Deutsche Bahn Betriebsrat nennt Grubes Pläne „eine Kapitulation“

Der Chef des Europäischen Betriebsrats der Deutschen Bahn lehnt das Sanierungskonzept bei DB Cargo im Schienengüterverkehr ab und kündigt massive Proteste an.
Berlin - Bei der kriselnden Deutschen Bahn AG stößt das Sanierungskonzept „Zukunft Bahn“ von Konzernchef Rüdiger Grube auf immer heftigeren Widerstand. Die Pläne Grubes seien „kein Zukunftskonzept, sondern eine Kapitulation“, sagte der Chef des Europäischen Betriebsrats der DB AG, Jörg Hensel, im Interview mit dieser Zeitung.
Hensel kritisierte die Rotstiftpläne von Konzernchef Grube bei DB Cargo im Schienengüterverkehr scharf und kündigte massive Proteste an. Für die seit fünf Jahren anhaltenden Verluste der DB-Tochter und größten Güterbahn Europas seien Missmanagement, aber auch falsche politische Weichenstellungen zum Vorteil des Lkw- und Straßenverkehrs verantwortlich.
Intelligente Wachstumsstrategie gefordert
„Bei DB Cargo wird seit Jahren umstrukturiert, es gibt wiederholt Führungswechsel, es fehlt eine klare Linie und Zukunftsstrategie“, sagte Hensel. Politiker hielten derweil „viele Fensterreden, anstatt verbindliche Ziele für die dringend gebotene ökologische Verkehrswende festzuschreiben“. Mit höheren Energiesteuern für Züge und einer abgesenkten Lkw-Maut werde der umweltschonende Schienengüterverkehr gewiss nicht wettbewerbsfähiger.
Die Arbeitnehmervertreter befürchten den Wegfall von mindestens 3000 Stellen bei DB Cargo, zudem sollen 210 von noch 1500 Gleisanschlüssen geschlossen und weitere 150 Verladestellen nur noch bei Bedarf bedient werden. Diese Pläne der DB-Spitze seien „falsch und inakzeptabel“, sagte Hensel. Nötig sei eine intelligente Wachstumsstrategie, dafür habe man ein Alternativkonzept vorgelegt.
Betriebsräte und die Gewerkschaft EVG haben für den 8. Juni zu Protesten vor dem Bahntower in Berlin aufgerufen. Dann soll der DB-Aufsichtsrat die Konzepte beraten.
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