Es war eine kleine Überraschung, die Nachricht vom Rücktritt von Sebastian Vettel zum Saisonende 2022. Viele im Dunstkreis der Formel 1 hatten mit einer Vertragsverlängerung bei Aston Martin gerechnet, doch der Heppenheimer war schon immer gerne einer, der nicht immer das tat, was die Welt von ihm erwartet hat.
Nun macht der viermalige Weltmeister mit 35 Jahren Schluss mit seinen Auftritten im Rennzirkus, und man könnte aus sportlicher Sicht feststellen: Es ist an der Zeit zu gehen. Denn der Hesse war in den vergangenen Jahren bei Aston Martin nur noch ein Mitfahrer im tristen Mittelfeld, auf WM-Platz 14 dümpelt Vettel in der Wertung herum, einem Umfeld, das für das Renommee eines mehrfachen Ex-Weltmeisters nicht wirklich schicklich ist. Längst haben jene triumphalen Jahre Patina angesetzt, in denen der freche Bursche aus Heppenheim im Red Bull viermal in Folge Champion geworden ist und er mit seinem Esprit auf und neben der Strecke nicht nur die deutschen Fans begeistert hat. Doch als es dem Hochdekorierten nicht gelungen war, wie sein Vorbild Michael Schumacher Ferrari zur Nummer eins der Szene zu machen, da bröckelte es an seinem Denkmal – bis er unerhört unsanft von der Scuderia vor die Garagentür gesetzt worden war. Bei Aston Martin erfuhr Vettel mitunter fast schon Mitleid.
Es ist an der Zeit für Vettel zu gehen, vor allem aus menschlicher Sicht – dieser Aspekt scheint dabei noch wichtiger als der sportliche. Der Wahlschweizer, verheiratet und Vater von drei Töchtern, hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass sein Blick weiter reicht als nur bis zur nächsten Kurve; Vettel ist einer, der das Leben und die Welt um sich kritisch wahrnimmt, der in der Vergangenheit immer wieder klar seine Wertepalette positioniert hat – seien es Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Toleranz oder Gerechtigkeit. Es ist daher eine konsequente und logische Entwicklung, dass Sebastian Vettel sich nun seinen Themen widmen möchte und deshalb seine Zeit als Rennfahrer abgelaufen ist.