Der VfL Wolfsburg steht nach einem 1:0-Arbeitssieg gegen Freiburg im Halbfinale des DFB-Pokals. Auch Dortmund ist weiter. Der BVB gewinnt in einem packenden Spiel mit 3:2 gegen Hoffenheim.

Wolfsburg - Sebastian Kehl hat Borussia Dortmund auf seiner Abschiedstournee ins Pokal-Glück geschossen. Der 35 Jahre alte Routinier erzielte am Dienstag in einem packenden Viertelfinale gegen 1899 Hoffenheim in der 107. Minute mit einem spektakulären Dropkick den Siegtreffer zum 3:2 (2:2, 1:2) nach Verlängerung. Damit verhinderte die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp mit einem Kraftakt über 120 Minuten ein schmerzhaftes Aus im DFB-Pokal und darf sich auf das Halbfinale am 28./29. April freuen.

 

Vor 80.667 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion trafen zudem Neven Subotic (19.) und Pierre-Emerick Aubameyang (57.) für den BVB. Kevin Volland (21.) und Roberto Firmino (28.) hatten für die zwischenzeitliche 2:1-Führung der starken Gäste gesorgt. Am Ende aber scheiterten die Kraichgauer auch beim sechsten Anlauf auf das erste Pokal-Halbfinale ihrer Vereinsgeschichte. Der eingewechselte Kehl dagegen erlöste mit seinem ersten Pokal-Tor für die Dortmunder den BVB und hielt die Hoffnung auf ein versöhnliches Ende der verkorksten Saison und den Einzug in das Finale am 30. Mai in Berlin aufrecht.

Klopp war im 40. Pflichtspiel der Saison schon vor dem Anpfiff zum Improvisieren gezwungen. Drei Tage nach dem 0:1 gegen die Bayern in der Bundesliga musste der Schwabe gegen die Kraichgauer zwei seiner Stars ersetzen: Mats Hummels (Oberschenkel) und Marco Reus (Adduktoren) fielen wegen leichter Blessuren aus.

Erstmals seit mehr als vier Monaten stand Erik Durm neben den ebenfalls neu aufgebotenen Henrich Mchitarjan, Shinji Kagawa und Keeper Mitch Langerak in der Startelf. „Ich kann keine Treppen steigen, also war auch klar, dass ich kein Fußball spielen kann“, gab Hummels in der Pause am ARD-Mikrofon zu Protokoll.

Firmino nutzt Patzer gnadenlos aus

Was er in der ersten Halbzeit gesehen hatte, sorgte auch nicht gerade für einen Stimmungsumschwung beim Weltmeister. Zwar wirkten seine Teamkollegen trotz der personellen Schwächungen deutlich inspirierter als noch bei der Niederlage gegen die Bayern.

Mchitarjan (9.) und Kagawa (10.) scheiterten an 1899-Keeper Oliver Baumann. Gegen die Münchner war das Erarbeiten von Chancen noch einer der Schwachpunkte - diesmal wurden die Angriffsbemühungen nach knapp 20 Minuten belohnt. Nach einer Ecke von Jakub Blaszczykowski war Subotic zur Stelle und schoss unhaltbar für Baumann zum 1:0 ein.

Doch nur zwei Minuten später folgte der Gegentor-Schock für die Borussen. Per Volley-Abnahme traf Volland zum 1:1 - und sieben Minuten später unterlief ausgerechnet Torschütze Subotic als letztem Mann ein schlimmer Fehler beim Stoppen des Balls. Firmino nutzte den Patzer gnadenlos und überwand Langerak mit einem sehenswerten Heber. „Wir sind selbst schuld an beiden Gegentoren“, sagte Hummels.

Der BVB dreht auf

In einem packenden Duell mit reichlich Zweikämpfen und Engagement auf beiden Seiten wirkte die Klopp-Elf nach dem Rückstand verunsichert und geriet mächtig unter Druck. Die Hoffenheimer, bei denen Trainer Markus Gisdol nach der 1:4-Schlappe gegen Mönchengladbach ebenfalls rotierte und Ermin Bicakcic, Eugen Polanski, Jeremy Toljan und Pirmin Schwegler in die Startformation beorderte, waren 45 Minuten lang das etwas aktivere und gefährlichere Team auf dem Rasen.

Nach dem Seitenwechsel aber drehte der BVB auf. Angetrieben vom wild gestikulierenden Klopp an der Seitenlinie und aufgemuntert von den Gesängen der Fans verstärkten die Gastgeber die Offensive. Aubameyang gelang mit einem wuchtigen Kopfball der verdiente Ausgleich zum 2:2.

Der Pokalsieger von 1965, 1989 und 2012 drängte nun auf die Entscheidung. Subotic scheiterte per Kopf am stark reagierenden Baumann (78.). Aber auch die Hoffenheimer strebten nicht unbedingt die Verlängerung an. Polanski scheiterte nach einem Konter an Langerak (84.), Firmino verzog aus spitzem Winkel (85.). Schließlich ging es doch in die Zusatz-Zeit, in der Kehl für die Erlösung sorgte.

Wolfsburg besiegt Freiburg mit 1:0

Trotz schlechter Chancenverwertung hat der VfL Wolfsburg das Halbfinale des DFB-Pokals erreicht. Mit dem verdienten 1:0 (0:0) gegen den SC Freiburg zog der Zweite der Fußball-Bundesliga am Dienstag in die Runde der letzten vier Teams ein. Nachdem der VfL vor der enttäuschenden Kulisse von 15 237 Zuschauern beste Möglichkeiten ungenutzt gelassen hatte, sorgte erst das Elfmetertor von Ricardo Rodriguez in der 72. Minute für die Entscheidung. Damit sind die Wolfsburger bei der Auslosung an diesem Mittwochabend weiter vertreten und dürfen auf den Einzug ins Pokalfinale hoffen.

Mit den markigen Worten „Ich will nicht nach Berlin, ich will in Berlin gewinnen“, hatte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking vor der Partie die Pokal-Ambitionen seiner Mannschaft untermauert. Auf dem Rasen versuchten seine Spieler das Vorhaben umzusetzen - taten sich gegen die gut organisierten Freiburger aber anfangs recht schwer.

Nach seinem Premierentreffer in der Bundesliga zum 3:1 gegen den VfB Stuttgart durfte Weltmeister André Schürrle diesmal in der Startelf ran und hatte auch nach 13 Minuten die erste gefährliche Szene des Spiels. Seinen Schuss aus der Distanz lenkte SC-Schlussmann Roman Bürki gerade noch um den Pfosten. Die Freiburger machten die mangelnde spielerische Klasse mit Einsatz und Laufbereitschaft weg und bereiteten den favorisierten Wolfsburgern zunächst Probleme.

Jonathan Schmid hatte sogar die große Chance zur Führung der Gäste, scheiterte mit seinem Freistoß aber am glänzend reagierenden VfL-Keeper Diego Benaglio. „Freiburg macht das sehr gut. Aber als wir das Tempo erhöht haben und mehr investiert haben, haben wir unsere Chancen bekommen“, sagte Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs zur Pause im TV-Sender Sky. Zuvor hatte er innerhalb von sechs Minuten vor drei gute Tormöglichkeiten gesehen.

Wolfsburg zeigt engagiertes Offensivspiel

Luiz Gustavo nach Zuspiel von Bas Dost (39.), Vieirinha aus der Distanz (43.) und Dost nach feinem Pass von Schürrle (45.) scheiterten an Bürki. Nach dem Wechsel setzten die Wolfsburger ihr engagiertes Offensivspiel fort und erarbeiteten sich weitere Chancen. Schürrle verzog aus spitzem Winkel (48.), Kevin De Bruyne verfehlte knapp das Tor (52.) - die Gastgeber drängten nun auf die Führung.

Nur selten konnten sich die Breisgauer befreien. Im Gegenteil: Rodriguez mit einem Freistoß (61.) und wieder Schürrle nach Kopfball-Abgabe von Dost (69.) verzogen noch, doch 20 Minuten vor Schluss belohnten sich die Wolfsburger endlich für ihr Powerplay.

Nach einem Foul am früheren Freiburger Daniel Caligiuri entschied Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) sofort auf Strafstoß. Diese Chance ließ sich Rodriguez gegen seinen Schweizer Nationalelf-Kollegen Bürki nicht entgehen und sorgte für die jetzt hochverdiente Führung. Demoralisiert wirkten die Gäste allerdings nicht. Maximilian Philipp hatte das 1:1 auf dem Fuß, scheiterte aber am erneut starken Benaglio (75.). Trotz aller Angriffsbemühungen schaffte es der SC aber nicht mehr, die VfL-Defensive zu überwinden.