Wald, Wiese und kein Wagnis: Der von einem Fachmagazin ausgezeichnete Himmelssteig ist ein Rundweg, bei dem die Oberschenkel nicht allzu sehr brennen.

Bad Peterstal - Der Himmel im Schwarzwald hängt manchmal tief. Auf dem Himmelssteig bei Bad Peterstal-Griesbach (Ortenaukreis) ist es dann nicht weit bis in das feuchte Grau, das zwischen den dunklen Fichten und Kiefern hängt. Schwarzwald halt, trist und düster, sagen die einen. Doch ist es sonnig und heiß, schätzen Wanderer die Kühle seiner Täler. Und der Himmelssteig – 10,5 Kilometer lang, 533 Höhenmeter in Häppchen rauf und runter – ist eine Tour, die sich gerade für sonnige Tage empfiehlt. Fast über die gesamte Distanz läuft man im Schatten hoher Wipfel.

 

Dies ist wohl eines der Merkmale, die die Leser des „Wandermagazins“ schätzen.Rund 10 000 von ihnen – 36 Prozent der Teilnehmer –haben in diesem Jahr den Himmelsteig bei der Wahl „Deutschlands schönste Wanderwege“ in der Kategorie „Tagestouren“ auf den ersten Platz gehoben. Ein weiterer Erfolg für den Südwesten, hat doch 2016 der Wasserfallsteig in Bad Urach gewonnen.

Eine Mahnung am Straßenrand

Dem Aufstieg geht ein denkwürdiger Abstieg voraus. Vom Kniebis her kurvt man nach Bad Peterstal hinunter. In einer Kehre überraschend ein wuchtiger Stein, der daran erinnert, wohin es führen kann, wenn die politische Kultur über die Klinge springt: Dort, kurz vor Bad Griesbach, wurde 1921 der Reichsfinanzminister und Zentrums-Politiker Matthias Erzberger auf einem Spaziergang erschossen – von Rechtsradikalen, denen der politische Gegner nichts wert ist. Das Unbehagen lastet etwas auf der Stimmung – bis es drunten in der Kurstadt Bad Peterstal dem Ringen um Orientierung weicht. Man nimmt die Abzweigung in Richtung Freiersbach, folgt der Straße bis zum Freibad und biegt nach links auf den Wanderparkplatz ein.

Nun geht es in die Höhe, zu Fuß und in festem Schuhwerk mit Profil, denn der Pfad kann rutschig sein. Geht man die Tour im Uhrzeigersinn an, steigt man zunächst ein wenig auf, folgt einem Sträßchen am Sportplatz vorbei, bevor es scharf rechts erst mal einen etwas steileren Waldweg hinaufgeht. Immer wieder sieht man drunten die 2800 Einwohner zählende Kurstadt liegen, später auch den Ortsteil Griesbach. Am Berg gegenüber krallen sich Gebäude an einen Hang, einst oder vielleicht auch heute noch Gehöfte mit tiefgezogenen Dächern. Dann hat der Schwarzwald mit seinen Bäumen, Farnen, Büschen den Wanderer. Da fließt ein Rinnsal über roten Sandstein, dort zeigt sich noch eine späte herbstliche Blüte – einige Kilometer weit ist Ruh’.

Kühle Getränke im Wassertrog

Nach einer Stunde öffnet sich der Wald, man tritt hinaus auf eine Wiese und gelangt über eine Schafweide in die Nähe eines Gehöfts, das durch eine Besonderheit auf sich aufmerksam macht: Die Bauersleute haben Getränkekisten hinauf zum Weg geschafft und in einem Wassertrog am Wegesrand kalt gestellt. Daneben hängt eine kleine Kasse, die als Gegenleistung für das Getränk auf eine Spende wartet. Auf solche Erfrischungsstationen stößt man auch später noch. Ein Hof bietet Kürbisse an, ein anderer, am Holchenwasserfall, Zwetschgenschnaps, Kräuterlikör und Honig.

Doch zunächst passiert man ein Wildgehege und einen weiteren Hof, dann verläuft der Himmelsteig parallel zu einem asphaltierten Wirtschaftsweg – eine Führung, die allein der Abenteuerlust von Kindern geschuldet zu sein scheint. Wer Stolperfallen meiden möchte, sollte den Meter bis zum festen Boden hinuntersteigen und auf dem Wirtschaftsweg weitergehen, in den wenig später ohnehin der schmale Pfad mündet. Dann nimmt der Wald den Wanderer wieder auf, und nach einem steilen Abstieg entlang eines Bachs – Vorsicht, Rutschgefahr bei Nässe – geht es wieder hinauf. Unvermittelt ragt ein Fels vier Meter in die Höhe: der Paradiesfels, ein Aussichtsplatz auf den Paradieshof. Von dort geht es hinab zum Holchenwasserfall, einem der wenigen echten Höhepunkte des Himmelsteigs. Wer eine Flasche kühle Limonade möchte, kann sich wieder gegen eine Spende aus dem Wassertrog bedienen. Daneben steht Zwetschgenschnaps zum Verkauf.

Bleibt noch der Himmelsfels

Der Rest des gut ausgeschilderten Himmelsteigs – zwei Drittel hat man hinter sich – hat als weiteren Höhepunkt den Himmelsfelsen zu bieten. Dann geht es auf geringer Höhe parallel zur Straße weiter, wenige Meter unterhalb brummen Autos. Der letzte Teil des Rundwegs verläuft an Wiesen entlang, der Blick auf die gegenüberliegenden Hänge ist frei. Nach drei Stunden – der Wanderführer der Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft setzt viereinhalb an – ist der Ausgangspunkt wieder erreicht. Fazit: Der Himmelssteig ist familientauglich, für tüchtige Wanderer bedeutet er keine Herausforderung. Aber es gibt Anstiege, auf denen die Oberschenkel ein wenig brennen können. Übrigens: Die Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft stuft den Rundweg in die Kategorie „schwer“ ein.