Mit einem Erfolg gegen die USA will sich die deutsche Mannschaft unbedingt den Gruppensieg sichern. Der Blick der Spieler geht auch schon weiter nach vorn – über ein mögliches Achtelfinale gegen Algerien bis zum Endspiel.

Recife - Akkurat gefaltet werden sie wieder in der Kabine liegen, die Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Diesmal sind sie aber nicht weiß, sondern rot-schwarz-quergestreift. Um eine Referenz an Flamengo Rio de Janeiro handelt es sich dabei, den beliebtesten Club Brasiliens, der in ganz ähnlichen Hemden spielt. Zum ersten Mal bei dieser WM kommen die neuen Trikots heute zum Einsatz, wenn die DFB-Auswahl im letzten Vorrundenspiel in Recife auf die USA trifft.

 

Hinter den ungewohnten deutschen Farben steckt der Plan, die neutralen Zuschauer des Gastgeberlandes hinter sich zu bringen. „Wir wollen das zweite Land Brasiliens werden“, hat der Teammanager Oliver Bierhoff schon vor der WM gesagt. Bisher ist das Vorhaben sogar in weißen Trikots aufgegangen, große Sympathien werden der DFB-Auswahl nicht nur in ihrem Basislager in Santo André entgegen gebracht. Heute aber wird diese Beziehung auf eine erste schwere Probe gestellt.

Die Ausgangslage

Ein friedliches Unentschieden, das ist allseits bekannt, würde beiden Mannschaften zum Einzug ins Achtelfinale reichen. Undenkbar aber ist es, dass es eine Absprache zwischen Joachim Löw und Jürgen Klinsmann geben wird. Beide werden auf Sieg spielen, da darf man ganz sicher sein – allein schon deshalb, um keinen Stoff für Verschwörungstheorien zu liefern. Mit einem Sieg könnte die Amerikaner Gruppensieger werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit käme die deutsche Mannschaft auch dann weiter. Zum ersten Platz würde schon das Unentschieden reichen, das eigentlich keiner will.

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Nicht nur Gijon ist in den vergangenen Tagen ein großes Thema gewesen, sondern auch das deutsche Mittelfeld und der Kapitän Philipp Lahm – zumindest in der Öffentlichkeit. In der Mannschaft scheint es anders zu sein: „Wir diskutieren höchstens darüber, warum überhaupt so diskutiert“, sagt der Münchner Thomas Müller. Lahm wird im Zentrum bleiben, darauf hat sich das Trainerteam festgelegt. Offen ist nur, wer neben ihm und Toni Kroos spielt, dem bisher besten deutschen Mittelfeldspieler.

Bastian Schweinsteiger oder Sami Khedira, so lautet die Frage – und die Antwort könnte wieder sein: beide, und zwar abwechselnd. Vermutlich kann keiner von ihnen in der Hitze von Recife 90 Minuten lang durchhalten, zu groß sind ihre körperlichen Defizite. Oder schlägt doch die große Stunde von Christoph Kramer? Die Aktien des Dauerläufers aus Mönchengladbach sind in den vergangenen Tagen jedenfalls stark gestiegen.

Nicht völlig ausgeschlossen ist auch ein Personalwechsel im Dreier-Angriff. Der dreifache Torschütze Thomas Müller muss um seinen Platz nicht fürchten. Mario Götze und womöglich auch Mesut Özil aber könnten eine Verschnaufpause bekommen. Miroslav Klose hat sich mit seinem Tor gegen Ghana aufgedrängt, was trotzdem wenig an seiner Jokerrolle ändern dürfte. „Ich kann mich sehr glücklich schätzen, so einen Spieler auf der Bank zu haben“, hat Joachim Löw nach dem 15. WM-Treffer Kloses gesagt. Bleiben André

Der Blick nach vorn

Die Deutschen wollen aus zweierlei Gründen unbedingt Gruppensieger werden. Zum einen würden sie dann im Achtelfinale aller Voraussicht nach den stark eingeschätzten Belgiern aus dem Weg gehen und es mit Algerien zu tun bekommen. Und zum anderen ginge es zum Auftakt der K.o.-Runde im klimatisch gemäßigten Porto Alegre im Süden Brasiliens weiter, ehe im Viertelfinale eine erste Reise in den Finalort Rio de Janeiro winkt. „Da könnten wir schon einmal Endspielluft schnuppern“, sagt der Assistenztrainer Hansi Flick. Der Nachteil: als Gruppensieger droht schon im Halbfinale das Duell mit Brasilien. So weit will Thomas Müller aber nicht denken: „Es kann schneller vorbei sein, als man denkt. Und dann schaut man in die Röhre.“