Sie hat fünf Standorte, und wer will, kann sogar mit dem Boot anreisen: Die Bundesgartenschau 2015 spielt „am blauen Band der Havel“.

Brandenburg an der Havel - Der Chefgärtner schwärmt: „Das ist die interessanteste und ungewöhnlichste meiner Gartenschauen.“ Rainer Berger (62) hat bereits viele Ausstellungen des Gartenbaus zum Blühen gebracht. Bei der Frage, was die Havelregion ausmacht, überlegt er nicht lange: „Ganz klar, die Natur. Die Flussauen, die unberührte Landschaft, die viele Menschen nur noch aus Büchern kennen.“ Die fünf Standorte der Bundesgartenschau (Buga) 2015 in Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind eingebettet in die weit verzweigte Flusslandschaft der Havel mit vielen idyllischen Nebenarmen und Seen. Sie sind auf ausgebauten Radwegen und mit dem Boot erreichbar. Am besten beginnt man die Tour in der schönen Stadt Brandenburg, wo an der Jahrtausendbrücke ein paar „BunBos“ ankern: 60 Bungalow-Motorboote mit bis zu zwei Schlafzimmern und überdachter Terrasse sind zu mieten. Auch mit kleineren Hausflößen lässt sich die Buga abschippern.

 

Ein Muss in Brandenburg-Stadt sind für den Gartenfreund die 33 Themengärten im Packhof am Havelufer. Auf dem einstigen Werftgelände zeigen Landschaftsgestalter und Steinmetze ihre Ideen des modernen Gartens und nehmen dabei das Leitthema „Von Dom zu Dom - das blaue Band der Havel“ auf: von der angesagten Gestalterin Petra Pelz zauberhaft bepflanzte Beete und Hochbeete in Schiffsform etwa, ein windenumrankter Sichtschutz aus Paletten oder eine Koi-Anlage mit Feuchtpflanzen und „Felsen“ aus Beton. Geflochtene Weidenzweige formen eine Flussbiegung. In einem schwarz umrandeten Karree erinnert ein „Diamant“ aus silbrig bemaltem Holz an das Glitzern des Havelwassers. Pflanzenbilder in Broschenform aus Sukkulenten schmücken die Wände.

80 Meter Höhe und viel Schatten

Der mächtige Dom, der als „Wiege der Mark Brandenburg“ just im Buga-Jahr 850. Geburtstag feiert, sollte eine Führung wert sein. Ein Höhepunkt ist auch die zur Buga wiederaufgebaute Johanniskirche, wo wechselnde Blumenschauen originell präsentiert werden: Floristik statt Kirchenbänke mit Leitpflanzen für Taufe, Hochzeit und Erntedankfest. 80 Meter Höhe und viel Schatten sind dabei eine Herausforderung für die Gärtner. Auch 80 Kilometer entfernt, in der alten Dom- und Hansestadt Havelberg, sind die Besucher in der Laurentiuskirche, ebenfalls Hallenschau-Standort, überwältigt von der Blütenexplosion opulenter Azaleen und Rhododendren, begleitet von Baumfarnen vor dem Altar, Hainbuchen und Nadelbäumchen. Der zweitgrößte Buga-Ort, als einziger zu Sachsen-Anhalt gehörig, liegt am schönsten.

Hoch über der von der Havel umflossenen Altstadtinsel erhebt sich der Dombezirk. Dort sind nicht nur Pfingst- und Kletterrosen beheimatet, sondern auch Musterkleingärten mit großartiger Aussicht und Mustergräber. Im alten Domfriedhof sind so ungewöhnliche Pflanzungen und Grabmale zu sehen, dass auch junge asiatische Touristen die Kamera zücken. Mit grünen Bodendeckern und blauen Stiefmütterchen etwa wird die Havellandschaft nachgezeichnet. Aus einer Holzmuschel fließt spiralförmig die blaue Blume der Romantik. Apropos Blau: Auch die Leitfarbe dieser Buga und ihr Maskottchen, die kokette Fischdame Wilma Wels, erinnern an das „Blaue Band der Havel“. Mit blauen Bändern hat ein Künstler in Rathenow alte Bäume umschlungen. Wie die blau bemalten Beton-„Findlinge“ sind sie Farbtupfer im waldähnlichen Rhododendrontal des historischen Weinbergs. Neun Millionen Euro wurden in eine spektakuläre, 348 Meter lange Fußgängerbrücke investiert - das teuerste Buga-Bauprojekt. Das filigrane, S-förmig geschwungene und mit einem Schinkel-Preis dotierte Stahlbauwerk hoch über der Havel verbindet die beiden Buga-Areale der Stadt. Unter der Brücke schippern ein Hausboot und ein Havelflößer vorbei, der in einer idyllischen Bucht anlegen kann.

In Stölln geht es ums Fliegen

Der Park in Flusshöhe mit Riesenfernrohr und Spektralfarbpyramiden beherbergt einen Seerosen-Teich in Planetenform. Der Weinberg wiederum bietet am Fuß des Bismarckturms (der Politiker hatte seinen Wahlkreis in Rathenow) eine Sichtachse über Blütenkaskaden in den Park. Während am Standort Premnitz eine Chemie-Stadt mit einem Grünzug und einer Havelpromenade verschönert wurde, geht es in Stölln um das Thema Fliegen. Die Buga hat am Gollenberg ihr Zelt aufgeschlagen, an dem Otto Lilienthal 1896 bei seinen Flugversuchen so schwer verunglückte, dass er einen Tag später starb.

An den Pionier erinnert ein Museum im Dorf. Im neuen Fliegerpark am Gollenberg haben die Beete die Form eines Gleiters, und ein „schwebender“ Rundweg führt durch Präriestauden. Attraktiv ist eine Iljuschin 62 der DDR-Gesellschaft Interflug, die nach einer von der Bürgermeisterin angeregten spektakulären Landung auf der 860-Meter-Bahn des Segelflugplatzes im Oktober 1989 zum Mini-Museum und Standesamt wurde. Seither haben mehr als 850 Paare im Flugzeug geheiratet. Am 30. April fand die erste Buga-Hochzeit statt - ein weiteres Bonbon dieser ungewöhnlichen Gartenschau.

Infos zur Bundesgartenschau

Anreise
Mit der Bahn: Von Stuttgart mit Umsteigen in Braunschweig ( www.bahn.de ). Mit Flugzeug: Wer nach Berlin fliegt, kann von dort alle 30 Minuten mit dem Regionalexpress nach Brandenburg/Stadt, Premnitz und Rathenow fahren, nach Stölln und Havelberg mit dem Bus. Zwischen Rathenow und Havelberg verkehrt ein Buga-Bus-Shuttle.

Mit Boot: In fast allen Standorten gibt es eingangsnahe Anlegestellen für Sportboote und Anlandestellen für Kanus und Ruderboote. Infos: www.potsdamer-brandenburger-havelseen.de und www.flusslandschaft-untere-havelniederung.de .

Info zu Flusskreuzfahrt- und Ausflugsschiffen: www.buga-2015-havelregion.de/schifffahrt

Unterkunft
Sorat-Hotel Brandenburg: Buga-Special mit 2 Übernachtungen, 2 Buga-Tageskarten, Begrüßungscocktail, Lunchpaket und Late-Check-out im DZ für 272 Euro. www.sorat-hotels.com/brandenburg

Arthotel Kiebitzberg in Havelberg, DZ zur Buga-Zeit 273 Euro: www.arthotel-kiebitzberg.de

Jugendherberge: In Milow residiert sie in der restaurierten Villa des Alt-Berliner Milchkönigs Carl Bolle. Übernachtungen nur mit Jugendherbergsausweis möglich: www.jh-milow.de

Gastgeberverzeichnis: www.havelland-tourismus.de

Bundesgartenschau
Die Leistungsschau des deutschen Gartenbaus ist auf fünf Standorte des Havellandes verteilt: Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow und Stölln im Bundesland Brandenburg sowie Havelberg in Sachsen-Anhalt. Täglich bis zum 11. Oktober ab 9 Uhr geöffnet, letzter Eintritt 19 Uhr. Ticket: 20 Euro, ermäßigt und bei Vorlage einer Bahn-Anreisefahrkarte 18 Euro, Kinder/Jugendliche zwei Euro. Eine Fahrt mit dem Buga-Skyliner kostet sechs Euro, Kinder/Jugendl. vier Euro. Weitere Infos: www.buga-2015-havelregion.de . Info-Tel. 9-18 Uhr: 0 33 81 / 7 97 20 15.

Reiseführer
Der Verleger und Autor Joachim Nölte hat zur Buga eine 2. Auflage seines Reiseführers „Havelland. Ein Wegbegleiter“ herausgegeben (edition terra, Berlin, 14,80 Euro).

Allgemeine Auskünfte
Tourismusverband Havelland in Ribbeck: Tel. 03 32 37 / 85 90 40, www.havelland-tourismus.de

Tourismusmarketing Brandenburg, Tel. 03 31 / 2 00 47 47, www.reiseland-brandenburg.de