Der Landkreis Göppingen und seine nähere Umgebung sind Drehort eines Films gewesen, der am Mittwoch im Staufen-Movieplex Deutschlandpremiere feiert. Der Produzent Rüdiger W. Kümmerle und der Schauspieler Henry Müller kennen die Gegend gut.

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Göppingen - Hans und Gus, ehemalige Elitesoldaten, haben einen Auftrag. Ihre private Sicherheitsfirma soll eine Geisel aus einem Trainingslager für Terroristen in Osteuropa befreien. Der Auftrag gelingt, doch als ein Teammitglied stirbt, entscheidet Gus, die Firma zu verkaufen. Tatsächlich spielt die erste Szene des Actionfilms „Ultimate Justice“ (auf Deutsch: Endgültige Gerechtigkeit), der am Mittwoch um 18.30 Uhr im Göppinger Staufen-Movieplex-Kino seine Deutschlandpremiere feiert, nicht in Osteuropa, sondern in Türkheim. Gedreht wurde bei der Firma Bagges in der Aufhausener Straße.

 

Auch die anderen Szenen sind im Schwabenland entstanden; vor allem in und um Göppingen, aber auch in Stuttgart, im Rems-Murr-Kreis und im Landkreis Esslingen. Warum? „Ganz einfach, weil ich in Geislingen an der Steige geboren und in Faurndau aufgewachsen bin“, sagt der Produzent Rüdiger W. Kümmerle. „Es war schon immer ein Traum von mir, in Göppingen einen Actionfilm zu drehen.“ Obwohl der 47-Jährige den Stauferkreis im Frühjahr 2003 verlassen hat, um erst in Hongkong, dann in China und seit 2018 in Mexiko zu leben, fühlt er sich seiner Heimat „sehr verbunden“.

„Kümmerle“ kann niemand aussprechen

Und so hat sich der Hollywoodstar Mark Dacascos („Pakt der Wölfe“), der den Gus spielt, auf den Weg nach Baden-Württemberg gemacht. Mit ihm stehen der ebenfalls aus Hollywood bekannte Matthias Hues („Star Trek“) als Radowski, Wolfgang Riehm („Sturm der Liebe“) als Hans, Kampfkünstler Mike Möller als Benny, Mike Leeder als Joe, Martin Baden als Flo und Yazmeen Baker als Julia vor der Kamera.

Der Produzent Kümmerle selbst spielt die Rolle des Doc. „Als ich nach Hongkong kam, hat mir mein damaliger Agent geraten, einen sogenannten Screen-Namen anzunehmen, weil niemand in Asien Rüdiger W. Kümmerle aussprechen könne“, erklärt er. Als Schauspieler nennt er sich deshalb Brandon Rhea, als Produzent habe er seinen echten Namen behalten. Am Set stifte das manchmal Verwirrung.

Henry Müller, der seinen Namen behält und Henry spielt, kommt ebenfalls aus Schwaben. Der 58-Jährige hatte vor dem Dreh von „Ultimate Justice“ im Jahr 2014 zwar keinerlei Filmerfahrung, für Kümmerle war er aber trotzdem gesetzt. Müller war Kümmerles Kampfkunsttrainer. Anfang der 2000er Jahre haben sie sich kennengelernt. „Zwischen Henry und mir ist eine Freundschaft entstanden. Es war einfach mein persönlicher Wunsch, ihn dabei zu haben“, sagt Kümmerle. „Nachdem Rüdiger Kümmerle nach Hongkong gegangen war, hat er mich immer wieder hier besucht und gesagt, irgendwann mache ich einen Film und du spielst mit“, erzählt Müller.

„Der Dreh in Göppingen war ein Heimspiel“

Wirklich daran geglaubt habe er nicht – bis Kümmerle seinen Plan in die Tat umsetzte. Nach einem Casting, bei dem Müller „vorsprechen und vorturnen“ musste, hatte er die Rolle. „Der Dreh in Göppingen war ein Heimspiel. Ich musste für die Aufzeichnungen nicht in der Gegend rum fliegen“, sagt der Eschenbacher, der eine Kampfsportschule in Süßen betreibt. Andererseits sei der Dreh in der eigenen Heimat auch seltsam gewesen. Schließlich habe sich viel in der Göppinger Innenstadt abgespielt, und dort kenne Müller das eine oder andere Gesicht. Trotzdem blieben Müller die Aufzeichnungen in der Innenstadt auch als persönlicher Höhepunkt in Erinnerung: „Ich selbst kenne dort jedes Eck. Wenn dann Straßen abgesperrt werden und man eine Verfolgungsjagd dreht, dann ist das schon etwas Besonderes.“

Den Großteil der Drehorte in Göppingen und Umgebung hatten Location-Scouts ausgesucht. So unterzeichnen Gus und Hans den Verkauf ihrer Sicherheitsfirma bei der Anwaltskanzlei webis legal in Geislingen. Hans lernt seine spätere Frau Michaela bei Gus’ Party kennen, die unter anderem in einer Privatwohnung in Hattenhofen aufgezeichnet wurde. Als Gus am nächsten Morgen aufwacht, liegt er in einem Bett bei Möbel Wannenwetsch in Gingen.

Acht Jahre später fährt er mit seiner Freundin Diana auf der Straße zwischen Gingen und Grünenberg, um Hans, Michaela und deren Tochter in ihrer Villa in Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) zu besuchen. Als das Ehepaar nachts in seinem Schlafzimmer wegen eines Geräuschs aufwacht, befindet es sich im Hotel Altes Pfarrhaus in Bad Überkingen; als Hans das Zimmer deshalb verlässt, schleicht er wieder durch die Murrhardter Villa. „Movie Magic“ (auf Deutsch: Filmmagie) nennt Kümmerle diese Ortssprünge, die mehrmals im Film vorkommen.

Stiftskirche Faurndau fungiert als Kloster

Wie sich im weiteren Verlauf des Films herausstellt, sind brutale Schläger in die Villa eingedrungen, die Hans krankenhausreif prügeln. Sie vergewaltigen und töten seine Frau und entführen seine Tochter. Hans wird daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert. Die Szenen hierfür wurden in der Kurklinik in Bad Boll aufgezeichnet. Gus ist nach dem Verbrechen zur Stelle, um für Hans Rache zu nehmen und dessen Tochter zu befreien. Dafür ruft er das alte Team zusammen. Auf Joe trifft er in der Bierakademie, auf Radowski in Mamas Imbiss. Beide Locations befinden sich in Göppingen. Benny wirft seinen Job bei der Tankstelle hin (Freie Tankstelle Lamparter in Geislingen), Doc lässt sich nicht ganz so schnell überzeugen, das Kloster zu verlassen (Stiftskirche Faurndau), kehrt am Ende aber doch zum Team zurück.

Das Gebäude der Firma Schmidt Funktechnik in der Heilbronner Straße in Göppingen diente als Kommandozentrale des Teams. „Das war ein Freundschaftsdienst“, sagt Paul Schmidt, der Inhaber des Unternehmens. Sein Bruder Peter Schmidt und Rüdiger Kümmerle seien in ihrer Jugend beste Freunde gewesen. „Peter und ich haben zusammen in der Jugendkappelle Göppingen gespielt“, erzählt Kümmerle. Eine Woche lang habe Paul Schmidt sein Gebäude für ein rund 100-köpfiges Filmteam zur Verfügung gestellt. Der Zwölfmannbetrieb habe in dieser Zeit vor allem Außentermine wahrgenommen.