Deutsche Eishockey Liga Vier Gründe, warum die Steelers in der DEL bleiben
Vorzeitig hat der DEL-Neuling aus Bietigheim den Klassenverbleib fix gemacht – nun lockt die Chance auf die Qualifikation für die Pre-Play-offs, die am 5. April beginnen.
Vorzeitig hat der DEL-Neuling aus Bietigheim den Klassenverbleib fix gemacht – nun lockt die Chance auf die Qualifikation für die Pre-Play-offs, die am 5. April beginnen.
Die Bietigheim Steelers haben vorzeitig den Klassenverbleib in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) perfekt gemacht, dabei war der Aufsteiger vor Rundenbeginn von vielen Experten in und außerhalb der DEL zum Absteiger Nummer eins abgestempelt worden. Das 1:2 nach Penaltyschießen gegen Schlusslicht Krefeld Pinguine brachte dem Neuling den letzten benötigten Punkt, um sportlich das DEL-Ticket für die nächste Saison zu buchen. Würde man es ein Wunder nennen, es wäre eine Beleidigung für alle, die bei den Steelers arbeiten. „Es war kein Glück“, betont Geschäftsführer Volker Schoch mit Nachdruck, „wenn schon, dann haben wir uns dieses Glück erarbeitet. Hinter allem, was wir getan haben, steckte ein Plan.“ Und der ist weitgehend aufgegangen. Wir nennen die vier wichtigsten Gründe für den Ligaverbleib der Steelers.
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1. Der Teamgeist Die Steelers hielten den Großteil der Mannschaft, die gegen die Kassel Huskies den Aufstieg perfekt gemacht hatte – obwohl Kritiker raunzten, vielen Spielern fehle die Klasse für die höheren Aufgaben in der Beletage des Eishockeys. „Wir wussten genau, was diese Profis können, und wir haben ihnen vertraut“, sagt Schoch. Zusätzlich wurde die Meistertruppe punktuell verstärkt, und zwar mit Akteuren, die das Trainerteam genau unter die Lupe genommen hatte – und die wurden in ein intaktes Teamgefüge formgenau eingepasst. Das Ergebnis war eine verschworene Einheit, Störfaktoren wie etwa Mitchell Heard, wurden konsequent aussortiert. „Wir haben keine Stars, auch weil wir sie uns gar nicht leisten können“, verdeutlicht Schoch, „wir sitzen alle in einem Boot mit gleich langen Rudern.“ Nachdem sich die einstigen Zweitligaspieler an das höhere Tempo in der DEL gewöhnt und sie sich dem angepasst hatten, ging es seit der Deutschland-Cup-Pause im November mehr und mehr aufwärts.
2. Die Führungsspieler Der Torhüter ist eine Schlüsselposition im Eishockey, die Steelers holten in Sami Aittokallio einen 29-Jährigen mit der Erfahrung von mehr als 100 Partien in der finnischen Liga – und der erfüllte die hohen, in ihn gesetzten Erwartzungen voll und ganz. Mit 92,88 Prozent Fangquote belegt der Finne Platz fünf in der DEL-Statistik. Und auch der nachverpflichtete Ersatzmann Tom McCollume (32) bewies mehrfach seine Erstligaeignung, als Aittokallio zuletzt mehrfach pausieren musste. Die zweite Überlebensversicherung der Bietigheimer war die erste Sturmreihe mit Riley Sheen, C. J. Stretch und Evan Jasper – das nordamerikanische Trio ist für 69 der 148 Steelers-Treffer verantwortlich. Die Steelers hatten den Stürmern früh Erstligaverträge angeboten, obwohl „viele Stimmen sowohl Sheen als auch Jasper die DEL-Tauglichkeit abgesprochen hatten“, wie Schoch unterstreicht. Sheen führt die Torjägerliste der DEL mit 38 Toren an, was die Einschätzung der Kritiker eindrucksvoll widerlegt. „Wir wussten immer, was wir an diesen dreien haben“, sagt der 56 Jahre alte Geschäftsführer aus dem Ellental.
Und dann ist da der Kapitän. Constantin Braun war als Eckpfeiler der Mannschaft verpflichtet worden, die Krefeld Pinguine hatten keine Verwendung mehr für den Abwehrspieler – und der Ex-Nationalspieler brachte seine ganze Erfahrung aus mehr als 600 DEL-Partien beim Neuling ein. Der gebürtige Hesse aus Lampertheim ging auf dem Eis wie in der Kabine voran, war Vorbild und Motivator – und seine Worte wurden gehört. Der 34-Jährige besitzt Lebenserfahrung und weiß, wie man aufsteht, wenn man am Boden liegt. Vor Jahren war Braun alkoholsüchtig. „Er ist ein absolut gefestigter Profi“, sagt Schoch, „so einen brauchten wir im Team.“
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3. Die Chefetage Trainer Daniel Naud, sein Assistent Fabian Dahlem und Geschäftsführer Schoch traten als Einheit auf. Als der Aufsteiger im Herbst neun sieglose Partien in Folge zu verkraften hatte und immer tiefer rutschte, behielt jeder aus der Führungscrew einen kühlen Kopf und ließ sich nicht zu Aktionismus verleiten. Eine Trennung von Naud war nie ein Thema, wie Schoch damals betonte. Die drei Männer erledigen ihre Jobs unaufgeregt und umsichtig, Schoch mit Mobiltelefon am Schreibtisch, Naud und Dahlem mit Schläger auf dem Eis. Es herrscht eine breite Vertrauensbasis.
4. Die Finanzen Die Steelers haben mit 3,7 Millionen Euro den kleinsten Etat der 15 Erstligisten, doch im Management wurde gut schwäbisch gewirtschaftet und jeder Euro zweimal umgedreht, bevor er ausgegeben wurde. Den Club plagen keine Schulden, derzeit finden bereits Gespräche mit Sponsoren für die kommende Saison statt. Die Steelers arbeiten daran, den Etat um zehn bis 20 Prozent steigern zu können. Die Qualifikation für die Pre-Play-offs, die am 5. April beginnen, würde ein weiteres Heimspiel bringen – dafür müsste der Club mindestens Rang zehn belegen. Rund 70 000 Euro werden bei einem ausverkauften Heimspiel (4500 Fans) umgesetzt. Es wäre eine willkommene, nicht einkalkulierte Finanzspritze zum Ende einer erfolgreichen Saison.