Max Kepler ist dank eines 35-Millionen-Dollar Vertrags der bestbezahlte deutsche Baseball-Spieler der Geschichte. Obwohl Geldsorgen der Vergangenheit angehören, hätte der 26-Jährige wohl noch viel mehr Geld verdienen können. In unserer Bildergalerie finden Sie außerdem die zehn bestbezahlten Baseballprofis der kommenden Saison.

Fort Myers - Vor exakt zehn Jahren begegneten sich Max Kepler und Jorge Polanco unter der Sonne Floridas zum ersten Mal. Für beide begann damals das USA-Abenteuer. Und die Teenager einte das Ziel: eines Tages in der nordamerikanischen Baseball-Profiliga MLB zu spielen. Kepler, damals 16, ist Berliner – Polanco, gerade einmal 15, kommt aus der Dominikanischen Republik. „Jorge konnte damals kein Wort englisch“, erinnert sich Kepler mit einem Schmunzeln. Die beiden Top-Nachwuchskräfte wurden damals während des Trainingslagers (Spring Training) von den Minnesota Twins in ein Zimmer gepackt. Getreu dem Motto: Geteiltes Leid, ist halbes Leid. Schließlich galt es für die zwei, sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Dabei half auch Mama Kepler, die ihrem Sprössling in die USA folgte und von deren Kochkünsten Polanco noch heute schwärmt.

 

Mehr als nur Zimmerkollegen

Zehn Jahre später teilen sich Kepler und Polanco in Florida nicht nur das Zimmer während der Vorbereitung auf die neue Baseball-Saison. Sie sitzen gemeinsam auf dem Podium, grinsen um die Wette und dürfen verkünden, von den Twins mit Fünf-Jahres-Verträgen ausgestattet worden zu sein. 35 Millionen Dollar verdient der Berliner in den kommenden Jahren, Polanco bekommt „nur“ knapp 26 Millionen. In beiden Fällen haben die Twins die Möglichkeit, die Verträge um ein sechstes Jahr zu verlängern. „Eine Wette auf die Zukunft“, schreibt der Twins-nahe „StarTribune“ aus Minneapolis über das Gehalt der beiden Hoffnungsträger.

Eine Wette? „Wir sind von der Entwicklung der beiden absolut überzeugt“, lässt Twins-Manager Thad Levine keinen Zweifel. Wer allerdings nur auf die Trefferquote des Deutschen schaut, wundert sich über die üppigen sechs Millionen, die Kepler in der kommenden Saison verdienen wird. Nur in rund 23 Prozent der Fälle gelingt dem Deutschen ein Base-Hit, bei nur rund 31 Prozent liegt seine On-Base-Percentage. Beides deutlich unterer Durchschnitt in der MLB.

Kepler ist einer der besten Defensiv-Spieler der MLB

„Wer nur auf die Trefferquote schaut, dem entgeht das eigentlich entscheidende“, mahnt Levine. „Max hat sich in den vergangenen Jahren in allen Bereichen gesteigert. Und er ist gerade einmal 26 Jahre jung.“ Der Berliner, einst von Steffi Graf mit einem Tennis-Stipendium ausgestattet, gilt nach seiner dritten kompletten Saison in der MLB ligaweit als einer der besten Defensiv-Spieler im Outfield. „Mir macht die Abwehrarbeit Spaß“, sagt Kepler und mutmaßt: „Vielleicht hilft mir auch meine Fußball-Vergangenheit bei der Beinarbeit.“

Denn Kepler war als Teenager nicht nur Baseball-Spieler, sondern auch ein hervorragender Fußballer und eines der größten Tennistalente Berlins. „Mit 15 musste ich dann eine Entscheidung treffen“, sagt er rückblickend. Die fiel – überraschend genug für einen Deutschen – pro Baseball aus. Die Fußball- und Tennisschuhe hängen seither am Nagel. „Tennis ist ein geiler Sport. Und ich bin mir sicher, dass in meinem Schlag immer noch ein bisschen Tennis-Rückhand steckt“, sagt Kepler.

Zweifel in den ersten USA-Jahren

Es gab aber auch Phasen, in denen er mit dieser Entscheidung haderte. Soll er nach Deutschland zurück? Oder doch eine Bildungskarriere am College beginnen? Er biss sich durch und sagt heute mit einem 35-Millionen-Dollar-Vertrag in der Tasche: „Meine Eltern haben mir damals gesagt: ‚Zieh durch, was Du angefangen hast.’ Da bin ich heute sehr froh darüber.“ Aber nicht des Geldes wegen – „ich liebe das Spiel“, sagt er im Brustton der Überzeugung. Schließlich habe er die letzten drei Jahre auch vom Minimum-Gehalt der MLB „sehr gut leben“ können. Immerhin stolze 545 000 Dollar im Jahr. Nicht so schlecht für einen Deutschen, dessen Sport in der Heimat nur eingefleischte Fans interessiert.

Dass er an seiner Treffergenauigkeit arbeiten muss, weiß Kepler. Vergangene Saison gelangen ihm zwar erstmals 20 Homeruns, allerdings sank mit zunehmender Power in seinem Schwung die Treffgenauigkeit (von 24 auf 22 Prozent). Ein Blick in die Statistik-Bücher der MLB zeigt auch, dass das bei jungen internationalen MLB-Spielern keine Seltenheit ist. MLB-Coaches verändern vieles: Griff, Schlagwinkel, Beinstellung. Massive Veränderungen, die sich zwar oft mittel- und langfristig auszahlen – kurzfristig aber schwierig umzusetzen sind.

Keine Wette auf sich selbst

Nicht nur bei den Twins geht man davon aus, dass Kepler die Schwierigkeiten hinter sich lassen und diese Saison seine „Breakout Season“ haben wird. Also jene Saison, in der er all die in ihn gesetzten Erwartungen auch mit dem Schläger in der Hand und nicht nur in der Defensive erfüllen wird. Ist das der Fall, haben sie in Kepler ein echtes Schnäppchen gemacht.

Der Berliner wollte offenbar nicht damit kalkulieren – denn wenn die Prognosen der Twins eintreffen, wäre er besser beraten gewesen, noch ein oder zwei Jahre mit einem langfristigen Vertrag zu warten. Denn für einen einstelligen Millionenbetrag spielen die besten Defensivspieler der Liga eigentlich nie. Auch wenn Kepler betont, er sei eigentlich der Typ, der auch weiterhin für das Gehaltsminimum gespielt hätte – sein Lächeln und das seines Zimmerkollegen Polanco lassen erahnen: da wissen zwei Sportler, dass sie gehaltstechnisch von nun an in einer anderen Liga spielen.

In unserer Bildergalerie finden Sie die zehn bestbezahlten MLB-Spieler der kommenden Saison. Viel Spaß beim Klicken!