Beim Testspiel gegen Australien geht es eher um die Interessen der Geldgeber. Der sportliche Wert des Spiels ist begrenzt.        

Mönchengladbach - Vom schicken Hyatt-Hotel im Düsseldorfer Medienhafen ist es per Bus in das 25 Kilometer entfernte Grevenbroich auf die Rennpiste gegangen. In neuen Mercedes SLK 350 Roadstern rasten die Nationalspieler über die Strecke. Diese Trainingseinheit am Tag vor dem Spiel gegen Australien im ADAC-Fahrsicherheitszentrum nannte sich Driving Experience.

 

Eine richtige Vorbereitung auf das Testspiel in Mönchengladbach am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) fand am Montag in der Düsseldorfer Arena für Marcel Schmelzer und 17 weitere Nationalspieler aber auch statt. Vor diesem eigenartigen Länderspiel gegen die Socceroos mit dem deutschen Trainer Holger Osieck wurde allerdings nicht alles tierisch ernst genommen in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

"Es ist ein Länderspiel, auch wenn einige Spieler abgereist sind", sagte Arne Friedrich, als müsse er betonen, dass die Begegnung kein Jux ist. Der 31-jährige Wolfsburger lag lange wegen eines Bandscheibenvorfalls flach, nun ist er wieder dabei. Die Abgereisten sind Mesut Özil, Sami Khedira und Philipp Lahm, die von Bundestrainer Joachim Löw nach dem 4:0 gegen Kasachstan die Erlaubnis bekamen, wegen der Belastungen in den Vorwochen zu ihren Familien oder Vereinen zu fahren.

Löws Mannschaft wird eine Eintagsfliege sein

Auch Bastian Schweinsteiger bekam das Angebot zu einem Kurzurlaub, wehrte aber ab. Der Münchner will sich rehabilitieren, nachdem er wegen einer schwachen Vorstellung gegen Kasachstan vom Publikum in Kaiserslautern ausgepfiffen worden war. Der 26-jährige Mittelfeldmann könnte in einer Elf, die Bundestrainer Löw weitgehend aus sogenannten Perspektivspielern zusammenbasteln will, eine der wenigen Stammkräfte sein.

Jerome Boateng, dessen Einsatz vorgesehen war, reiste zurück zu Manchester City, weil ihn Meniskusprobleme im rechten Knie plagten. Im Tor bestreitet Tim Wiese sein viertes Länderspiel. In der Abwehr muss Stuttgarts defensiver Mittelfeldspieler Christian Träsch wie früher auf rechts aushelfen, neben ihm werden Friedrich sowie die Dortmunder Mats Hummels und Schmelzer spielen. Der Mainzer André Schürrle spielt in seinem zweiten Länderspiel zum ersten Mal von Beginn an, auch der Stürmer Mario Gomez steht in dieser B-Elf mit dem Anpfiff auf dem Platz.

Löws Mannschaft wird also eine Eintagsfliege sein ohne Vor- und ohne Nachgeschichte. "Es wird ein schwieriges Spiel, weil wir in der Zusammenstellung noch nicht gespielt haben", sagte Friedrich. "Nicht gespielt und nicht trainiert", fügte Schmelzer hinzu. "Aber wir bekommen die Möglichkeit, uns zu zeigen, und Druck auf die Stammspieler auszuüben."

Fernsehen und Sponsen müssen zufriedengestellt werden

Der Sinn der Begegnung liegt dennoch kaum im sportlichen Bereich. Es handelt sich um ein Fernsehspiel, um eine Sponsorenpartie. Der DFB muss in jeder Saison eine gewisse Anzahl von Heimspielen absolvieren, damit ARD/ZDF, die ihre Millionenhonorare für ein Gesamtpaket bezahlen, zu ihrem vertraglichen Recht kommen. Viele Sponsoren haben ähnliche vertraglich zugesicherte Ansprüche.

Im Prinzip hat der DFB Glück gehabt, dass die Australier nicht auf einem geschlossenen Kooperationsabkommen bestanden haben, das ein Auswärtsspiel beinhaltete. Zwei 24-Stunden-Flüge für die An- und Abreise während der Saison hätten aber die Bundesligavereine niemals akzeptiert. Der Gegner ließ sich die Verpflichtung zu einem Spiel in Australien vom DFB abkaufen.

Nun findet das Spiel vor kleiner Kulisse statt. Nur 25.500 der 45.800 Tickets waren 24 Stunden vor dem Anstoß abgesetzt. "Wir hoffen, die 30.000 zu knacken. Viele Verbände wären froh, bei einem Test so viele Zuschauer zu haben", sagte der Co-Trainer Hansi Flick. Viele Fans trauen dem Braten aber nicht mehr.

Löw hat ehrlicherweise erklärt, dass er nicht sein bestes Team aufbieten wird. Die gleiche Ausgangslage führte am 28. März 2007 in Duisburg zum Desaster. Eine B-Elf verlor vier Tage nach einem 2:1 in Tschechien gegen Dänemark 0:1. Löw verteidigte die Maßnahme, er müsse neue Spieler sichten. Von den Profis, die er damals brachte, steht keiner im aktuellen Kader. Es spielten Enke, Fritz, Madlung, Manuel Friedrich, Jansen, Hilbert, Rolfes, Hitzlsperger, Trochowski, Kuranyi, Schlaudraff, eingewechselt wurden Freier, Castro, Kießling und Helmes.

So wollen sie spielen:

Deutschland Wiese - Träsch, Friedrich, Hummels, Schmelzer - Müller, Kroos, Schweinsteiger, Schürrle - Klose, Gomez.

Australien Schwarzer - Wilkshire, Neill, Ognenovski, Carney - Rukavytsya, Jedinak, Valeri, McKay - Kruse, Kewell.

Schiedrichter Lannoy (Frankreich).