Die ehrenamtlichen Helfer des DRK-Ortsvereins für Waldenbuch und Steinenbronn sind in Notfällen oft die Ersten am Einsatzort. Damit das auch in Zukunft reibungslos klappt, muss ihr Dienstwagen ersetzt werden. Die Finanzierung ist allerdings ein Problem.

Waldenbuch/Steinenbronn - Wer aus gesundheitlichen Gründen den Notruf 112 wählt, ist auf schnelle Hilfe angewiesen. Damit keine Zeit verloren geht, überbrücken die Helfer vor Ort (HvO) des DRK-Ortsvereins die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Das hat bisher gut funktioniert. Doch jetzt haben die Ehrenamtlichen ein Problem. Die Zahl der Einsätze nimmt stetig zu, und das Dienstfahrzeug der HvO-Gruppe ist altersschwach und muss ausgemustert werden. Mit einer ungewöhnlichen Aktion will sich der DRK-Ortsverband aus der Misere befreien. Der Leiter der Einsatzabteilung, Ferdinando Puccinelli, gibt Einblick in die Hintergründe.

 

Herr Puccinelli, die Öffentlichkeit bekommt von den Einsätzen der Helfer vor Ort nur wenig mit. Wie oft werden Sie angefordert?

Unser HvO-Team besteht aus 17 Rot-Kreuz-Mitgliedern aus Waldenbuch und Steinenbronn, die über eine entsprechende Zusatzausbildung verfügen und beide Kommunen abdecken. Wenn bei der Rettungsleitstelle in Böblingen ein Notruf eingeht, der den Einsatz eines Rettungswagens erfordert, werden wir automatisch mit alarmiert. Wir stimmen uns dann innerhalb unserer Gruppe ab, wer den Einsatz übernehmen kann. Die letzte offizielle Zahl stammt aus dem Jahr 2018. Da hatten wir in Waldenbuch und Steinenbronn 599 Einsätze. Bei uns geht also im Schnitt zweimal pro Tag ein Alarm ein.

Auf welche Situationen treffen Sie bei Ihren Einsätzen, und was sind Ihre Aufgaben?

Bis die professionellen Rettungskräfte eintreffen, kann leicht eine Viertelstunde vergehen. Das ist bei Notfällen, wie etwa einem akuten Herzinfarkt, schon kritisch. Wir sind in der Regel innerhalb von drei bis vier Minuten vor Ort und können lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten. Jeder unserer Helfer ist mit einem Rettungsrucksack und einem Kohlenmonoxid-Warngerät ausgestattet. Die meisten Kollegen haben auch einen automatischen externen Defibrillator dabei. Wir können die Patienten mit Sauerstoff versorgen und die Medikamentation für die professionellen Rettungskräfte vorbereiten.

Mit welchen Krankheitsbildern werden Sie konfrontiert?

Meistens handelt es sich um internistische oder neurologische Notfälle wie Herzinfarkt, Atemnot oder Verdacht auf Schlaganfall. Auch bei Verkehrsunfällen sind wir oft die Ersten vor Ort. Bei allen Szenarien stellen wir fest, dass unsere Gegenwart auf die betroffenen Personen, ihre Angehörigen und andere Beteiligte eine beruhigende Wirkung hat. Auch das ist ein wichtiger Faktor unserer Arbeit.

Im Gegensatz zum Rettungsdienst oder etwa den Kräften der Feuerwehr haben die Helfer vor Ort keine Sonderrechte. Was bedeutet das für Ihre Einsatzfähigkeit?

Tatsächlich dürfen wir auf dem Weg zu einem Notfall im Privatwagen weder schneller fahren, als erlaubt ist, noch unangemessen überholen. Das ist gerade bei Verkehrsunfällen ein Problem, weil wir am Stau hinter dem Unfall oft nicht vorbeikommen. Bisher haben wir noch einen HvO-Dienst-Fiat, der mit Blaulicht ausgestattet ist und Sonderrechte hat. Das Fahrzeug ist jetzt 20 Jahre alt, nicht geländegängig, muss ständig repariert werden und ist so altersschwach, dass wir Sorgen haben müssen, ob der Motor nach einem Einsatz wieder anspringt. Wir müssen es aus Sicherheitsgründen zum Jahresende stilllegen.

Wie geht es dann weiter?

Leider gibt es für ein Ersatzfahrzeug keine Zuschüsse von Bund, Land oder Kommunen, sodass wir nun versuchen, die Summe über ein Crowdfunding zusammenzubekommen, bei dem uns die Stiftung der Vereinigten Volksbank unterstützt. Jede Spende ab fünf Euro wird mit zehn Euro von der Bank aufgestockt. Bis zum 15. Juni müssen wir die 20 000-Euro-Marke erreicht haben, sonst geht das Geld an die Spender zurück. Wir hoffen sehr, dass wir mit diesem Modell neue Zielgruppen ansprechen können. Gelingt das nicht, dann müssen wir eine Notlösung finden und den Ausfall mit Privatfahrzeugen kompensieren.