Die Krise um Katar ist wirtschaftlich bisher kein Grund zur Panik, aber die Folgen können weitreichend sein.

Frankfurt - Die politischen Spannungen auf der Arabischen Halbinsel haben auch Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr. Die Fluggesellschaft Qatar Airways darf infolge der Krise nicht mehr in Saudi-Arabien landen, die arabischen Fluggesellschaften Etihad aus Abu Dhabi sowie Emirates aus Dubai haben ihre Flüge in Katars Hauptstadt Doha gestoppt, andere werden folgen. Im Gegenzug stellte die nationale Fluggesellschaft des Emirats Katar den Flugverkehr zu wichtigen Nachbarländern vorerst ein. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, sind neben den Verbindungen nach Saudi-Arabien auch solche in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Bahrain und nach Ägypten betroffen.

 

Die Auswirkungen auf den weltweiten Luftverkehr sind jedoch nach Ansicht des Branchenverbandes eher gering. Zwar bemüht sich auch Qatar Airways seit einiger Zeit, sich als Drehkreuz zwischen Europa und Asien zu etablieren, im Vergleich mit den Konkurrenten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Emirates und Etihad, ist der Erfolg bisher allerdings eher bescheiden. Knapp zehn Millionen Passagiere wurden am Hamad-Flughafen in Katar im ersten Quartal 2017 abgefertigt, viele davon kamen aus den Nachbarländern zum Umsteigen. Der Flughafen in Dubai dagegen hat sich schon vor zwei Jahren mit mehr als 70 Millionen Passagieren zum weltweit größten Flughafen erklärt. Qatar Airways ist jedoch an der Iberia- und British-Airways-Mutter IAG beteiligt. Der internationale Verband der Airlines (IATA) rief dazu auf, Grenzen nicht zu schließen. „Unsere Branche hängt von offenen Grenzen ab“, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac. Die Lufthansa fliegt Doha weiter an. „Wir sehen noch keinen Grund, unseren Flugplan zu ändern“, sagte ein Sprecher der Lufthansa.

Ölpreis geriet zeitweise unter Druck

Unterdessen hat die Krise am Golf Börsianer in Deutschland am Dienstag in als sicher geltende Anlagen getrieben. Gefragt waren vor allem Gold und deutsche Bundesanleihen, die Kurse an den europäischen Aktienmärkten gaben dagegen nach. Auch der Ölpreis geriet zeitweise unter Druck. Öl-Anleger befürchten nach Einschätzung von Experten nun, dass die politischen Spannungen im Nahen Osten die Bemühungen des Förderkartells Opec untergraben, die Produktionsmenge zu begrenzen und das weltweit herrschende Überangebot einzudämmen. Der Preis für die richtungsweisende Sorte Brent gab um bis zu ein Prozent auf 49,00 Dollar je Fass (159 Liter) nach. Die Opec-Länder hatten sich kürzlich darauf geeinigt, die Förderbeschränkungen für neun Monate fortzuführen. Die „Anti-Krisenwährung“ Gold kletterte um 0,8 Prozent auf ein Sieben-Wochen-Hoch von 1289,67 Dollar je Feinunze.

Die deutsche Wirtschaft reagiert auf die diplomatischen Zerwürfnisse vorerst gelassen. „Die wirtschaftliche Relevanz ist kurzfristig sehr überschaubar“, so der Sprecher des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, André Schwarz. Auswirkungen auf den Außenhandel gebe es „derzeit weniger bis gar nicht“, sagte Schwarz. Dafür sei das bilaterale Handelsvolumen zu klein. In der Rangfolge der deutschen Handelspartner lag Katar bei den Exporten im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt auf Platz 52, bei den Importen sogar nur auf Platz 79. Gleichwohl sei dies eine Entwicklung, auf die man achte, vor allem mit Blick auf den Ölpreis und die Auslandsinvestitionen Katars bei deutschen Unternehmen. Die Investmentgesellschaft des kleinen Landes sieht sich selbst als globaler Player, der seine Gelder in einer breiten Palette in allen Teilen der Welt anlegt. Bei Volkswagen ist die Qatar Holding mit 14,6 Prozent einer der ganz großen Aktionäre. Bei der Deutschen Bank hielten Katars Ex-Premier Hamad Bin Jassim Bin Jabor al-Thani und sein Cousin Hamad Bin Khalifa al-Thani Ende vergangenen Jahres zusammen rund acht Prozent sowie Kaufoptionen im Volumen von rund zwei Prozent.