DFB-Präsident Bernd Neuendorf ist zehn Monate im Amt – und tut wenig dafür, seine Bilanz aufzupolieren.

Sport: Marco Seliger (sem)

Tja, so kann man die Dinge auch sehen rund um den Deutschen Fußball-Bund. In den vergangenen zehn Monaten unter seiner Führung habe man nichts mehr von Razzien, Durchsuchungen und Unruhen gehört – das sagte der Präsident Bernd Neuendorf am Dienstagmittag in Frankfurt.

 

Das ist aller Ehren wert. Dumm ist es da nur, dass unter Neuendorfs Führung ein WM-Aus in Katar sowie ein miserables Krisenmanagement samt eines Kommunktionsdesasters im Fall der One-Love-Kapitänsbinde dazu kamen. Und dass der DFB in den vergangenen Tagen seine Bilanz vorlegte: mit Steuerrückstellungen im Zuge vergangener Skandale in Höhe von 50 Millionen Euro.

Für Letzteres kann Neuendorf nichts. Der Präsident aber ist nach zehn Monaten im Amt selbst ebenfalls im Minus – und tat nun wenig dafür, um seine Bilanz aufzupolieren.

Sein Expertenstab, der über die Ausrichtung rund um die DFB-Elf entscheiden soll, ist so wenig originell wie so manch biederer Spielzug des deutschen Teams bei der WM. Der Club der alten Herren um Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler und Hans-Joachim Watzke mag Expertise mitbringen. Nach Reformeifer hört sich diese Gruppe nicht an. Und dass Neuendorf nach der Frage, warum keine Frau in dem neuen Gremium dabei sei, geradezu überrascht wirkte, passt in dieses Bild des geschlossenen „Männerclubs“ namens Männer-Nationalelf.

Da wirkte es zunächst wohltuend, dass Neuendorf sich in der Causa der One-Love-Binde Fehler eingestand. Er habe den direkten Draht zum Weltverband Fifa suchen müssen, um dessen Haltung zu klären. Sagte also Neuendorf – und gab ein Beispiel für seine fehlende Kompetenz auf diesem Feld. Denn die Fifa hat, so traurig das ist, das Hausrecht bei der WM und darf bestimmen, welche Kapitänsbinden getragen werden. Ein Verbot war und ist also rechtens. So steht das in den Statuten, die Neuendorf vor der WM hätte lesen können. Und müssen.

Was bleibt von Neuendorfs Bilanzpressekonferenz? Der Mann, der im Politikerstil mit ruhiger Hand Wirkung erzielen will auf seinem Weg, könnte bald der nächste Präsident sein, der den DFB in die Sackgasse führt.