Unternehmen aus Baden-Württemberg haben den deutschen Auftritt in Mailand federführend mitgestaltet. Sie versprechen sich auch über die sechs Monate andauernde Weltausstellung hinaus positive Effekte.

Stuttgart - Der deutsche Pavillon auf der Expo in Mailand soll ein innovatives, modernes Bild der Bundesrepublik vermitteln. Maßgeblich geprägt sind die begehbaren „Felder der Ideen“, so das Leitmotiv des Pavillons, von Unternehmen aus Baden-Württemberg. Sowohl an der Entwicklung des Konzepts als auch an dessen gestalterischer und technischer Umsetzung waren zahlreiche Firmen aus dem Südwesten beteiligt. Sie versprechen sich auch über die sechs Monate andauernde Weltausstellung hinaus positive Effekte.

 

Die Stuttgarter Firma Lapp Kabel beispielsweise hat an den Solarbäumen mitgearbeitet, die auf dem Gelände des deutschen Pavillons stehen. Diese sind mit einer Folie aus organischer Fotovoltaik umhüllt – eine Technik, die die Gewinnung von Solarenergie gestalterischen Vorgaben unterordnet. „Mit der organischen Fotovoltaik kann die Energie über die Fassade gewonnen werden – egal ob diese aus Glas, Farbe oder Holz besteht“, erklärt Reinhard Probst, zuständig für erneuerbare Energien bei Lapp, den Unterschied zu klassischen Solarmodulen. Basis ist eine Mischung aus Kunststoffen, entwickelt von der Nürnberger Firma Belectric, die zu Halbleitern werden. Diese ermöglichen die Umwandlung von Sonnenlicht in Energie.

Lapp Kabel hat die flexiblen Module entwickelt, die die Halbleiter mit dem Stromkreislauf verbinden. Ein Jahr hat ein Team von bis zu neun Mann an Entwicklung und Produktion gearbeitet, damit die Module rechtzeitig zur Expo fertig werden, sagt Probst. Das zeigt, welche Marktchanchen man sich bei Lapp Kabel von der Präsentationsfläche der Weltausstellung erhofft. Konkret beziffern will Probst das Potenzial zwar nicht, er sagt aber, dass bereits Tage vor der Eröffnung der Weltausstellung potenzielle Kunden die Technik nachgefragt hätten. Dass Lapp Kabel nicht die einzige Südwest-Firma ist, die bei der Expo mitarbeitet, wundert Probst nicht. „Gerade in der Region Stuttgart ist sehr viel Innovationskraft vorhanden“, sagt er.

Jede vierte mitwirkende Firma stammt aus dem Südwesten

Etwa ein Viertel aller Partnerunternehmen, die am deutschen Pavillon mitgearbeitet haben, stammt aus Baden-Württemberg. Mitverantwortlich dafür, dass die Weltöffentlichkeit einen Einblick in die Vielfalt der baden-württembergischen Unternehmen bekommt, ist Milla & Partner. Die Stuttgarter Kreativagentur, die sich auf Kommunikation im Raum spezialisiert hat, bildet gemeinsam mit den Firmen Schmidhuber und Nüssli die Arbeitsgemeinschaft, die den deutschen Expo-Auftritt umgesetzt hat. Milla & Partner hat beispielsweise auch die Agentur Klangerfinder ins Boot geholt.

Das Stuttgarter Atelier für auditive Kommunikation hat das Klangkonzept des deutschen Pavillons entwickelt. Gemäß den Vorgaben von Milla & Partner, wonach der Mensch im Mittelpunkt des Erlebnisses im deutschen Pavillon steht, sind alle Klänge, die in den Ausstellungsräumen zu hören sind, mit dem menschlichen Körper erzeugt worden. „Gemeinsam mit Sprechern, Sängern und Beatboxern, viele davon aus der Region Stuttgart, haben wir zwei Jahre an der Klangdatenbank für die Expo gearbeitet“, schildert Florian Käppler, Geschäftsführer von Klangerfinder.

Allein am Beispiel von Regen zeigt sich für Käppler die Komplexität der Aufgabe. „Man muss das Phänomen verstehen, bevor man es umsetzen kann. Kein Regenschauer klingt beispielsweise wie der andere. Zwar gibt es viele Wiederholungen, aber auch immer wieder Variationen“, sagt Käppler. Um etwa den Klang von Regen nachzubilden, hat man bei Klangerfinder eigens eine Software entwickelt. „Klänge werden immer wichtiger, gerade auch für Apps und Computerspiele. Die technologische Entwicklung eröffnet Sounddesignern immer neue Möglichkeiten“, sagt Käppler.

Der Besucher wird zum Teil des Klagkonzeptes

Im deutschen Pavillon wird auch der Besucher zum Teil des Klangkonzeptes. Er kann in unterschiedlichster Weise selbst Klänge erzeugen, etwa auf dem sogenannten Seedboard, das eigentlich als eine bewegliche Erklärungstafel fungiert. Entwickelt wurde die Technik für dieses Stück beschichtete Wellpappe von Milla & Partner – eigens für die Expo. Ähnlich einem Tablet hat der Besucher an bestimmten Punkten in den Ausstellungsräumen die Möglichkeit, sich über die deutschen Beiträge zu Energie und Ernährung, den beiden zentralen Themen der Expo, zu informieren. Im Gegensatz zum Audioguide im Museum hat der Besucher die Ohren frei und kann sich mit anderen Menschen austauschen. Ein Beamer projiziert die Informationen auf die Pappe, die Steuerung funktioniert mittels Infrarotkameras. Eine Technik, die für Milla & Partner großes Potenzial sieht.

48 Millionen Euro hat die Bundesregierung in den deutschen Imageauftritt auf der Weltausstellung investiert. 17 Millionen Euro davon sind für den bis Ende Oktober laufenden Expo-Betrieb eingeplant. Die übrigen 31 Millionen Euro flossen in die Gestaltung und den Bau des deutschen Pavillons. Dieser ist auf einer Fläche von 4900 Quadratmetern errichtet worden und wird im November wieder rückgebaut.

Firmen aus Baden-Württemberg waren aber nicht nur am deutschen Pavillon beteiligt. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Weischede, Herrmann und Partner hat das Tragwerk für den Expo-Pavillon von Kasachstan geplant und dessen Bau begleitet.