Geflüchtete und deutsch-türkischstämmige Kinder haben im Rahmen des Projektes „Stadtentdecker“ ihre Stadtteile erforscht und kindgerechte Karten erstellt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Ost - Die Karten, die seien für neue Kinder in Stuttgart. „Da kann man dann kucken, wo man hingehen muss, wenn man seinen Weg verloren hat“, erzählt Malak. Die Elfjährige lebt seit eineinhalb Jahren in Stuttgart, stammt aber aus dem Irak. Gemeinsam mit sieben anderen Kindern, teils ebenfalls aus Flüchtlingsunterkünften, teils mit deutsch-türkischem Hintergrund hat sie ihren Stadtteil neu kennen gelernt. Erst hätten sie Fotos gemacht, gebastelt, dann viel gezeichnet. Natürlich waren sie auch vor Ort im Stadtbezirk unterwegs und haben dort Spiele gemacht, um den Bezirk besser kennen zu lernen. Am Ende haben sie alles auf einer Stadtkarte zusammengetragen. Malak hat mit ihrer Gruppe den Norden rund um den Nordbahnhof erkundet. Der zehnjährige Asil wiederum war mit seiner Truppe im Stuttgarter Osten unterwegs. Seine Aufgabe bei der Stadtrallye? „Ich habe die Lösungen gesagt“, sagt er schlicht. Und fügt als Erklärung für sein umfassendes Wissen hinzu: „Ich bin ein U-Bahn-Kind, ich kenn mich halt aus.“

 

In drei Stuttgarter Stadtteilen haben Kinder, aufgeteilt in drei Gruppen, ihre Nachbarschaft erforscht und dazu Stadtteilkarten mit ihren liebsten Orten entworfen. Das Projekt „Stadtentdecker“ des Deutsch-Türkischen Forums (DTF) hat dabei Kinder aus Flüchtlingsunterkünften mit türkischstämmigen Kindern zusammengebracht. Für die Stadtentdecker ist das DTF im vergangenen Herbst von der Renate-Lingk-Siftung bei dem Programm „Ich bin wertvoll“ mit dem zweiten Preis ausgezeichnet worden und hat zudem den Publikumspreis erhalten. Denn natürlich sollen die Karten nun auch anderen Kindern helfen, sich in ihrem Stadtteil zurecht zu finden. Aber: „Wir helfen den Kindern auch, sich wertvoll zu fühlen“, sagt Maria Tramountani. Die 26-Jährige ist hauptamtlich beim DTF als Pädagogische Referentin für Stipendien- und Mentorenprogramme tätig und hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Alice Heisler das Projekt koordiniert, Heisler war meistens mit den Kindern unterwegs. „Die Kinder haben selbst Orte vorgeschlagen und ich habe ihnen dann auch vieles gezeigt, was sie noch nicht kannten“, sagt Heisler. Alle zwei Wochen seien sie, unterstützt von ehrenamtlichen Helfern losgezogen, die Kinder aus den Unterkünften habe sie meistens abgeholt.

Zuletzt hätten sie gemeinsam die Jugendräte der Stadtbezirke besucht. Und da die teilweise ja vor Ort aufgewachsen sind, konnten sie den Grundschulkindern noch einiges helfen und ihre Karten um ein paar Geheimtipps ergänzen.

Von Januar bis Juli waren die drei Gruppen mit jeweils fünf bis zehn Kindern im Stuttgarter Osten, im Norden und in Zuffenhausen unterwegs. Unterstützt von den Gestaltern Carlos Garcia Sancho-Sanchez und Migle Melanie Kundrot haben sie danach die Karten grafisch umgesetzt. Viele eigene Zeichnungen und Zitate von den Kindern sind dabei. „Die Karten sind wie diese Wimmelbilder“, sagt Tramountani.

Die Mitarbeiterinnen des Deutsch-Türkischen Forums wollen die Stadtentdecker-Karten nun an ihren Kooperationsschulen sowie an die Jugendräte verteilen. Etwa 1000 haben sie drucken lassen. Interessierte können diese auch beim DTF erhalten. „Schön wäre es, wenn es irgendwann von allen Stadtbezirken Karten gibt“, sagt Tramountani abschließend. Und auch die Kinder haben ihre persönliches Fazit von dem Stadtentdecker-Projekt: „Am liebsten war ich beim Eis essen“, sagt Malak. Das kann Asil bestätigen: „Am schönsten war das Eis essen am Pinguin.“