Viele Lehrkräfte, die kurz vor der Pensionierung stehen, und gleichzeitig steigende Schülerzahlen – das ist eine ungünstige Kombination für die Schulen in Deutschland. Doch genau diesen Trend sagt eine neue Studie voraus, zumindest für die alten Bundesländer. Betroffen von dem drohenden Lehrermangel sind unter anderem die künstlerischen Fächer.
Lehrermangel nicht nur in „Mint“-Fächern
Die Erhebung, die von der Deutschen Telekom-Stiftung in Auftrag gegeben wurde, sagt eine Zunahme an fachfremd erteiltem Unterricht voraus. Das bedeutet, dass Lehrerinnen und Lehrer Fächer übernehmen, für die sie nicht ausgebildet sind. Dies sei in fast allen Bundesländern in den weiterführenden Schulen schon jetzt regelmäßig der Fall, heißt es in der Studie. Häufig werden besonders die sogenannten „Mint“-Fächer mit Lehrkräftemangel in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Doch die Situation ist offenbar auch in den Fächern Kunst und Musik prekär. Für Musik wird beispielsweise vorausgesagt, dass bis zum Jahr 2035 nur etwa ein Drittel der vakanten Stellen an den weiterführenden Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden kann.
Musikrat stellt Forderungen
Angesichts dieser Zahlen schlägt der Deutsche Musikrat Alarm und stellt Forderungen. Unter anderem sollen demnach mehr Musiklehrer ausgebildet werden können. Außerdem fordert der Musikrat bessere Möglichkeiten für Quereinsteiger. Um die Qualität der Ausbildung nicht zu gefährden, sollen die Hochschulen nach Vorstellung des Rats einbezogen werden. Außerdem fordert er bessere Arbeitsbedingungen, um mehr Menschen für den Beruf des Musiklehrers zu begeistern. Die Forderungen decken sich mit den in der Studie ausgesprochenen Empfehlungen.
Antje Valentin, die Generalsekretärin des Deutschen Musikrats, betont in einer Mitteilung, wie wichtig Musikunterricht für die Schülerinnen und Schüler sei: „Musikalische Aktivitäten fördern von früh auf Sprachentwicklung und soziales Verhalten, sind eine Quelle von Gemeinschaft und Resilienz und tragen so auch zu Integration und Inklusion bei.“
Trotz der bundesweit schwierigen Lage scheint die Situation an den Schulen auf den Fildern derzeit besser zu sein. Auf Anfrage unserer Zeitung klagte keine der fünf kontaktierten weiterführenden Schulen über Lehrermangel in Kunst oder Musik. So ist beispielsweise der Bedarf an Lehrkräften in den Fächern Kunst und Musik am Paracelsus-Gymnasium in Hohenheim laut dem stellvertretenden Schulleiter Matthias Vollprecht momentan gedeckt. Auch für die nächsten Jahre sei kein Mangel zu erwarten.
Die Studie weist allerdings darauf hin, dass in den meisten Bundesländern (einschließlich Baden-Württemberg), bis zum Schuljahr 2035/36 mit einem starken Anstieg der Schülerzahlen zu rechnen sei. Eine Folge davon könnte eine Verschärfung des Lehrermangels sein, der sich dann auch in der Region bemerkbar machen könnte.