Die Stuttgarter haben in der ersten Runde des DFB-Pokals mit dem VfL Wolfsburg das große Los gezogen. Sie wollen mit Courage ins Spiel gehen – „und den Gegner so lange wie möglich ärgern“, sagt der Trainer Horst Steffen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Man kann nicht behaupten, dass die blaue Fußballgemeinde anlässlich der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal zu spät dran wäre. Immerhin beginnt das Fanfest unweit des Gazi-Stadions am Samstag mit Bier, Bratwurst und Musik bereits um 10.30 Uhr, weshalb der Kickers-Pressesprecher Hans-Georg Felder leicht sorgenvoll hofft, „dass es auch alle gesund und munter zum Spiel schaffen“.

 

Das Spiel, damit ist der Gastauftritt des amtierenden DFB-Pokalsiegers, Vizemeisters und Champions-League-Teilnehmers VfL Wolfsburg am Samstag auf Degerlochs Höhen gemeint (Anpfiff 15.30 Uhr). Während der Stuttgarter Sportdirektor Michael Zeyer froh ist, „dass wir unseren Fans nach Borussia Dortmund in der Vorsaison schon wieder so einen tollen Gegner anbieten können“, ist für den Trainer Horst Steffen das Pokalduell mit dem VfL Wolfsburg „nicht einfach nur ein Pflichtspiel“. Es ist für die Kickers, denen so gerne der Sprung in Liga zwei gelänge, aber auch nicht das Spiel des Jahres – sondern, wie Steffen sagt, „einfach ein super Spiel“.

Der Einsatz von Fischer und Berko ist fraglich

Die Kickers, bei denen der Einsatz der an einer Grippe laborierenden Offensivkräfte Manuel Fischer und Erich Berko fraglich ist, bleiben also trotz der Größe der Aufgabe möglichst locker. Dabei sind die Unterschiede zwischen beiden Clubs offensichtlich: Während der Kader der Wölfe mit den Stars Kevin de Bruyne, Naldo, André Schürrle und Max Kruse insgesamt einen Marktwert von 302 Millionen Euro aufweist (Quelle: transfermarkt.de), kommen die Kickers um ihren Spielführer Enzo Marchese auf einen gemeinsamen Wert von 5,5 Millionen Euro.

Die Rollen im Spiel David gegen Goliath, zwischen ambitioniertem Drittligisten und Erstligisten mit internationalem Top-Anspruch, sind also formal klar verteilt. Trotzdem wittert der Gastgeber seine Chance. „Natürlich streben wir die Sensation an“, sagt Zeyer – und Steffen ergänzt: „Wir wollen den VfL ärgern, solange es geht – und solange die Kraft reicht. Obendrein braucht man aber auch viel Courage.“

Gerade an letzterer Tugend hatte es den Kickers in der Vorsaison zunächst gemangelt, als das Team beim 1:4 gegen Dortmund schlecht aus den Startlöchern kam – und erst nach dem Anschlusstreffer durch Randy Edwini-Bonsu zum 1:2 so richtig an sich glaubte. „Die Mannschaft hat seither aber ihre Erfahrungen gesammelt – und ist jetzt für einen großen Gegner besser gerüstet“, sagt Horst Steffen, der mit seiner Elf vor Jahresfrist gegen die Borussia vor 37 000 Fans in der Mercedes-Benz-Arena antrat.

Diesmal zieht es die Blauen nicht über den Neckar. Man bleibt dem heimischen Stadion auf der Waldau treu – und das aus zwei Gründen: Zum einen zieht der VfL Wolfsburg beim Publikum nicht so wie einst der BVB. Bisher wurden daher 9000 der insgesamt 11 000 Karten verkauft. Andererseits setzen die Kickers auch auf den Einfluss des Publikums: „Ein Pokalspiel in einem kleinen Stadion ist für den Außenseiter immer besser“, sagt der Manager Zeyer, „da sind die Fans hautnah dran. Unsere Spieler spüren die Unterstützung, das kann den Unterschied ausmachen.“

Aber auch der Erstligist überlässt nichts dem Zufall. Seit dem ersten Testspiel der Kickers bei der TSG Balingen war mindestens ein Beobachter des VfL Wolfsburg bei jeder Partie der Stuttgarter. „Auch gegen die Großen ist man aber nie völlig chancenlos“, sagt Michael Zeyer, der 2000 mit dem Zweitligisten MSV Duisburg beim klassenhöheren VfL im Pokal mit 4:3 nach Elfmeterschießen gewann. „Damals habe ich mir früh im Spiel den Fuß gebrochen“, erzählt der 47-Jährige, „und trotzdem noch bis kurz vor der Halbzeit weitergespielt.“