Beamte patrouillieren mit Maschinenpistolen und Spürhunden – vor dem Testländerspiel der DFB-Elf in Hannover gegen die Niederlande wird viel Wert auf Sicherheit gelegt. Doch die wichtigste Botschaft ist: Das Spiel findet statt.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Hannover – Vor der Staatskanzlei in Hannover hat die Bundesflagge am Dienstagmittag vorübergehend ausgedient. Dann wird Schwarz-Rot-Gold durch die französische Tricolore ersetzt – auch sie wird auf halbmast wehen. Die Polizeikräfte in der niedersächsischen Landeshauptstadt haben zu diesem Zeitpunkt längst von der leichten auf die schwere Schutzweste umgestellt, und nicht nur am Hauptbahnhof wird in der Stadt die Präsenz der Sicherheitskräfte, die unter anderem mit Maschinenpistolen und Spürhunden patrouillieren, deutlich erhöht.

 

Am Abend, wenn die deutsche Fußball-Nationalelf die Niederlande wie geplant zu einem Testspiel zum Abschluss ihres Länderspieljahres 2015 empfängt, werden zum Schutz der Fans auch Beamte in den Zubringerzügen und S-Bahnen mitfahren. In der Bannmeile rund um das Stadion, das in Hannover am Ufer des idyllischen Maschsees gelegen ist, hat sich das Publikum ohnehin längst an die obligatorischen Personenkontrollen oder an die Scanner für die Rucksäcke aller Zuschauer gewöhnt.

„Das wichtigste Signal geben aber die Menschen selbst“, sagt Boris Pistorius (SPD), der Innenminister Niedersachsens, „es kommt von der Bundeskanzlerin ebenso wie von den Spielern und den Fans: Wir lassen uns unsere Freiheit nicht wegnehmen. Auch wenn viele mit einem etwas mulmigen Gefühl ins Stadion gehen.“

Angela Merkel zeigt im Stadion Präsenz

Am Maschsee soll es vor dem Anpfiff eine Menschenkette als Lichtsignal gegen den Terror und für ein freiheitliches Miteinander und Solidarität geben; beim Spiel zeigt auch die hohe Politik Präsenz: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel wird ebenso auf der Ehrentribüne sitzen wie Edith Schippers, die niederländische Sportministerin. Dazu gesellen sich unter anderem der Vizekanzler Sigmar Gabriel wie weitere Kabinettsmitglieder, etwa Innenminister Thomas de Mazière oder Heiko Maas. „Wir werden alles tun, um die Sicherheit bei dem Spiel zu gewährleisten“, sagt der Justizminister – und Reinhard Rauball, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) derzeit einer von zwei Interimspräsidenten, ergänzt: „Die Botschaft ist klar: Wir lassen uns nicht vom Terror einschüchtern.“

Um aber kein unnötiges Risiko einzugehen, hat man auch beim DFB die Sicherheitsstandards erhöht. Also taten rund um das Teamhotel Fuchsbachtal in Barsinghausen, wo die Nationalelf schon häufiger logierte, auch Bomben-Spürhunde ihren Dienst. Die Zufahrt zur Sportschule wurde rund 150 Meter vor dem Gebäude mit rot-weißen Plastikbarrieren abgesperrt. Polizisten kontrollierten jeden Autofahrer, der auf den Parkplatz fahren wollte.

Hundert Prozent Sicherheit gibt es nicht

„Gerade im Hinblick auf große Turniere muss man davon ausgehen, dass der Fokus auf das Thema Sicherheit noch einmal größer wird“, sagt Hendrik Große-Lefert, der Sicherheitschef beim DFB mit Blick auf die EM, die vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 in Frankreich erstmals mit 24 Mannschaften ausgespielt wird. „Hundertprozentige Sicherheit kann es aber im gesellschaftlichen Raum nie geben“, ergänzt Große-Lefert.

„Das Gesamtkonzept sieht eine deutlich erhöhte Präsenz an Polizisten vor“, erklärt derweil Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe vor dem Anpfiff in Hannover. Aus taktischen Erwägungen bleiben Details wie die Anzahl der eingesetzten Beamten aber geheim. „Das ist nichts, was man öffentlich in die Welt hinausposaunt“, sagt der Innenminister Pistorius. Nur so viel: vor den Anschlägen von Paris sei man davon ausgegangen, dass zwei Hundertschaften zum Einsatz kommen. Doch nach dem schwarzen Freitag sagt Kluwe: „Es werden nun deutlich mehr sein.“