Einen Zusammenschluss der großen Banken könnte die Politik allein nicht durchsetzen. Was würde eine solche Fusion bedeuten?

Frankfurt - Über 20 Gespräche haben Bundesfinanzminister Olaf Scholz und seine Staatssekretäre seit Mai mit Vertretern der Deutschen Bank geführt. Hinzu kamen mehrere Treffen mit Commerzbank-Chef Martin Zielke und dem Finanzinvestor Cerberus, der an beiden Großbanken beteiligt ist. Die Auflistung dieser Begegnungen, die durch eine Anfrage des baden-württembergischen Grünen-Abgeordneten Danyal Bayaz an das Finanzministerium bekannt wurden, haben die seit Monaten kursierenden Spekulationen über eine mögliche Fusion der beiden größten deutschen Privatbank beflügelt. Immerhin ist der Bund Großaktionär bei der Commerzbank, er hält einen Anteil von 15 Prozent.

 

Niemand im Aufsichtsrat will eine Fusion

Zwar erklärte Deutsche-Bank-Aufsichtsrat Frank Bsirske vergangene Woche, das Kontrollgremium des Branchenprimus habe kein Interesse an einer baldigen Fusion: „Derzeit befindet sich im Aufsichtsrat der Deutschen Bank niemand, der kurzfristig einen Zusammenschluss mit der Commerzbank möchte“, sagte der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Doch die Gerüchteküche konnte er damit nicht zum Stillstand bringen. Dass ein Gewerkschaftsboss eine wohl zwangsläufig mit Stellenabbau verbundene Fusion ablehnt, wurde eher als Wunschdenken aufgefasst. Und die Entscheidung läge letztlich nicht bei den Vertretern der Arbeitnehmerseite, sondern bei den Anteilseignern.

Bei der Commerzbank ist nach dem Bund Cerberus der zweitgrößte Einzelaktionär mit einem Anteil von etwas über fünf Prozent. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock als Nummer drei hält etwas weniger als fünf Prozent der Anteile. Weitere 55 Prozent des Kapitals liegt in den Händen von anderen institutionellen Investoren – also Versicherungen, Fonds, Pensionsvereinen und anderen Banken.

Chinesischer Großinvestor sichert sich Einfluss

Bei der Deutschen Bank hat sich ein chinesischer Großinvestor erheblichen Einfluss gesichert: Über den österreichischen Vermögensverwalter C-Quadrat hält der chinesische Mischkonzern HNA Group 7,6 Prozent der Stimmanteile. Das Emirat Katar ist über zwei Holdinggesellschaften mit über sechs Prozent an dem Geldhaus beteiligt, Blackrock folgt mit knapp fünf Prozent. Cerberus besitzt gut drei Prozent.

Welchen Einfluss haben diese Großaktionäre? Welche Interessen verfolgen sie? Bei den Scheichs aus Katar unterstellen Experten eine eher langfristige Ausrichtung. Hedgefonds wie Cerberus (oder der US-Investor Hudson Executive) sind dagegen eher an einer schnellen Wertsteigerung interessiert – um dann möglichst gewinnbringend zu verkaufen.

Zusammenschluss würde zuerst Geld kosten

Ob ein Zusammenschluss von Commerzbank und Deutscher Bank allerdings kurzfristige Erfolge zeitigen würde, ist ungewiss: „Selbst wenn massiv Stellen abgebaut und andere Synergieeffekte gehoben würden, kostet das erst einmal Geld – beispielsweise für Abfindungen“, gibt der Frankfurter Banken-Professor Martin Faust zu bedenken. Auch Hans-Peter Burghof von der Uni Hohenheim ist skeptisch: „Ein Großkunde, der jeweils 100 Millionen Euro Kredit bei beiden Banken hat, wird sich hüten, künftig den doppelten Betrag nur bei einem Institut zu leihen, weil er dann in zu große Abhängigkeit gerät.“

Neben den Anteilseignern hätten bei einer Fusion auch Kartellbehörden und Aufsicht noch ein Wörtchen mitzureden. Eine formelle Erlaubnis der EZB-Bankenaufsicht ist zwar nicht erforderlich, de facto könnte das zu gründende Großinstitut aber nur mit ihrem Segen bestehen. Ein Vertreter des Aufsichtsgremiums, Ignazio Angeloni, warnte im Sommer: „Die Fusion von zwei schwachen Instituten ergibt für sich genommen noch keine starke Bank.“