Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan herrscht eine entspannte Stimmung in der DFB-Elf. Der Sieg ist fest eingeplant.     

Mainz - Die Sonne lächelt vom blauen Himmel, die Bäume und Büsche schlagen aus, die Osterglocken stehen in voller Blüte. Auch die deutsche Nationalmannschaft genießt in Mainz den Frühling. Im Hotel, dem ersten Haus am Platze mit Blick auf den Rhein und die Weinberge des Rheingaus, ist die Stimmung völlig entspannt. Im Kurfürstlichen Schloss nebenan findet der Medientermin statt.

 

Alles ist vom Besten, alles vom Feinsten beim Auswahlteam des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Während die Bundesliga wahnwitzige Kapriolen schlägt, befindet sich die Mannschaft und das Umfeld von Joachim Löw in einem perfekt ausgeglichenen Zustand. Das Trainerteam hat seine Verträge kürzlich geräuschlos um zwei Jahre bis 2014 verlängert. Anders als vor einem Jahr, als Löw und seine Mitarbeiter vor der WM mit der DFB-Führung stritten und sogar an Trennung dachten, herrscht ein tiefer innerer Friede.

Auch in der Mannschaft herrscht Harmonie, die Spieler empfinden es behaglich, den Turbulenzen in ihrer Clubs entkommen zu sein. Ein Spiel ohne Spannung steht bevor, das EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan ist in den Köpfen schon gewonnen. Die Fahrt über 80 Kilometer von Mainz nach Kaiserslautern am Samstag (20 Uhr/ZDF) durch die frühlingshafte Pfalz wird zum Ausflug ohne Stress. „Die Zielsetzung ist nicht nur ein Sieg, sondern die Spielfreude und den Spielwitz wie in Südafrika zu zeigen. Die Mannschaft soll die Spielweise von der WM fortsetzen“, sagt Löw vor dem ersten Pflichtspiel des Jahres.

Löw treibt die Entwicklung der Mannschaft voran

„Wenn wir früh in Führung gehen, kann das Spiel hoch ausgehen“, sagt Miroslav Klose, der in seine alte Heimat zurückkehrt und hofft, dort mit weiteren Toren an Gerd Müller heranzurücken. Danach schließt sich eine weitere Partie ohne Reiz an – am Dienstag folgt ein Test gegen Australien, das zum WM-Auftakt in Durban 4:0 geschlagen wurde.

Auf die übliche Gegneranalyse mit Videosequenzen verzichtete Löw. Die Kasachen, die im Oktober in Astana auf Kunstrasen 3:0 bezwungen wurden, gehören zur unteren europäischen Güteklasse. „Ich bin der Meinung, dass es nicht vonnöten ist, uns mit dem Gegner zu beschäftigen“, sagt Löw. Stattdessen wurden die eigenen Fehler beim 1:1 im Test gegen Italien im Februar in Dortmund analysiert und aufgearbeitet. „Ich habe den Spielern gesagt, dass es nicht so interessant ist, wie gut Kasachstan ist, sondern wie gut wir sind.“

Ein Doppelpack ohne Spannung

Schon am Dienstag hat Löw seinem Personal dennoch eingeschärft, die Sache ernst zu nehmen. „Wir werden uns vorbereiten, als würden wir gegen die Türkei oder gegen Österreich spielen“, sagt Löw und fordert, das Theater in den Clubs auszublenden. „Ich beobachte ja, ob die Spieler zu oft über die Bundesliga oder die Trainerwechsel diskutieren. Aber das ist nicht der Fall.“ Seine aktuell beste Mannschaft will der 51-Jährige auf dem Betzenberg aufstellen. Löw, der seit der WM sieben Spieler aussortiert hat, lobt aber alle. Er treibt die Entwicklung voran und ist zufrieden.

Die Bundesliga wahnsinnig und interessant zugleich

„Die Mannschaft ist leistungswillig, enorm ehrgeizig, sie ist siegeswillig, diszipliniert und konzentriert. Die Spieler haben sehr viel Respekt untereinander, es herrscht ein gutes Verständnis und ein gutes Innenleben“, sagt der Bundestrainer. „Es gibt keinen Grund, Konflikte zu schüren“, sagt Löw, und deutet an, dass es Situationen gibt, in denen Spieler gezielt aus der Ruhe gerissen werden. Vielleicht ist das noch einmal nötig in der Saison. Die Bayern-Spieler können keinen Titel mehr holen, es wird für sie etwas langweilig. „Aber Ziele haben wir noch“, sagt Philipp Lahm. „Minimal müssen wir auf Platz drei.“

Nach dem Doppelpack ohne Spannung gegen Kasachstan und Australien stehen lange drei Wochen nach dem Bundesligaende noch die Auswärtsspiele in Österreich und Aserbaidschan an. Bei den Reisen fehlt ein Oasengefühl, wie es die Mannschaft in Mainz genießt. Die Bundesliga, so wahnsinnig sie manchmal ist, kann doch sehr interessant sein.

So wollen die Mannschaften spielen

Deutschland

Neuer (FC Schalke) – Lahm (Bayern München), Mertesacker (Werder Bremen), Friedrich (VfL Wolfsburg), Aogo (Hamburger SV) – Khedira (Real Madrid), Schweinsteiger (Bayern München) – Müller (Bayern München), Özil (Real Madrid), Podolski (1. FC Köln) – Klose (Bayern München).

Kasachstan

Sidelnikow (FK Aktobe) – Kislizyn (Tobol Kostanai), Abdulin (Wostok Oskemen), Tschernyschow (Irtysch Pawlodar), Irismetow (Ordabassy Schymkent) – Skorych (Schetissu Taldykorghan), Nurgalijew (Ordabassy Schymkent), Asowski (Lokomotive Astana), Awertschenko (FK Aktobe) – Schumaskalijew (Lokomotive Astana) – Ostapenko (Schetissu Taldykorghan).

Schiedsrichter

Alex Stavrev (Mazedonien).