Mit ihrem Urwahl-Vorstoß will die Junge Union vor allem AKK treffen, kommentiert Katja Bauer.

Berlin - Die CDU ist derzeit eine Regierungspartei in einer schwächelnden Koalition mit einer scheidenden Kanzlerin. Will die Partei vor der nächsten Wahl in eine stabile Ausgangslage kommen, muss sie ein überzeugendes Angebot machen, inhaltlich und personell.

 

Das wissen alle – theoretisch. Praktisch könnte sich dagegen inzwischen ein Regisseur der Serie „House of Cards“ was von der Union abschauen. Ein paar parteieigene Nachwuchsfilmemacher sitzen offenkundig in der Jungen Union. Deren Deutschlandtag am Wochenende geriet zu einer perfekten Inszenierung – wenn man annimmt, dass das Ziel in der Demontage der neuen Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer liegt.

Geboten wurde eine Tagung, bei der Friedrich Merz unter Jubelgesang versicherte: er sei da, wenn man das wolle. Zur Erinnerung – die Partei wollte das bei der Wahl zum Parteivorsitz nicht. Darauf folgte ein verklausuliertes Misstrauensvotum: die JU sprach sich für die Urwahl des Kanzlerkandidaten aus, also mit anderen Worten gegen den bisher in der Partei natürlichen Anspruch des oder der Vorsitzenden. AKK durfte dann auch noch sprechen, kämpferisch am Sonntagmorgen, vor müden Delegierten.

Der Auftritt war fast bitter anzusehen. Sicher: eine Jugendorganisation alleine kann keine Parteichefin demontieren, die nicht ohnehin schon schwächelt. Kramp-Karrenbauer kämpft nach einer Reihe von Fehlern und ihrem Sinneswandel, ins Kabinett zu wechseln mit schlechten Beliebtheitswerten. Aber sicher ist auch: Ziel dieser Inszenierung und des Antrages war es,die Parteichefin zu treffen. Aber Vorsicht – Wähler mögen gerne „House of Cards“ schauen, in der Wirklichkeit sind ihnen solche Ränke suspekt.

katja.bauer@stzn.de