Der CDU-Politiker Reinhard Grindel wird neuer Präsident und muss die Gräben zwischen den Amateuren und den Profis schließen.

Stuttgart - Reinhard Grindel wurde auf dem Außerordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwar mit 250 Ja-Stimmen und nur vier Nein-Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt, aber der CDU-Politiker wird wissen, dass er in Wirklichkeit bei Weitem nicht auf so viel Rückhalt bauen kann. Schließlich deutet wenig bis nichts darauf hin, dass der Machtkampf zwischen dem Amateurlager, dem Grindel angehört, und den Profis schnell beendet ist. Aktuell wurde nur ein Burgfriede geschlossen, der vorläufig mal bis November halten soll. Dann findet in Erfurt der Ordentliche DFB-Bundestag statt, auf dem Grindel im Amt bestätigt werden muss. Bei diesem Anlass zeigt sich, was die 250 Ja-Stimmen letztlich wert sind.

 

Einiges wird passieren

Sicher ist, dass bis November noch einiges passieren wird. Einen Vorgeschmack hat Grindel pikanterweise schon an dem Tag bekommen, an dem er inthronisiert wurde. Demnach sieht er sich jetzt mit dem Vorwurf konfrontiert, in seiner Zeit als DFB-Schatzmeister die Finanzbehörden im Skandal um die Vergabe der WM 2006 erst mit Verspätung über die dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro des Organisationskomitees an den Weltfußballverband Fifa informiert zu haben. Eine ähnliche Anschuldigung hatte seinen Vorgänger Wolfgang Niersbach zum Rücktritt gezwungen.

Grindel bestreitet zwar, in dieser Sache einen Fehler gemacht zu haben, aber unabhängig davon wird das Profilager nun genau verfolgen, wie er in seinem Job agiert. Dort fühlten sie sich von den Amateuren überrumpelt, die Grindel ohne Absprache als Präsidenten positionierten. Jetzt hat er eine halbjährige Probezeit vor sich. Von 254 Delegierten stimmten 250 für ihn – doch der Schein trügt.