Mit seinem zarten Alter von zehn Jahren gilt der Stuttgarter Damon Wick derzeit als jüngster DJ Deutschlands – das zumindest betonen beharrlich verschiedene Boulevard-Medien. Wir haben mit dem Vater über die Karriere des Sohnemanns und über Kritik daran gesprochen.

Stuttgart - Schwere EDM-Beats, Nebelmaschinen, eine ausgelassene Crowd in Post-Abi-Ekstase: der Aer club in seiner typischen Samstag-Abend-Aufmachung. Doch trotz routinierter Party-Ästhetik ist heute etwas anders im Club. Denn am DJ-Pult steht Damon Wick im Totenkopf-Shirt und dreht mit konzentrierter Miene an den Reglern – und dabei ist er gerade einmal zehn Jahre alt.

 

Mit seinem zarten Alter gilt der Stuttgarter derzeit als jüngster DJ Deutschlands – das zumindest betonen beharrlich verschiedene Boulevard-Medien, in denen er seit einiger Zeit geradezu omnipräsent ist. Klar, solche Superlative kommen in der Berichterstattung ja auch immer gut. Denn seit Damon im Oktober letzten Jahres im Homestudio seines Vaters Damon Paul, ebenfalls DJ und Produzent, das erste Mal Filter, Echos und Delays benutzte, dreht sich der Zehnjährige munter im Medienzirkus: „Ich habe damals ein Foto von ihm beim Üben auf Facebook gepostet“, erinnert sich Papa Damon Paul heute. „Dann hat mich ein befreundeter Redakteur der BILD angeschrieben und wollte eine Story über ihn machen. Wir haben das eigentlich nur als Spaß gesehen. Aber dann kamen RTL und Prosieben – wir haben gar nicht damit gerechnet, dass das so abgeht.“

Überbelastung, negative Presse und Jugendschutz

Doch die Geschichte des DJ-Nachwuchstalents schlug ihre Wellen: Ungefähr zwei Interviews pro Woche gibt Damon Wick inzwischen, beantwortet mit routinierter Zurückhaltung Fragen zu seinen musikalischen Vorbildern (David Guetta), den kniffligen Seiten des DJings (ganz klar die Übergänge) und seinen späteren Berufswünschen (Polizist). Ein Radiosender besuchte ihn für eine Reportage schon zu Hause, für das RTL-Mittagsmagazin legte er nicht nur im Aer club, sondern auch als special guest auf einem Holi-Festival auf. Seither können sich Vater und Sohn nach eigenen Aussagen vor Aufträgen kaum mehr retten: „Wir machen da gar nichts, die Anfragen kommen ganz von allein“, meint Paul. Viele davon müsse man inzwischen sogar absagen, erklärt er schulterzuckend und verweist auf Überbelastung, die negative Presse und den Jugendschutz.

Dennoch ist er stolz auf seinen Schützling: „Damon ist Jahre weiter als manch anderer in seinem Alter. Er weiß sehr viel durch die TV-Sachen. Er kennt viele Leute in meinem Alter, das ist ein ganz anderes Business. Das ist ein komplett anderes Level als die anderen Kinder im Dorf es kennen. Er kann damit andere Kinder auf jeden Fall inspirieren.“

Auftritte langsamer angehen

So ganz unvoreingenommen sind Vater und Sohn der Öffentlichkeit gegenüber inzwischen jedoch nicht mehr. Seit einigen Jahren ist Damon Paul bereits selbst als DJ unterwegs, hat Kontakte zur einschlägigen Ballermann-Prominenz und produzierte zuletzt die Single „Soulmate“ mit Jürgen-Drews-Tochter Joelina – inklusive Video im klassischen David-Guetta-Protz-Style. Die Kritik, mithilfe des Sohnemanns nun die eigene Karriere pushen zu wollen, tut der 31-Jährige jedoch kopfschüttelnd ab: „Es wird alles immer kritisiert. Da steht plötzlich ein Zehnjähriger, der deren Meinung nach keine Ahnung von nichts hat und dann ist halt der Vater der Grund dafür, weil der keinen Welthit hatte. Das juckt mich nicht.“

Während es im Netz zunehmend Kritik hagelt, übt Damon Paul sich so in Durchhalte-Parolen: „Ich versuche, das von ihm wegzuhalten. Aber wenn er das liest, dann sage ich meinem Kleinen nur: Die sind neidisch, weil du erst zehn bist und sie selbst 20 oder 30 sind, in Clubs auflegen und weniger können als du.“ Trotzdem wolle man die öffentlichen Auftritte nun etwas langsamer angehen. Im Juli legt Damon bei einem Familienfest in einer Böblinger McDonald’s-Filiale auf, ein Sommerfest in München werde man in diesem Jahr auch noch besuchen. Aber ansonsten, so Damon Paul, konzentriere man sich erstmal auf nächstes Jahr. Da wird Damon dann schließlich schon elf.