Mit einer Gala wurde im Hotel Le Méridien das Finale des „Troubadour 2018“ ausgespielt. Fünf von 18 Teilnehmern haben es ins Finale geschafft. Insgesamt gab es 125 Bewerber.

Stuttgart - Alle wollen ihn haben! Den „Troubadour“, die Bronze- Trophäe in Gestalt einer Rose, die sich an einem Retro-Mikro empor rankt. Denn dieser Troubadour hat längst was vom Fünf-Sterne-Glanz des Le Méridien, dessen Chef Bernd Schäfer-Surén den Wettbewerb für Liedermacherei vor 15 Jahren aus der Taufe hob. Mit Stephan Sulke als einem Paten, der noch immer als Messlatte taugt, wie sich an diesem Abend spät erweisen sollte, als die fünf Finalisten ihr Ding gemacht hatten: Fünf von 18, die es in zwei Tagen zum finalen Rampentest geschafft hatten. Die Crème aus 125 Bewerberinnen und Bewerbern aus der ganzen Republik, was zeigt, wie sich der Stuttgarter Troubadour zu einem begehrten und renommierten „Deutschen Song Contest“ ausgewachsen hat.

 

Den Geruch von Uckermark und Rübenacker brachte Bastian Brandt zum Auftakt in den Elysée-Saal, mit einer archaischen Geschichte von „Flucht und Krieg und Ehe und all den schrecklichen Dingen“, die dem Opa „im Leben passiert waren“. In bester Liedermacher-Tradition, auch in der epischen Exposition seiner Songs, hatte Brandts leiser Auftritt als klassischer Barde eigenen Charakter: nichts Geschlecktes, auf Markttauglichkeit Peilendes! Entschieden flotter daher kam da schon „Ramon – der falsche Spanier“, den die Jury zu den vier vom Publikum Gewählten ins Finale befördert hatte. Ein Kleinkunst-Profi und Könner am Klavier, der mit „Männer-Liebe“ die Fantasie aufs Glatteis führte. Ein Poet auch, der seine Angel nach den „Salzwasserarmen der Eisprinzessinnen“ auswirft: „Du bist kein Fisch, du bist das Meer!“

Witzig, ironisch und relevant

Dann der große Auftritt des Local Heroe Olaf Bossi, der mit seinen wortdichten Balladen verblassende Ideale beschreibt und Widerhäkchen setzt gegen die Einhausung ins kleine Glück. Mit feinem Blick für Selbstbetrug, mit Rasenmähen statt Rock’n’Roll und mit den oszillierenden Tagträumen der Serengeti-Susi. Einfach hinreißend, die langsam sich entfaltende Wendung im „Schlaflied“, mit dem er nicht wegkommt vom Bettchen des Kleinen! Ein Auftritt, der den dritten Platz ergab.

Mit einem aktuellen Troubadour-Förderpreis für Nachwuchs unter 30 in der Tasche, machte sich Sven Garrecht frei von der digitalen Welt, war nur noch „netzlos zu erreichen“. Und purer Spaß war seine musikalische Jagd nach dem nächsten Strafzettel, entfacht vom „Popopo der Politesse“: „Ich fahr zu schnell für dieses heiße Fahrgestell“. Flott und farbig sein Klaviersatz, eingängig der Sound mit Bass und Schlagzeug: So wird man Troubadour 2018!

Wer weiß, wie das ausgegangen wäre, hätte „Die Nowak“ ihren Song „Keine Romanze“ nicht mit einem finalen, kreuz-platten Deutschen-Klischee ins Spannungsloch versenkt! Denn die Sängerin war die Einzige, die künstlerisch etwas wagte, auch expressiv an Grenzen ging: als Femme fatale und mit jazzig angehauchter Klavierbegleitung voll scharfer Kontraste. Es reichte für den zweiten Platz.

Witzig, ironisch sind sie alle. Könner sowieso. Reicht das aber, um nicht nur unterhaltsam, sondern zudem relevant zu sein? Der Auftritt von Stephan Sulke justierte die Maßstäbe: Witzig, bissig, scharfsichtig, auch im achten Lebensjahrzehnt. Mit Liedern, die zärtlich das Leben loben – und zudem die Welt durchdringen. Topaktuell sein „Hass und Krieg“: „Die Rattenfänger trampeln um die Welt auf lauten Sohlen“. Sulke ist reif. Absolut reif für den Ehren-Troubadour. Damit der Maßstab einmal deutlich sichtbar wird.