Scheu oder müde? Zum Schluss ihres Staatsbesuchs hielt die Queen ihr Bad in der Berliner Menge sehr knapp. Nur wenige Minuten war Elizabeth II. in der Hauptstadt unterwegs.

Stuttgart - Man kann sich schon fragen, warum man das hier eigentlich macht“, sagt Jessica. „Das waren ja nur ein paar Minuten, und viel mehr als eine gelbe Figur hab ich nicht gesehen.“ Die 26-jährige Berlinerin hatte sich frei genommen und seit sieben Uhr morgens auf dem Pariser Platz gewartet. Sie wollte rechtzeitig da sein, um beste Sicht zu haben auf diese kleine 89 Jahre alte Frau mit Hut, der, wo sie geht und steht, fährt oder winkt, die Massen zujubeln. „Es ist doch ein historischer Moment.“ Und gerade war er dann da gewesen, dieser Moment: Königin Elizabeth II. trat unter dem Baldachin des Hotels heraus auf den Platz. Ihr narzissenfarbener Mantel leuchtete hell in der Morgensonne, in tippeligen Schrittchen näherte sie sich, das Lächeln eisern festgetackert, der Absperrung. Wie das wohl aus ihrer Perspektive aussieht? Lauter fremde, begeisterte Gesichter, die sie anlächeln, Menschen, die Krönchen tragen oder royalblaue Kleidchen, die Blumen loswerden wollen und ihr mit halbgestreckten Armen ihre Smartphones entgegenhalten. „Ein Erinnerungsfoto hab ich mir gesichert, obwohl ich gelesen hatte, dass sie das mit den Smartphones nicht so mag. Aber ich war ja weit genug weg“, sagt Jessica.

 

Nur ein paar Minuten war die Queen in Berlin unterwegs

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der als Gastgeber dieses Termins die Monarchin bei ihrem Auftritt begleitete, berichtete anschließend, Elizabeth II. habe bemerkt, wie viele junge Menschen auf sie gewartet hätten.

In Plauderlaune versetzte sie dieser Umstand nicht. Nur ein paar Minuten war die Königin unterwegs, nahm Blumen entgegen und winkte ein bisschen. Dann stieg sie in ihren Bentley, eine Zofe hielt schon ein Plaid bereit. Eingekuschelt in ihre Decke genoss die Königin dann ein Privileg, das bis zur Sperrung des Brandenburger Tors 2002 allen Berlinern vergönnt gewesen war: sie fuhr zwischen den Sandsteinsäulen hindurch auf die Straße des 17. Juni. Geleitet von einer Eskorte ging es zum Flughafen Tegel. Die Berliner Polizei verabschiedete sich in bester republikanischer Manier über Twitter: „Ihren Wagen ohne Zulassung :-) geleiten wir sicher zurück zur Botschaft.“