Schiffsverkehr, Bergbahnen, Grenzverkehr und Gäubahn: Ein Überblick über die kniffligen Fragen beim neuen 49-Euro-Ticket, das von Mai an den Nahverkehr revolutionieren soll.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Es heißt Deutschlandticket und soll dementsprechend in ganz Deutschland im Nahverkehr gelten. Doch es gibt Ausnahmen von diesem Grundsatz und – anderthalb Monate vor dem Start des so genannten 49-Euro-Tickets – sogar noch einige ungeklärte Fragen. Ein kleiner Überblick.

 

Sonderfall Gäubahn:Schon beim 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer war bis kurz vor dem Start unklar, ob auch in die dortigen Züge zum Dumpingpreis eingestiegen werden darf. Denn die Strecke zwischen Stuttgart und Singen ist ein Sonderfall: Hier verkehren Intercity-Züge der Schweizer Bahn im stündlichen Wechsel mit IC-Doppelstöckern der Deutschen Bahn. Dank einer Sondervereinbarung mit dem baden-württembergischen Verkehrsministerium dürfen alle diese Züge aber auch mit Nahverkehrskarten genutzt werden. Für Extra-Nahverkehr fehlt es auf der weitgehend eingleisigen Strecke nämlich an Kapazitäten.

Das 49-Euro-Ticket dürfte die Kalkulation, auf der diese Vereinbarung basiert, allerdings massiv verändern. Deshalb wird auch jetzt wieder nachverhandelt. „Wir werden das in trockene Tücher bekommen“, sagt der Sprecher des Landesverkehrsministeriums, Edgar Neumann. Richtig ist aber auch: Noch ist die Lösung nicht gefunden. Allerdings konnte man sich auch beim 9-Euro-Ticket kurzfristig noch einigen. Und auch beim neuen Jugendticket des Landes, das Anfang März für 365 Euro im Jahr an den Start ging, wurde die Anerkennung auf der Gäubahn erreicht.

Schiffsverkehr:Wer von Konstanz nach München möchte, bekommt im DB-Navigator schon heute Verbindungen angezeigt, die die Fahrt mit dem Katamaran empfehlen. Die Umstiege sind aufeinander abgestimmt, der Seeweg ist die schnellste Möglichkeit, um von Konstanz nach Friedrichshafen zu kommen. Allerdings funktioniert das nur mit Extrafahrkarte und zu einem entsprechend höheren Fahrpreis. Der Katamaran übernimmt zwar die Funktion der Personenbeförderung, ist aber rechtlich wie die gesamte Weiße Flotte auf dem Bodensee nicht Teil des Nahverkehrs, sondern gilt als Freizeitverkehr. Und das heißt auch beim Deutschlandticket: die Fahrt über den See kostet weiterhin extra, gegenwärtig 11,50 Euro.

Fährverbindungen: Beim 9-Euro-Ticket waren auch die Fährverbindungen auf dem Bodensee außen vor. Das ist auch nach wie vor der Stand. Während es auf der Verbindung zwischen Friedrichshafen und dem schweizerischen Romanshorn dabei bleiben wird, ist bei der zweiten Fährverbindung auf dem Bodensee Bewegung hineingekommen. Seit Herbst werde mit dem Land über eine Anerkennung der Fähre Konstanz-Meersburg als Nahverkehr gesprochen, sagt der Sprecher der Stadtwerke Konstanz, Josef Siebler.

Bisher scheitert es noch am Geld. „Der Preis für den gefahrenen Kilometer auf dem Wasser ist mit dem Preis auf dem Land nicht zu vergleichen.“ Insofern könnte es noch etwas dauern. Bis es zu einer Einigung kommt, hilft allerdings ein Trick, um mit dem Deutschland-Ticket doch noch kostenlos über den See zu kommen. Die Regionalbuslinien von Friedrichshafen und Ravensburg nach Konstanz nutzen fahrplanmäßig die Fähre und sind ohne Aufpreis zu nutzen.

Kleiner Grenzverkehr: An einigen Stellen ist sogar das Ausland im Deutschlandticket enthalten. Überall dort, wo deutsche Verbünde schon jetzt in die Nachbarschaft reichen, soll auch das 49-Euro-Ticket gelten. Dies gilt natürlich auf der gesamten Hochrheinstrecke, die durch den Kanton Schaffhausen führt. In Basel sind dank des Regioverbundes Lörrach neben dem Badischen Bahnhof auch die S-Bahnen zum Bahnhof Basel SBB enthalten.

Auch Ausflüge ins Elsass sind möglich, nach Wissembourg und Lauterbourg, die Teil der Verkehrsverbünde Rhein-Neckar und Karlsruhe sind. Reisen bieten sich auch an nach Enschede und Venlo in den Niederlanden, Kufstein und Salzburg in Österreich oder Swinemünde in Polen. Keine entsprechenden Vereinbarungen gibt es allerdings bei Straßburg und Colmar. Dorthin kostet die Fahrt ab der Grenze extra. An anderen Stellen wird teils noch verhandelt.

Seil- und Bergbahnen: Es müssen nicht immer Bus und Bahn sein. Auch manche Seilbahnen und Bergbahnen können mit 49-Euro-Ticket genutzt werden. Allerdings sind die Zacke und die Standseilbahn in Stuttgart dabei die Ausnahme. So hat der Karlsruher Verkehrsverbund bereits klar gestellt, dass Freizeitbahnen wie die Merkurbahn in Baden-Baden und die Turmbergbahn in Karlsruhe extra kosten.