Flüchtlinge lernen Deutsch – den Kurs bezahlt aber nicht der Staat, sondern die Bürgerstiftung und Kirchen.

Gerlingen - Sie treffen sich an jedem Nachmittag eines Werktags von 13 bis 16.15 Uhr in der Volkshochschule (VHS), und sie lernen zusammen die Sprache des Landes, in dem sie aufgenommen wurden. Bastu A. aus Togo, Sarwari F. aus Afghanistan und Kauber M. aus Syrien nehmen zusammen mit neun anderen Flüchtlingen an einem Sprachkurs in Gerlingen teil – den aber nicht der Staat bezahlt. Drei Kirchengemeinden aus der Stadt und die Bürgerstiftung haben zusammengelegt und ermöglicht, dass der Kurs stattfindet. Demnächst geht er zu Ende, der Anschlusslehrgang ist bereits organisiert und finanziert.

 

„Zweitsprachenlerner“ heißen die zwölf Teilnehmer bei den Fachleuten. Sie kommen aus sieben Ländern, vor allem aus afrikanischen Ländern, wie Gambia oder Togo, aber auch aus Afghanistan und Syrien. „Die meisten hatten überhaupt keine Deutschkenntnise, außer vielleicht einzelne Wörter“, berichtet Carolin Renn, die Fachbereichsleiterin Sprachen der Gerlinger VHS. Einzelne der Teilnehmer, die alle in Unterkünften in Gerlingen wohnen, hätten Englisch gesprochen. Die VHS bot einen Alphabetisierungskurs an – doch mit der Finanzierung gab es unerwartet Schwierigkeiten.

Die staatlichen Zuschüsse wurden plötzlich eingestellt

Die Ursache war, so Markus Fink, der Leiter der VHS, dass das Bundesamt für Bildung und Forschung im Frühjahr seine Förderung des Sprachprogramms „Einstieg Deutsch“ des Deutschen Volkshochschulverbandes unerwartet eingestellt hatte. „Wir haben nach einem Weg gesucht, den Kurs dennoch abzuhalten“, berichtet Fink. Und er wurde gefunden: Drei Kirchengemeinden und die Gerlinger Bürgerstiftung trugen dazu bei, die nötigen 5300 Euro aufzubringen. Zwei Lehrerinnen müssen honoriert werden, eine Helferin des Freundeskreises Asyl arbeitet ehrenamtlich mit. Die beiden evangelischen Kirchengemeinden Matthäus und Petrus sowie die katholische Kirchengemeinde gaben zusammen 3700 Euro, die Bürgerstiftung bezahlte 1600 Euro. Man habe das Geld aus dem Etatposten der Stiftung genommen, der für die finanzielle Unterstützung von Flüchtlingen vorgesehen sei, berichtet Birte Sengotta, die Sprecherin der Stadt. Die Petruskirchengemeinde habe noch Spenden gehabt, die für Flüchtlinge bestimmt gewesen seien, sagte der Pfarrer Martin Weeber dazu. „Die Anfrage der VHS hat uns sofort eingeleuchtet. Wir konnten relativ großzügig sein, und wenn wir so einfach helfen können, helfen wir gern.“

So konnte der Kurs Anfang März beginnen, in dieser Woche endet er. Die Teilnehmer treffen sich weiter: Im Juni beginnt der Anschlusskurs für 13 Wochen, der wieder vom Staat finanziert wird. Zudem bietet die Volkshochschule auch wieder einen Anfängerkurs an – in dem noch Plätze frei sind. Wie immer wird dabei nicht nur im Klassenzimmer Deutsch gelernt: Die Teilnehmer gehen auch gemeinsam einkaufen. So soll ein Bezug zum praktischen Leben hergestellt werden und den Lernenden gezeigt werden, was ihre Sprachkenntnisse bewirken. „Wir haben mit dieser Spendenaktion erlebt“, sagt Markus Fink erfreut, „wie engagiert die Gerlinger Institutionen sind, um Integration zu ermöglichen.“