Wie DFB-Präsident Reinhard Grindel den Funktionären von Fifa und Uefa auf die Finger schauen will und warum er 2024 an eine Neuauflage des Sommermärchens in Deutschland glaubt.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Die Sommermärchen-Affäre möchte Reinhard Grindel so gut es geht hinter sich lassen. Vielmehr zieht es den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aufs internationale Parkett, wo er seinem Amtsvorgänger Wolfgang Niersbach auch im Exekutivkomitee von Uefa und Fifa folgen wird. „Ich werde unsere Interessen hörbar einbringen“, sagt der 55-Jährige im Interview.

 
Herr Grindel, Ihr erstes Jahr als DFB-Präsident geht zu Ende, an Turbulenzen hat es nicht gefehlt. Wie sehr sehnen Sie die Ruhe an den Feiertagen herbei?
Ich finde, der DFB ist bereits in deutlich ruhigeren Fahrwassern als an Weihnachten 2015. Trotzdem: die Aufgaben als Präsident sind so fordernd, dass auch ich mich auf etwas Ruhe freue – zumal mein siebenjähriger Sohn seinen Papa in diesem Jahr eher selten gesehen hat.
Hat Sie die Intensität im neuen Amt überrascht?
Nein. Ich war zuvor bereits zwei Jahre Schatzmeister beim DFB und konnte daher einschätzen, was auf mich zukommt. Und als früherer Journalist war mir auch klar, welcher medialen Wucht dieses Amt ausgesetzt ist.
Welche Überschrift würden Sie Ihrem Start geben?
Anständig durchgekommen.
Hätte schlechter laufen können.
Ich glaube, dass dieses schöne alte Wort „anständig“ ganz gut beschreibt, worauf es bei uns jetzt ankommt: Auf die Einhaltung von Regeln – nicht nur auf dem Platz, sondern auch bei allem, was wir neben dem Spielfeld zu verantworten haben. Diese Regeln sind in der Vergangenheit nicht immer beachtet worden. Mit dem transparenten Offenlegen unserer Finanzen, der Einführung eines Compliance-Management-Systems oder der Bildung einer Ethik-Kommission haben wir Konsequenzen aus der Affäre um die WM 2006 gezogen.
Trotzdem begleitet Sie das Sommermärchen auch weiterhin. Warum hat man noch immer den Eindruck, dass scheibenweise Neues ans Tageslicht kommt?
Wir müssen abwarten, was die staatsanwaltlichen Ermittlungen in Deutschland und der Schweiz zu Tage fördern und solche Verfahren können sehr langwierig sein. Ich bin aber zufrieden, dass wir als DFB den Zahlungsfluss der 6,7 Millionen Euro vollständig aufklären konnten. Das ist eine beachtliche Leistung. Mehr können wir als gemeinnütziger Verband nicht leisten.