Europameister Fabio Jakobsen wurde am Berg abgehängt, also nutzte Caleb Ewan seine Chance. Der Sprinter gewann die erste Etappe der Deutschland-Tour. Das Rennen führt weiter Filippo Ganna an.

Sprintshow am Staatstheater: Favorit Caleb Ewan hat die Massenankunft in Meiningen und damit die erste Etappe der Deutschland-Tour gewonnen. Der Australier setzte sich souverän vor dem Italiener Jonathan Milan durch. Auf Platz drei und vier glänzten unweit des Englischen Gartens die deutschen Profis Max Kanter und Felix Groß.

 

„Das war ein sehr süßer Sieg nach ein paar durchschnittlichen Monaten. Mein Team hat nie das Vertrauen in mich verloren“, sagte Ewan. Bei der Tour de France hatte der kleine Sprinter viel Sturzpech gehabt und einen Etappensieg verpasst.

Keine Veränderung in der Gesamtwertung

In der Gesamtwertung gab es an der Spitze keine Veränderungen. Zweitfahr-Weltmeister Filippo Ganna liegt zwei Sekunden vor dem Niederländer Bauke Mollema. Milan ist nun Dritter, Titelverteidiger Nils Politt hat als Vierter drei Sekunden Rückstand Ganna.

Der Kölner hat am Freitag gute Chancen, das Rote Trikot des Spitzenreiters zu übernehmen. Auf den 200,7 Kilometern von Meiningen nach Marburg müssen auf der Schlussrunde zwei Anstiege bewältigt werden, weshalb eine Sprintankunft auf dem Klassiker-Profil unwahrscheinlich ist.

Nach Start bildet sich vierköpfige Spitzengruppe

Bereits kurz nach dem Start in Weimar formte sich eine vierköpfige Spitzengruppe. Das Ineos-Team von Ganna hatte zunächst kein Interesse an einer Verfolgung und ließ dem, Quartett auf der hügeligen Fahrt durch den Thüringer Wald einen Vorsprung von etwas mehr als vier Minuten. Dann erst übernahm Egan Bernal die Nachführarbeit und der Vorsprung schmolz.

Bernal wäre eigentlich der Star der Rundfahrt. Doch für ihn ist die Deutschland-Tour erst das zweite Rennen nach seinem lebensgefährdenden Sturz im Januar. „Ich will so viele Rennen wie möglich fahren und Kilometer sammeln. Ich bin sehr glücklich, wieder dabei zu sein, nachdem ich fast tot war“, sagte Bernal. Der 25-Jährige hatte beim Prolog in Weimar Platz 73 belegt, auf dem Weg nach Meiningen verlor er auf der Schlussrunde den Anschluss ans Feld.

Schlimmer Unfall in Kolumbien

Bernal war im Januar in seiner kolumbianischen Heimat im Training mit hoher Geschwindigkeit ungebremst in einen stehenden Bus gerast. Dabei hatte sich der Tour-Sieger von 2019 mehr als 20 Knochenbrüche zugezogen und lag drei Tage im Koma. Die Folgen spürt er noch heute. „Da ist eine Menge Metall in meinem Körper. Ich bin wie Robocop“, sagte Bernal. Er hoffe, im nächsten Jahr „wieder eine normale Saison“ zu haben.

Bis dahin genießt er es einfach, wieder im Radsport-Zirkus dabei zu sein. Schon Ende Juni war der Kletterspezialist vor dem Start der Tour de France nach Dänemark gereist, um die Rennatmosphäre zu spüren. „Ich wollte einfach bei den Jungs sein. Das hat mich sehr glücklich gemacht“, sagte Bernal. Top-Ergebnisse darf man von ihm erst wieder im kommenden Jahr erwarten.