Bei der frühkindlichen Bildung und beim Übergang ins Berufsleben leistet Deutschland Vorbildliches. Die guten Noten steht im OECD-Bildungsbericht.

Berlin - Deutschland hat nach Ansicht der OECD mit seinem Bildungssystem einen Schritt nach vorn gemacht. Die jährlich vorgelegte Studie „Bildung auf einem Blick“, mit der die Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit die Bildungsanstrengungen der Industrienationen vergleicht, kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem im Bereich der frühkindlichen Bildung und beim Übergang ins Berufsleben Deutschland zum Teil vorbildliche Ergebnisse abliefert. So kamen 2013 in Deutschland 92 Prozent der Dreijährigen Programme der frühkindlichen Bildung zugute. 2005 lag dieser Anteil bei 80 Prozent. Mittlerweile liegt, bedingt durch den Ausbau der Kindergärten, auch bei den Zweijährigen die Betreuungsquote mit 59 Prozent deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 39 Prozent.

 

Der Einstieg in die Berufswelt fällt jungen Menschen in Deutschland vergleichsweise leicht. Dies habe nach Ansicht des stellvertretenden OECD-Generalsekretärs Stefan Kapferer mit der guten Konjunktur zu tun, sei aber auch ein Verdienst der beruflichen Bildung. Deshalb lag 2014 der Anteil junger Menschen, die weder Arbeit hatten noch an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnahmen, in Deutschland bei vergleichsweise niedrigen 10,1 Prozent. Der OECD-Schnitt bei den 20- bis 24 Jährigen beträgt 17,9 Prozent. Die berufliche Bildung sei auch ein geeignetes Mittel, um die Integration junger Migranten erfolgreich zu gestalten, so Kapferer: „Allerdings kommt es jetzt darauf an, etwa durch spezielle Angebote für Flüchtlinge, diese Basis noch weiter zu stärken und an deren Bedürfnisse anzupassen.“

Das Interesse an Mathematik und Technik wächst

Positiv bewertet die OECD, dass das Interesse an den sogenannten Mint-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zunimmt. Mit 40 Prozent aller Studienanfänger liege Deutschland im OECD-Schnitt an der Spitze. Allerdings beklagt die OECD, dass noch immer zu wenig unternommen werde, um das Interesse von Mädchen an einer naturwissenschaftlichen Ausrichtung der Ausbildung zu wecken. Kapferer sieht dies auch „in den Elternhäusern begründet.“ Demnach schwebe Eltern von Jungen in 40 Prozent der Fälle eine naturwissenschaftliche Prägung des Berufswegs vor. Bei Mädchen treffe dies nur bei 14 Prozent zu.

Mehr als nur ein Wermutstropfen ist die hohe Zahl an Studienabbrechern. Laut Studie begannen 2013 rund die Hälfte eines Jahrgangs ein Studium, aber nur knapp ein Drittel schloss es auch erfolgreich ab. In der OECD liegt die Quote der Studienanfänger bei 60 Prozent eines Jahrgangs. Rund 50 Prozent können einen erfolgreichen Abschluss feiern. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) nannte die Abbrecherquote von 28 Prozent „beunruhigend“.

Erneut kritisiert die OECD die niedrigen Bildungsausgaben

Erneut beklagt die OECD den ihrer Ansicht nach zu niedrigen Anteil (4,4 Prozent) der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt. Der OECD-Schnitt liegt bei 5,3 Prozent. Wanka weist diesen Vorwurf zurück. Das Missverhältnis resultiere daraus, dass in den OECD-Studien staatliche und private Ausgaben zusammen gerechnet würden, weshalb etwa Großbritannien mit extrem hohen Studiengebühren in dieser Statistik deutlich besser dastehe. Außerdem werde das deutsche Bafög gar nicht berücksichtigt, weil es als Sozialleistung gilt.