Fast 15 Jahre hat Ulrich Raulff das Deutsche Literaturarchiv in Marbach geleitet und zu einem lebendigen Brennpunkt gemacht, der über die einschlägigen Kreise von Kennern und Liebhabern hinausleuchtet. An diesem Mittwoch feiert er seinen Abschied.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Man hat hier schon Staatsoberhäupter erlebt, denen es nach Pferden und nicht nach Büchern verlangt hat. Doch noch heute schwärmt man im Deutschen Literaturarchiv in Marbach von dem großen Interesse, das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den hier gehüteten intellektuellen Goldreserven entgegengebracht hat. Dass der erste Mann im Staat bei seinem Antrittsbesuch im Land neben den üblichen politischen und wirtschaftlichen Schaltzentralen auch einer Institution wie dem Nachlassimperium auf der Schillerhöhe seine Aufwartung macht, ist alles andere als selbstverständlich. Eine Rolle dürfte dabei gespielt haben, dass Marbach in den letzten Jahren die weithin ausstrahlende Leuchtkraft entwickelt hat, die seiner Bedeutung entspricht. Und das ist das Verdienst des scheidenden Direktors Ulrich Raulff, der 2004 sein Amt antrat, als das Erscheinungsbild, wie man in der Welt der Archivare wohl sagen würde, dabei war, etwas zu vergilben. An diesem Mittwoch wird er verabschiedet.