Eine Arbeitsgemeinschaft der Uhland-Realschule gehört zur Jury beim Deutschen Jugendliteraturpreis.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)
Göppingen - Es gibt viele Gründe, warum Ingrid Käss stolz auf ihren Leseclub sein kann. Einer davon ist die "tolle Zusammensetzung", sagt die Lehrerin der Göppinger Uhland-Realschule. "Wir haben nämlich auch Jungs dabei." Der 13-jährige Lukas ist einer dieser Quotenmänner, wobei man vielleicht erwähnen sollte, dass die Mädchen in der Runde kleine Zweifel daran hegen, dass es ihm wirklich um die Literatur geht. Das neue Buch "Tote Mädchen lügen nicht" habe er zum Beispiel schon seit zwei Wochen. Trotzdem sei er erst auf Seite 120. "Der ist doch nur hier, weil es hier so hübsche Mädchen gibt", spotten sie.

Natürlich komme er schon "zum Teil wegen der Bücher", verteidigt sich Lukas und bekommt rote Ohren. Er habe nur nicht immer so viel Zeit zum Lesen - die Schule und die Freunde und so. In den kommenden zwölf Monaten werde er sich "schon ein bisschen ranhalten müssen". Auf ihn und die anderen Mitglieder des Leseclubs Bestseller kommt eine Menge Lesestoff zu. Die zehn Schülerinnen und drei Schüler wollen im höheren Auftrag den aktuellen Jugendbuchmarkt sichten. Zusammen mit fünf weiteren Leseclubs im gesamten Bundesgebiet bilden sie die Jugendjury für den mit 8000 Euro dotierten Jugendliteraturpreis 2011. Gerade kam die Ernennungsurkunde aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Was macht ein gutes Buch aus?


Zunächst müssen die Schüler aus dem Wust der jährlichen Neuveröffentlichungen 15 Titel auswählen und sich später auf einen Favoriten einigen. Dieses Buch werden sie dann auf der nächsten Leipziger Frühjahrsbuchmesse öffentlich vorstellen. Zusammen mit den Titelvorschlägen der anderen fünf Jugendclubs kommt es auf die Nominierungsliste. Der endgültige Sieger wird dann auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2011 bekanntgegeben.

In den nächsten Wochen werden die Schüler zusammen mit ihrer Lehrerin Ingrid Käss und der Leiterin des Clubs, Marlies Hegel von der Göppinger Stadtbibliothek, erst einmal die Mechanismen des Buchmarkts studieren. Dazu sind Exkursionen zu Buchhandlungen und einem Buchhersteller geplant. Später will man sich über die Kriterien verständigen, die ein gutes Buch ausmachen.

Da könnte es durchaus Diskussionen geben. "Es muss spannend und witzig sein, so wie ,Die drei Fragezeichen"', sagt etwa der zehnjährige Valentin. Für die 13-jährige Pinar ist schon der Titel entscheidend. Die 16-jährige Jun mag es geheimnisvoll und hat deshalb mit großem Vergnügen die "Twilight"-Bände von Stephenie Meyer gelesen. Ihre 14-jährige Freundin Michelle mag zwar auch Fantasyromane, findet glitzernde Vampire aber "voll unmöglich". Ihr kommt es mehr auf einen fesselnden Schreibstil an. Den hat sie in Tolkiens "Herr der Ringe" gefunden. Den dicken Wälzer liest sie gerade zum fünften Mal. Lukas kann von so etwas wohl nur träumen-oder sich die DVD anschauen.