Die Deutsche Bahn hat Ertragsprobleme. Mit einem Konzernumbau, einem Sparprogramm und einer gestrafften Führungsspitze sollen die Kosten gesenkt werden.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Nächsten Montag trifft sich der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn (DB) zu einer außerordentlichen Sitzung. Konzernchef Rüdiger Grube wird den 20 Kontrolleuren des größten deutschen Staatskonzerns wenig Gutes zu berichten haben. Zum wiederholten Male hat der Mobilitätsriese seine Umsatz- und Ertragsziele deutlich verfehlt und kämpft zudem weiter mit Technik-, Qualitäts- und Serviceproblemen. Das bringt auch Grube selbst immer mehr unter Druck.

 

Von den hochfliegenden Zielen, die der seit sechs Jahren amtierende Konzernchef einst anpeilte, ist die DB mittlerweile weit entfernt. Der Umsatz sollte sich auf 70 Milliarden Euro verdoppeln, der Gewinn bis 2020 auf vier Milliarden Euro pro Jahr klettern. In diesem Jahr wäre Grube aber schon froh, wenn bei rund 40 Milliarden Euro Umsatz die Hälfte dieses Ertrags geschafft würde. Und auch das wird wohl nur mit strammem Kostenabbau gelingen.

Der Bahn-Chef will nun mit Sparprogrammen, dem Konzernumbau und einer gestrafften Führungsspitze gegensteuern. Bis 2019 sollen mindestens 600 Millionen Euro vor allem in der Verwaltung abgebaut werden. Wichtigster Punkt: die Auflösung der DB Mobility Logistics AG (DBML), in der Personen- und Güterverkehr zusammengefasst sind. Die DBML war einst eigens gegründet worden, um die Verkehrssparten an die Börse bringen zu können.

Doch das ist kein Thema mehr, dafür steht der Konzern viel zu schlecht da. Die Auflösung der teuren und komplizierten Doppelstrukturen gilt als längst überfällig, die Zustimmung des Aufsichtsrats dazu als sicher. Die Verkehrssparten würden damit künftig wieder direkt von der Holding geleitet. Gewinner und Verlierer des Umbaus an der Konzernspitze zeichnen sich wie berichtet ab. Neben Grube sollen demnach Finanzchef Richard Lutz, Netzvorstand Volker Kefer und Personalchef Ulrich Weber weiter im Konzernvorstand sitzen. Neu aufrücken sollen Cheflobbyist Ronald Pofalla und Fernverkehrschef Berthold Huber. Rechtsvorstand Gerd Becht und Transportchef Karl-Friedrich Rausch sollen vorzeitig in den Ruhestand gehen. Verkehrsvorstand Ulrich Homburg werde dagegen seinen Job verlieren, heißt es. Bestätigt bisher ist allerdings nur der rasche Abgang von Technikchefin Heike Hanagarth bereits Ende Juli.

Besonders die Personalie Pofalla bleibt umstritten. Nach bisherigen Planungen sollte der frühere Kanzleramtsminister und enge Mitarbeiter von Regierungschefin Angela Merkel (CDU) erst in den DB-Vorstand aufrücken, wenn der Vertrag von Becht im Februar 2017 ausläuft. Hier würden also Zusatzkosten entstehen. Der plötzliche Wechsel Pofallas auf den hochbezahlten DB-Posten hatte viel Aufregung und Kritik ausgelöst, auch die einflussreiche Eisenbahnverkehrsgewerkschaft (EVG) war darüber wenig begeistert.

In Bahnkreisen geht man deshalb davon dass, dass EVG-Chef und DB-Vizeaufsichtsratschef Alexander Kirchner dem raschen Aufstieg Pofallas und den Sparprogrammen nur unter Zugeständnissen zustimmen wird. So spielt Grube dem Vernehmen nach auch mit dem Gedanken, Dienstleistungssparten wie Reinigung oder Wartungsaufgaben an Externe auszugliedern, um Kosten zu sparen. Die Durchsetzung dieser Pläne bei den Gewerkschaften könnte schwierig werden, heißt es. Die EVG hat ein Forderungspapier zum Konzernumbau angekündigt, das der Bahnspitze übergeben werden soll.

Mehr Erfolg könnte Grube mit einer Teilprivatisierung der Auslandstochter Arriva und der DB Schenker Logistics haben. Der Verkauf eines Minderheitsanteils an private Investoren könnte dem Staatskonzern frisches Geld bringen. Sowohl Arriva als auch DB Schenker hatte die Bahn nach der Bahnreform für viel Geld erworben, um damit vor allem ihre internationalen Geschäfte auszubauen.

Der Bahn-Sprecher der Grünen im Bundestag, Matthias Gastel, fordert, dass die Bahn sich mehr auf ihr sanierungsbedürftiges Kerngeschäft im Inland konzentriert. So könnten die Erlöse aus einem Arriva-Verkauf in dringend benötigte neue Fernverkehrszüge gesteckt werden, sagte Gastel dieser Zeitung. „Statt die größten Baustellen anzupacken, ist über Jahre nichts passiert“, kritisiert der Schwabe. Grube habe viel zu lange damit gewartet, die Fehler zu korrigieren, die ihm sein Vorgänger Hartmut Mehdorn eingebrockt habe.