Die Reise von Bundeswirtschaftsminister Altmaier in die Türkei ist wichtig. Aber einen Blankoscheck für Präsident Erdogan darf es nicht geben, kommentiert Christopher Ziedler.

Ankara - Beim Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in Berlin Ende September hat es mit der Versöhnungs-Choreografie noch nicht geklappt. Berichtet wurde weniger über Recep Tayyip Erdogans freundlichere Worte gegenüber Deutschland, sondern darüber dass er beim Staatsbankett kritisierte, die Bundesrepublik gehe nicht konsequent genug gegen jene vor, die er als Terroristen bezeichnet. Ein Journalist, der auf seinem T-Shirt Pressefreiheit verlangte, musste die Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel verlassen. Und der Erdogan-Kritiker Can Dündar erschien gar nicht, um nicht die Abreise des Präsidenten zu provozieren.

 

Mit Verzögerung hat die Entspannungspolitik nun auf der Türkeireise von Wirtschaftsminister Peter Altmaier doch noch Fahrt aufgenommen. Die Bundesregierung verstärkt die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit – und setzt darauf, dass sich in kooperativer Atmosphäre die politischen Streitpunkte ausräumen lassen. Dass diese Hoffnung trügen kann, zeigt die Verurteilung einer der fünf deutschen „politischen Gefangenen“ an Altmaiers Abreisetag. Dennoch ist das Bemühen um Ausgleich verständlich, weil es viele gemeinsame Interessen gibt. Mehr denn je kommt es darauf an, Erdogan keinen Blankoscheck auszustellen, sondern eine Balance von Kooperation und Kritik zu schaffen.