Bei Schiltach gibt es mit der Zipline Hirschgrund den längsten Seilrutschenparcours Deutschlands. - mit insgesamt sieben Bahnen.

Schiltach - Die Hände greifen nach dem Seil, die Beine stoßen sich vom Boden ab, und plötzlich saust man über das Tal mit nichts als Luft zwischen den Füßen und den weit unten liegenden Baumspitzen. Der Bauch kribbelt, in die Ohren dringt das leise Sausen der Rolle, die über das Metallseil fährt, und die Augen nehmen einen kleinen Punkt auf der gegenüberliegenden Seite des Tals wahr: das Ziel, an dem schon Georg Stefanovic wartet, bereit, die schnelle Fahrt zu stoppen. Der Nervenkitzel heißt Zipline, wobei sich das Wort aus den englischen Begriffen „zip“, für Schwung und „line“ für Seil zusammensetzt. Georg Stefanovic ist Chef der Zipline Hirschgrund nördlich von Schiltach, dem längsten Parcours in Deutschland. Maximal acht Fahrer gehören zu einer Gruppe. D

 

ie stehen jetzt um Georg Stefanovic herum, ausgestattet mit Gurten und Helmen, und hören zu, was in den kommenden zwei Stunden auf sie wartet: Ein Parcours aus sieben Bahnen, an denen sie über den Baumspitzen bis zu 83 Meter hoch und mit 50 Kilometer pro Stunde über das Tal sausen. Die Ziplines ähneln vom Prinzip her den sogenannten Tarzanbahnen, die man von Spielplätzen kennt, sind aber deutlich länger, höher und sicherer. Denn hier hält sich der Fahrer nicht fest, sondern hängt sich mit Karabinern an Rollen ein, die über die Seile führen - die große Sause kann beginnen. Valentin sprüht vor Vorfreude: Er feiert heute seinen 16. Geburtstag, und die Tour ist das Überraschungsgeschenk seiner Eltern. Die ganze Familie macht mit, Mutter Annette leidet allerdings unter Höhenangst und sieht nicht ganz so begeistert wie ihr Sohn aus. Nach einem kurzen, steilen Anstieg folgt die Feuerprobe: Zipline Nummer eins, ein kurzes Übungsbähnchen in zehn Meter Höhe.

260 Meter weit und 62 Meter über die Erde

Noch einmal erklärt Guide Georg, dass man zuerst die Rolle, dann die beiden Karabiner einhängen muss, dass man sich auch auf den Plattformen stets sichern sollte - schon surren die Rädchen an der Rolle los, und weg ist er. Die kurze Bahn ist gut zu überblicken und Georg am anderen Ende auf der Plattform zu sehen und zu hören. Das wird sich bald ändern, und Georg wird das Funkgerät in seiner Hand dringend brauchen, um durchzugeben, dass die Bahn für den Nächsten frei ist. Auch wenn die Bahn kurz ist: Annette kostet es große Überwindung, sich von der Plattform abzustoßen und ins Freie fallen zu lassen. Vom anderen Ende der Bahn redet Georg so lange beruhigend auf sie ein, bis sie es schafft - und am Ende sogar den ganzen Parcours bis zur letzten Bahn mitmacht. Bei der dritten Bahn wird’s abenteuerlicher: Sie führt 260 Meter weit und 62 Meter über die Erde. „Was ich vergessen habe: Da ist ein Ast an der Seite, auf den müsst ihr achtgeben“, knarzt Georgs Stimme aus dem Funkgerät. Ein kurzes Wegstück führt an den Bäumen entlang, dann hängt der Körper hoch über der Erde. Eine Mischung aus Angst und Euphorie begleitet die Fahrt, und wenn man am Ende wieder festen Boden unter den Füßen hat, zittern erst einmal die Knie. Bis alle auf der anderen Seite sind und die Gruppe zur nächsten Station auf dem Rundparcours wandert, bleibt genug Zeit, sich zu erholen.

Und den Wald zu genießen, die Aussicht und Ruhe. Das freut Georg, denn er will mehr als Adrenalinkicks bieten. Schon seit vielen Jahren betreibt er mit pädagogisch geschulten Guides einen Klettergarten, der Teams zusammenschweißen soll. Ziplines sind auch nicht als Nervenkitzel für Wagemutige erfunden worden. Solche Bahnen haben in Asien und Südamerika lange Tradition, die Menschen befördern damit vor allem Material über unwegsames Gelände. Das ruhige Waldgebiet, über das Georgs Besucher gleiten, darf er nur dank privater Verbindungen nutzen. Allein der Aufbau der Zipline war eine Geschichte für sich: Georg und seine Helfer mussten das Material den Berg hinaufschaffen und Leitern durch den Wald schleppen. Mit jeder Bahn werden die Fahrer routinierter. Mit der siebten und letzten Zipline überwindet man gleich zwei Täler und ist eine ganze Minute lang in der Luft. Zeit genug, sich ein wenig im Tal umzuschauen. Jetzt, da die Aufregung nicht mehr ganz so groß ist, hat man tatsächlich Augen dafür. Sogar in 80 Meter Höhe. Und am Ende hat jeder ein Grinsen im Gesicht, wenn er wieder auf der Erde ankommen ist.

Infos zum Schwarzwald

Zipline Hirschgrund
Voranmeldung erforderlich, jede Gruppe wird von einem Guide begleitet, www.hirschgrund-zipline.de , Telefon 0 74 22 / 24 06 93 . Die Teilnehmer müssen mindestens neun Jahre alt und 40 Kilogramm schwer sein. Preis: Erwachsene 32 Euro, Kinder bis 16 Jahre 28 Euro. Weitere Ziplines gibt es etwa im Harz, www.harzdrenalin.de , Telefon 0 18 05 / 37 53 75. Ziplines sind auch unter dem Namen Flying Fox bekannt und gehören zu vielen Hochseil-Klettergärten, www.kletterparks.info .

Unterkunft
Der Äckerhof ( www.aeckerhof.de ) liegt nur 20 Minuten Fußweg von der Zipline entfernt. Für Gruppen eignet sich das Tipi-Camp (Miete 120 Euro zuzüglich 6 Euro für jeden Erwachsenen), oder eine Ferienwohnung (ab 33 Euro pro Nacht).

Komfortabler: Das Wellnesshotel Adler ( www.naturparkhotel-adler.de ) in St. Roman verfügt über ein großzügiges Spa, Übernachtung im Doppelzimmer ab 68 Euro. Auch das Landhaus Lauble in Hornberg hat einen Wellnessbereich, ( www.landhaus-lauble.de , ab 40 Euro/Person).

Allgemeine Informationen
Kinzigtal Tourismus, www.kinzigtal.com , Schwarzwald Tourismus, www.schwarzwald-tourismus.info .