Die US-Bundespolizei FBI geht Anschuldigungen einer Ex-Mitarbeiterin des Geldhauses nach und kontaktiert deren Anwalt.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Geldwäsche-Vorwürfe gegen die Deutsche Bank haben offenbar das FBI auf den Plan gerufen. Die Ermittlungen der US-Bundespolizei beziehen sich laut einem Bericht der „New York Times“ unter anderem auf den Umgang mit der Firma von Jared Kushner, dem Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump.

 

Eine frühere Bankmitarbeiterin hatte der „Times“ im Mai von Verdachtsmomenten gegen Kushner Companies berichtet und beklagt, ihre Vorgesetzten hätten ihre 2016 verfassten Berichte darüber nicht an die Behörden weitergegeben. Der Anwalt dieser Informantin sei nun vom FBI kontaktiert worden, berichtete die Zeitung. Unklar sei, ob die Bundespolizei auch Beschwerden weiterer Bankmitarbeiter bezüglich Trumps eigener Unternehmen nachgehe. Auch hier hatten Geldwäsche-Spezialisten Verdachtsmeldungen wegen einzelner Transaktionen verfasst, die nicht weitergeleitet wurden.

Dass der Gehalt solcher Berichte intern geprüft wird und nicht alle an die Behörden weitergegeben werden, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Für die Deutsche Bank sind die Vorwürfe dennoch peinlich: Vor seiner Wahl zum US-Präsidenten war der Immobilienmogul Trump für das Institut ein wichtiger Kunde.

Die Bafin setzt Sonderbeauftragten ein, um Risikomanagement der Bank zu überprüfen

Obendrein sieht sich die Bank nicht nur in den USA mit dem Verdacht laxer Geldwäschekontrollen konfrontiert. So setzte die deutsche Finanzaufsicht Bafin einen Sonderbeauftragten ein, um die Risikomanagementprozesse der Bank zu überprüfen. Er soll unter anderem die Rolle der Deutschen Bank im Geldwäsche-Skandal um die Danske Bank untersuchen. Bei der estnischen Niederlassung des Instituts hatten zahlreiche Bürger aus ehemaligen Sowjetrepubliken Konten, über die verdächtige Zahlungen im Wert von 200 Milliarden Euro geflossen sind. Ein Teil davon landete auf Konten der Deutschen Bank in den USA. Bereits Anfang 2017 hatte das Institut wegen eines Geldwäsche-Skandals in Russland fast 600 Millionen Euro an britische und amerikanische Behörden zahlen müssen.

Die Skandale in Russland und Estland flogen 2015 auf. Doch auch die danach in den Vorstand berufene Regulierungsexpertin Sylvie Matherat konnte nicht verhindern, dass die Deutsche Bank immer wieder mit Geldwäsche-Vorwürfen zu kämpfen hat. Besonders blamabel für das Institut war Ende 2018 eine Großrazzia am Hauptsitz in Frankfurt. Die dortige Staatsanwaltschaft wirft der Bank vor, bis in das Jahr 2016 Steuerhinterziehung durch reiche Kunden gedeckt zu haben.

Matherats Stuhl wackelt mittlerweile gewaltig, ebenso der des Investmentbanking-Chefs und stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Garth Ritchie. Gegen ihn wird im Zusammenhang mit Cum-Ex-Geschäften früherer Bankkunden ermittelt. Konzernchef Christian Sewing hat bereits einen Umbau der Bank angekündigt – es gilt als unwahrscheinlich, dass Matherat und Ritchie diesen überstehen.