien engagieren und umgekehrt“, erklärt der Botschafter. Auf rund 40 Veranstaltungen wird im ganzen Land für die deutsche Sprache geworben. Das reicht von Theaterworkshops über Kinovorführungen bis zu Poetry-Slam-Abenden.

Die Lehrkräfte werden gezielt angesprochen

„Wir sprechen auch ganz gezielt Schulen und die entsprechenden Entscheidungsträger an“, erklärt Rafael Deschka, stellvertretender Leiter des Goethe-Instituts in Brüssel. „Unsere Daten, die wir alle fünf Jahre erheben, zeigen leider, dass immer weniger Schüler Deutsch wählen.“ Aus diesem Grund würde versucht, die Lehrkräfte gezielt zu unterstützen. Auch er betont, dass in der Wirtschaft nach Fachkräften gesucht wird und Sprachkenntnisse ein entscheidendes Einstellungskriterium sein können.