Deutscher Handbalbund Marko Grgic – der Senkrechtstarter

Rückraumspieler Marko Grgic startet in der Nationalmannschaft durch. Foto: imago//Jonas Ljungdahl

Er ist erst 20 Jahre alt, aber 1,98 Meter groß, wurfgewaltig und damit die neue deutsche Handballhoffnung im Rückraum. Marko Grgic will auch bei den Länderspielen in Stuttgart zeigen, dass er reif ist für die Olympischen Spiele.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Als Velimir Petkovic in der vergangenen Bundesligasaison ein Heimspiel des ThSV Eisenach besuchte, ging er nach dem Abpfiff auf Marko Grgic zu und sprach ihn auf allen möglichen Balkansprachen an. „Er verstand aber zu meiner Verwunderung überhaupt nichts“, erzählt der frühere Trainer von Frisch Auf Göppingen, der mit seinen Mannschaften oft gegen Danijel Grgic spielte, den Vater von Marko. Der ist Kroate, doch der Sohnemann spricht nur deutsch, weil er hier aufwuchs und die Mutter aus Mecklenburg-Vorpommern stammt.

 

Forsch und mutig

Der erfahrene Coach und der junge Rückraumspieler haben sich dann eben auf deutsch unterhalten. Und „Petko“ hatte in dem persönlichem Gespräch viel Lob parat: „Ich habe ihm gesagt, er soll genauso weitermachen. Frisch, forsch, mutig spielen. Er hat das gewisse Etwas, das nicht viele Spieler haben.“

Alfred Gislason sieht das offenbar genauso. Der Bundestrainer nominierte den 20-Jährigen in seinen Kader für die Olympischen Spiele. Die letzten beiden Vorbereitungsspiele gehen an diesem Freitag (17.15 Uhr) gegen Ungarn und am Sonntag (17.30 Uhr/beide live auf Sport1) gegen Japan jeweils in der Stuttgarter Porsche-Arena über die Bühne.

Zuletzt hatte die 35:30-Testspielgala in Dortmund gegen Europameister, Rekordweltmeister und Olympiasieger Frankreich Medaillenträume reifen lassen. Grgic trug seinen Teil dazu bei – mit vier Toren und einem insgesamt extrem coolen Auftritt, auf und neben dem Feld: „Ich hab’s einfach im Blut“, sagte er vor laufender Kamera, als er auf seine bemerkenswerte Abgeklärtheit angesprochen wurde.

Reif und stressresistent

Der Grünschnabel setzte seine Mitspieler in Szene, übernahm Verantwortung bei Siebenmetern und schloss selbst aus der zweiten Reihe ab. „Er bringt etwas, was uns schon ein bisschen gefehlt hat“, lobte Gislason: „Marko ist sehr reif für sein Alter und beobachtet das Spiel gut, zerbricht sich nicht allzu viel seinen Kopf und macht sich keinen Stress. Er ist im Angriff ein Spieler, der sehr weit ist in seinem Alter.“

Grgic hat nicht die Schule des Deutschen Handballbundes (DHB) durchlaufen, er gehört nicht zu den U-21-Weltmeistern wie Nils Lichtlein, der nicht für Paris nominiert wurde. Grgic spielte vor drei Jahren noch bei Drittligist HG Saarlouis, für die sein Vater von 2006 bis 2014 am Ball war. Geboren aber wurde Marko in Eisenach, dort spielte der Papa (26 Länderspiele für Kroatien) von 2003 bis 2005, dort spielt seit 2022 auch der Sohnemann. Erst in Liga zwei. Seit dem Aufstieg 2023 dann in der Bundesliga.

Harte Würfe, präzise Pässe

Am Klassenverbleib der ThSV-Mannschaft von Trainer Misha Kaufmann war der Senkrechtstarter maßgeblich beteiligt. Mit Toren nach knallharten Würfen, präzisen Pässen und guten Anspielen an den Kreis. Der 1,98-Meter-Hüne scheut kein Duell, keinen Zweikampf und geht damit genau dahin, wo es wehtut. Was ihn besonders wertvoll macht: In Crunch-Time-Situationen, in denen im Handball oftmals erst die Spiele entschieden werden, geht der Rechtshänder mutig und entschlossen voran.

„Frechdachs“ hat ihn Andreas Wolff getauft, mit dem Grgic beim Lehrgang das Zimmer teilte. Denn trotz seiner Jugend bringe er schon sehr viel Abgezocktheit und sehr viel Spielwitz mit“, so der erfahrene Nationalkeeper – und gab eine kleine Motivationsspritze gleich mit: „Wenn er jetzt noch anfängt, Abwehr zu spielen, kann er ein ganz Großer werden.“

Termine

Vorbereitungsturnier
In Stuttgart: DHB-Männer – Ungarn (Freitag, 17.15 Uhr), DHB-Männer – Japan (Sonntag, 17.30 Uhr), DHB-Frauen – Ungarn (Freitag, 19.45 Uhr), DHB-Frauen – Brasilien (Sonntag, 15 Uhr). Karten unter dhb.de/tickets

Olympische Vorrundenspiele
DHB-Männer – Schweden (27. Juli, 19 Uhr), DHB-Männer – Japan (29. Juli, 9 Uhr), DHB-Männer – Kroatien (31. Juli, 11 Uhr), DHB-Männer – Spanien (2. August, 16 Uhr), DHB-Männer – Serbien (4. August, 14 Uhr). DHB-Frauen – Südkorea (25. Juli, 16 Uhr), DHB-Frauen – Schweden (28. Juli, 14 Uhr), DHB-Frauen – Slowenien (30. Juli, 9 Uhr), DHB-Frauen – Dänemark (1. August, 19 Uhr), DHB-Frauen – Norwegen (3. August, 19 Uhr). (jüf)

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