Matthias Ginter, Mario Götze, Jonas Hofmann und weitere Kollegen aus der DFB-Elf eint nach dem Vorrundenaus ein trauriges Schicksal – sie alle hätten sich bei der ohnehin schon verkorksten WM mehr Einsatzzeit gewünscht.

Sport: Marco Seliger (sem)

Die spezielle WM-Geschichte des Matthias Ginter ging rund um das bittere Vorrunden-Aus der DFB-Elf am Donnerstagabend ein bisschen unter. Der Innenverteidiger war mit der Last von zwei WM-Teilnahmen (2014 in Brasilien und 2018 in Russland) ohne jede Einsatzzeit nach Katar gereist, wo er in den ersten beiden Partien schon wieder kein einzige Minute auf dem Platz dazukam. Dann aber, gegen Costa Rica, war es so weit. Hansi Flick wechselte Ginter ein – in der Nachspielzeit, in Minute 93.

 

Klar war das ein schwacher Trost für den Abwehrmann des SC Freiburg. Denn Deutschland war draußen – und, nun ja, Ginter hatte sich auch angesichts der Schwächen und Rochaden in der Abwehr sicher mehr Einsatzzeit gewünscht.

Matthias Ginter ist nun ein prominenter Teil einer speziellen Gruppe der deutschen WM-Fahrer. Es sind, wenn man so will, die Gescheiterten der Gescheiterten oder auch die Frustrierten unter all den Frustrierten, weil sie sich allesamt mehr Einsatzzeit bei der Wüsten-WM erhofft hatten.

Auch Mario Götze zählt zu dieser Gruppe. Der Offensivmann von Eintracht Frankfurt hatte angesichts seiner starken Form zuletzt und seinen speziellen Fähigkeiten auf weitere goldene WM-Momente nach seinem Siegtor im Finale von 2014 gehofft. Vergeblich. Zweimal wurde der Edeltechniker von Hansi Flick in Katar eingewechselt: beim 1:2 gegen Japan war die Zeit zu kurz, um Einfluss nehmen zu können. Beim 4:2 gegen Costa Rica zum Abschluss wiederum kam er in der 67. Minute, als das DFB-Team noch 1:2 zurücklag. Drei Treffer in der Schlussphase hat Deutschland mit Götze auf dem Feld also noch erzielt. Der Frankfurter war an den Toren allerdings nicht unmittelbar beteiligt.

Doch Flick hatte dem Finalhelden von 2014 zwischendurch demonstrativ den Rücken gestärkt. „Mario ist zu Recht dabei bei dieser WM, das hat er im Training gezeigt“, sagte der Bundestrainer: „Er ist sehr ballsicher und weiß genau, in welchem Raum er sich aufhalten muss. Vor allem sein letzter Pass ist klasse“, meinte Flick weiter. Der Offensivmann Thomas Müller wurde irgendwann draußen am Nordrand im WM-Quartier der deutschen Elf von Katar nach Götze gefragt. Er berichtete, dass sie beide stets Kontakt miteinander gehalten hätten nach der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern. Götze sei ein „absolut wichtiger Bestandteil“ der Mannschaft. Und Müller ergänzte: „Er kann diesen Götze-Moment wieder bekommen. Darauf warten wir alle.“ Sie warteten alle vergeblich.

Große Momente gab es beim Turnier in Katar auch nicht für die beiden Ersatzkeeper Kevin Trapp und Marc-Andre ter Stegen sowie Christian Günter, Armel Bella Kotchap, Karim Adeyemi und Julian Brandt – sie alle blieben ohne Einsatzminute.

Zu den Frustrierten zählen sicher auch die beiden Defensivkräfte Thilo Kehrer und Nico Schlotterbeck. Letzterer stand zum Auftakt gegen Japan noch in der Startelf, spielte dann aber so schwach, dass Flick ihn nicht mehr von Beginn an aufstellte. Ähnlich verhielt sich die Sache bei Thilo Kehrer: Der Rechtsverteidiger war gegen Spanien in der zweiten Partie ein steter Unsicherheitsfaktor – und gegen Costa Rica dann draußen auf der Bank.

Der Jungspund Youssoufa Moukoko (18) dagegen feierte sein Debüt bei einem großen Turnier und ist damit der jüngste deutsche WM-Teilnehmer der Geschichte. In Spiel eins gegen Japan wurde Moukoko eingewechselt, konnte das Ruder beim 1:2 aber auch nicht mehr herumreißen.

Zu einer herben Enttäuschung wurde die WM in der Wüste für Jonas Hofmann. Der Profi von Borussia Mönchengladbach kann ja sowohl den Rechtsverteidiger als auch weiter vorne den Rechtsaußen geben, Hansi Flick hatte ihn im Sommer sogar noch für unverzichtbar erklärt. Zumindest in Katar hat der Bundestrainer seine Meinung über Hofmann geändert – denn der kam in den drei Vorrundenpartien insgesamt nur auf 28 Einsatzminuten. „Wir sind alle brutal enttäuscht“, sagte Hofmann nach dem 4:2 gegen Costa Rica.

Und er selbst ist es ganz besonders, denn Jonas Hofmann ist: Ein Frustrierter unter den Frustrierten.