Bei den deutschen Autobauern rächt sich, dass sie zu stark auf den Diesel gesetzt haben, meint Harry Pretzlaff. Die bessere Strategie hat Toyota.

Genf - In diesem Jahr werden auf dem Genfer Autosalon eine ganze Reihe von Wagen enthüllt, die elektrisch fahren und sich vielfach auch autonom ihren Weg durch den Stadtverkehr suchen. Die Passagiere müssen sich nicht mehr um den Verkehr kümmern, sondern können abschalten oder arbeiten. So etwa bei der luxuriösen Limousine ID Vizzion von VW, die weder Lenkrad noch Pedale hat. Markenchef Herbert Diess schwärmt vom begehrenswertesten Auto der Wolfsburger, das viele haben wollten. Die Sache hat nur einen Haken: Die Limousine ist nur eine Fahrzeugstudie, die es so oder ähnlich erst 2022 zu kaufen geben soll.

 

VW träumt wie viele Wettbewerber von der Zukunft und lenkt damit auch ein bisschen von den aktuellen Problemen beim Diesel ab. Immer mehr Käufer steigen von Dieselautos auf Benziner um, die mehr Kraftstoff verbrauchen und damit auch mehr klimaschädliches Kohlendioxid ausstoßen. Nachdem das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Fahrverbote erlaubt hat, dürfte sich die Entwicklung zumindest in Deutschland, dem größten europäischen Markt, noch beschleunigen. Damit drohen den Autobauern hohe Strafzahlungen, weil sie die bereits bald geltenden strengeren Emissions-Grenzwerte für Kohlendioxid zu verfehlen drohen.

Die Autobauer können nicht liefern

Ein breites Angebot attraktiver Elektroautos könnte hier Abhilfe schaffen. Doch die Autobauer können noch nicht liefern. Deshalb wird der Diesel von den deutschen Herstellern nach Kräften verteidigt.

Jetzt rächt sich, dass die deutschen Autobauer den Elektroantrieb zu lange nur halbherzig entwickelt haben. Toyota dagegen hat früh auf den Hybridantrieb, also eine Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor gesetzt, der jetzt stark gefragt ist. Nun verkündet Toyota, dass in Europa der Abschied vom Diesel eingeleitet werden soll. Dennoch rechnen Experten damit, dass die Japaner die strengeren EU-Grenzwerte spielend schaffen werden. Lange haben die deutschen Hersteller Toyota belächelt, weil die Japaner ihren eigenen Weg gingen. Nun könnten die Spätzünder neidisch sein.