Sollte Deutschland Israel auch militärisch helfen, wenn es zur Eskalation mit dem Iran kommt? Dafür sprechen sich einige Politiker in Deutschland aus. Doch diese Form des Beistands wäre falsch, findet Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

Berliner Büro: Rebekka Wiese (rew)

Das meiste, was Politikerinnen und Politiker sagen, wird vergessen. Bedeutend ist das wenige, was bleibt. So wie das, was Angela Merkel als Bundeskanzlerin im Jahr 2008 in der Knesset sagte: dass die Sicherheit Israels Teil der deutschen Staatsräson sei. Das ist geblieben.

 

Was genau das aber bedeutet, war hingegen nicht ganz klar. Genau diese Frage stellt sich aktuell mal wieder. Denn sowohl der Zentralrat der Juden in Deutschland als auch der CDU-Wehrexperte Roderich Kiesewetter haben die Bundesregierung dazu aufgefordert, Israel im Fall eines iranischen Angriffs militärisch bei der Abwehr zu unterstützen. Doch so richtig die Idee der Staatsräson auch sein mag: Es wäre falsch, deutsche Soldaten für eine Mission nach Israel zu entsenden.

Auf Deeskalation setzen

Zum einen darf man nicht vergessen, dass Israel Deutschland bislang nicht um diese Form der Unterstützung gebeten hat. Zum anderen hat sich in der Vergangenheit schon gezeigt: In manchen kritischen Situationen ist es doch noch gelungen, auf diplomatischen Wegen eine Eskalation zu verhindern. Ob sich das Schlimmste auch dieses Mal verhindern lässt, ist fraglich. Aber versuchen muss man es. Wenn Deutschland mit eigenen Soldaten vor Ort engagiert wäre, würde das wohl einige Gesprächskanäle kappen, auf die es genau jetzt ankommen könnte.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Zusammenarbeit mit der israelischen Regierung unter Premier Benjamin Netanjahu ist gerade schwierig. Inzwischen sind sich selbst Israels loyalste Verbündete einig, dass die israelischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung im Gazastreifen aufhören müssen. US-Präsident Joe Biden soll Premier Netanjahu dazu kürzlich erneut aufgefordert haben. Bislang vergeblich.

Die Idee der israelischen Sicherheit als Teil der deutschen Staatsräson ist heute aktueller denn je. Doch gerade das bedeutet in diesem Fall eben keinen militärischen Beistand – sondern Deeskalation.