Das Berliner Trio Elaiza probt für das ESC-Finale. Grand-Prix-Fans sprechen vom Lena-Effekt. Sie sehen Ela Steinmetz und ihre Mitstreiterinnen in einer Tradition mit der 19-jährige Abiturientin, die 2010 in Oslo den Grand Prix für Deutschland gewann.

Berlin - Is it right?/ Or is it wrong?/ If you say yes or even no / You don’t know how und where to go.“ Dieser Song ist ihr Song. Ein Ticket für die Zukunft – und ihr Beitrag für den Eurovision Song Contest. Elzbieta Steinmetz hat ihn geschrieben, als sie einmal wieder mit sich haderte. Sie ist 21 Jahre alt, Seele, Motor und Sprachrohr von Elaiza, der Band, die Deutschland beim ESC vertritt. Das Lied handle von Entscheidungen, sagte sie bei einem Treffen wenige Tage vor der Abreise nach Kopenhagen: „Es gibt 10 000 Wege, aber welchen gehst Du?“

 

Elzbieta, kurz Ela, war 16, als sie ihre erste weitreichende Entscheidung traf und sich ein Tonstudio in Berlin suchte, damals noch mit ihrer Mama, einer polnischen Jazzsängerin. In den Berliner Valicon Studios fing alles an – einer Talentschmiede, die schon Perlen wie die Band Silbermond entdeckt hat. Der Produzent Ingo Politz schmunzelt, wenn er an Elas Anfänge zurückdenkt: „Sie wollte unbedingt gleich eine Platte aufnehmen.“ Er sagt, er habe schon viele Newcomer kommen und gehen sehen. Aber nur fünf von hundert seien wirklich talentiert. Und nur ganz wenige besäßen, was unabdingbar sei für den Durchbruch: Persönlichkeit.

Die Magie der Frolleinwunder

Grand-Prix-Fans sprechen vom Lena-Effekt. Sie sehen Ela Steinmetz und ihre Mitstreiterinnen Yvonne Grünwald und Natalie Plöger in einer Tradition mit Lena Meyer-Landrut, die als 19-jährige Abiturientin aus Hannover 2010 in Oslo den Grand Prix für Deutschland gewann. Drei junge Frauen, ein Akkordeon, ein Kontrabass und ein Song, der ins Ohr geht, halb Polka, halb Chanson. Vielleicht ist das ja das Erfolgsrezept. Der Zauber der Jugend. Die Magie der Frolleinwunder.

Berlin oder Saarland? Ela Steinmetz hat sich noch immer nicht entschieden. Sie pendelt. Sie sagt, zu Hause sei da, wo ihre Freunde aus der Schule leben. Und dann ist da auch ihr Job: Der bekennende Schuh-Junkie verkauft Klamotten bei Peek & Cloppenburg. Ihre Kindheit hat sie in Smiela verbracht, einer Kleinstadt in der Zentralukraine, der Heimat ihres früh verstorbenen Vaters. Jeder habe jeden gekannt, erzählt sie. Das wurde ihr neulich erst wieder bewusst, als ihr Cousin aus Kiew anrief, ein Balletttänzer. Er sei aus Versehen in eine Demo geraten, erzählte er, und habe Angst gehabt. Hier die Demonstranten, dort die . . . Ela Steinmetz bricht den Satz ab. So viel hat sie schon gelernt, Politik wird besser ausgeklammert.

„Wir wissen gar nicht mehr, wo wir sind“

Sie muss lachen, als sie dann von der Sechsjährigen erzählt, die im Radio Alicia Keys hörte, Pink oder The Offspring. Doch im einzigen Plattenladen der Stadt hatten sie die Bands noch nie gehört: „Da habe ich die Songs eben vorgesungen.“ Halb Fräulein, halb Punk, so sieht Ela auf der Bühne aus. Das passt zu ihrer Stimmung. Das Leben laufe gerade wie ein Film an ihr vorbei, sagt sie. So viele Termine. Heute hier, morgen dort. „Wir wissen schon gar nicht mehr, wo wir sind.“ Ukraine. Polen. Deutschland. Elaiza sind so, wie Deutschland gerne im Ausland wahrgenommen werden will: weltoffen, spontan, unkompliziert. Und vielleicht hat ihnen Hape Kerkeling, ein Kenner des Grand-Prix, deshalb Chancen auf einen Platz im vorderen Feld prophezeit. Die internationalen Wettbüros sind allerdings skeptischer. In ihren Rankings landet Elaiza abgeschlagen auf Platz 17.

Die PR-Frau tippt auf die Armbanduhr. Wie es nach Kopenhagen weitergeht? Ach, sagt Ela Steinmetz, da habe sie noch keinen Plan. Wenn sie Glück hat, nimmt ihr der Grand Prix diese Entscheidung vielleicht ja doch noch ab. Wunder gibt es immer wieder.