Britta Ernst verantwortet die Bildungspolitik in Brandenburg. Der neue Kanzler sagt: „Ohne sie wäre ich ein ganz anderer Mensch.“

Berlin - An dem Tag, an dem ihr Ehemann zum Regierungschef gewählt wird, sitzt Britta Ernst auf der Besuchertribüne des Bundestags. Rechts von ihr Olaf Scholz’ Eltern, links von ihr Altkanzler Gerhard Schröder samt Gattin. Es ist ein bewegender Moment. Aber bestimmt keiner, der Britta Ernsts Leben von Grund auf verändern wird.

 

Ernst und Scholz sind seit mehr als 20 Jahren verheiratet, er hat in dieser Zeit bereits viele wichtige Ämter innegehabt. Es heißt ja, hinter jedem erfolgreichen Mann stehe eine starke Frau. Das ist auch hier der Fall. Nur hat Britta Ernst nicht vor, ihre eigenen Ambitionen für die Karriere ihres Mannes aufzugeben.

Die 60-Jährige ist selbst Ministerin. In der brandenburgischen Landesregierung von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist sie seit 2017 für die Bildungspolitik verantwortlich. Zuvor saß sie bereits in selber Funktion im schleswig-holsteinischen Landeskabinett.

Wahlheimat Potsdam

Im Moment geht es für Ernst vor allem darum, Brandenburgs Schulen einigermaßen sicher durch die Coronapandemie zu bringen. Das ist schwer genug, die Opposition im Potsdamer Landtag und Verbände werfen Ernst Missmanagement im Kampf gegen das Infektionsgeschehen vor. Auch bundesweit ist die sozialdemokratische Ressortchefin gefordert: Sie sitzt zurzeit der Bildungsministerkonferenz vor.

Als „First Lady“ der Republik mit Zuständigkeit für Charity und Glamour dürfte Ernst nicht größer in Erscheinung treten. Man kann davon ausgehen, dass sie weiter ihrer Arbeit nachgehen und repräsentative Termine an der Seite ihres Mannes auf ein Mindestmaß begrenzen wird. So wie es auch Angela Merkels Ehemann Joachim Sauer getan hat, der seine Tätigkeit als Chemiker unbeirrt fortsetzte.

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Im vergangenen Bundestagswahlkampf wurde Olaf Scholz gefragt, ob seine Frau im Falle eines Wahlsiegs weiter arbeiten würde. Er reagierte darauf gereizt: „Ich weiß nicht, ob diese Frage auch an Männer gestellt wird, die Ehegatten sind. Ich finde nicht, dass eine Laufbahn davon abhängig ist, was mit der anderen passiert.“

In der Öffentlichkeit treten die beiden eher selten gemeinsam auf. Zur Geschichte gehört allerdings auch, dass sich Ernst 2011 aus der Hamburgischen Bürgerschaft zurückziehen musste, als ihr Mann Erster Bürgermeister wurde.

Britta Ernst hat Olaf Scholz bei der SPD kennengelernt, wie sollte es anders sein. Und zwar in ihrer Geburtsstadt Hamburg, wo die beiden eigentlich zu Hause sind.

Inzwischen lebt das kinderlose Ehepaar in Potsdam. Olaf Scholz sagte einmal über seine Frau Britta: „Ich glaube, dass ich ein ganz anderer Mensch wäre, wenn ich nicht mit Britta Ernst verheiratet wäre.“ Sie sei es auch gewesen, erzählt er weiter, die ihn sanft zum Joggen gedrängt habe – und damit zum Abnehmen.