Deutschland fliegt gegen Südkorea aus dem Turnier. Zahlreiche Fans erleben das vorzeitige Ausscheiden in Stuttgart vor der Alten Kanzlei – enttäuscht und ernüchtert.

Stuttgart - „Wir haben alles erlebt, was eine WM bieten kann“, brummelt Sebastian sarkastisch. „Wir haben sogar einen Sieg gefeiert“. Der 31-Jährige hat bis zur letzten Sekunde vor der Alten Kanzlei am Schlossplatz ausgeharrt und auf ein Wunder gehofft. Jetzt muss er die bittere Erkenntnis verdauen, dass Deutschland in der Vorrunde ausgeschieden ist.

 

An mangelnder Unterstützung beim Public Viewing hat es mit Sicherheit nicht gelegen. Ndogo Seck hat eigens seine Djembe mitgebracht, um die Stimmung mit einer Mischung aus afrikanischen Rhythmen und „Deutschland“-Rufen aufzulockern. „Ich unterstütze beim Fußball mein Heimatland, den Senegal, aber auch mein neues Zuhause. Das Trikot, das er trägt, zieren schwarz-rot-goldene Streifen. Ein Grüppchen Brasilianer kommt vorbei: Die Wangen in den Nationalfarben bemalt, die Deutschlandflagge um die Hüften. Unweit der Absperrung, die den Bereich mit den reservierten Plätzen abtrennt, stehen zwei Mädchen mit Kopftuch und futtern ein asiatisches Nudelgericht. Ihre Sympathien gelten eindeutig Jogis Elf.

Die ersten enttäuschten Fans gehen vor Abpfiff

Die macht es den Zuschauern nicht eben leicht, in Feierlaune zu kommen. So richtig schwungvoll ist die Vorstellung in der ersten Halbzeit nicht. Wobei die Mannschaft ja auch mit deutlich unangenehmeren Temperaturen zu kämpfen hat, als die Menge unter den Platanen im Außenbereich des Stuttgarter Traditions-Restaurant. „Gegen Schweden haben uns zwei Minuten gereicht. Dagegen ist eine Halbzeit doch eine ganze Menge Zeit“, gibt sich ein Herr mit Deutschlandhütchen in der Spielpause zuversichtlich.

30 Minuten später ersehnt er wie Moderator Béla Réthy nur noch das eine erlösende Tor. Der Ball landet erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit im Netz. Der Schütze: Young-Gwon Kim. Die ersten Enttäuschten wandern ab. Andere schütteln ungläubig den Kopf. „Gegen Südkorea?“ fragt sich Dejan (23) laut. „Was ist mit dieser Mannschaft los?“ Die Türkei sei nicht mit von der Partie, Deutschland raus. Er müsse sich nun einen anderen Favoriten suchen, setzt er hinzu und kommt zum Schluss: „Ich glaube, ich bin jetzt für Kroatien.“