Der deutsche Fußball feiert sich derzeit am liebsten selbst. DFL-Geschäftsführer Seifert findet beim Neujahrsempfang aber mahnende Worte. Im internationalen Verdrängungskampf schlafe die Konkurrenz nicht.

Frankfurt/Main - Der goldene WM-Pokal glänzte neben DFL-Chef Christian Seifert beim Neujahrsempfang in Frankfurt, aber die „Weltmeister-Liga“ soll sich nicht zu lange im Erfolg sonnen. Eindringlich hat der 45-jährige Topmanager die Verantwortlichen der 18 Proficlubs vor Überheblichkeit und internationaler Konkurrenz gewarnt.

 

„Mittel- bis langfristig wird es nur zwei, maximal drei große Fußball-Ligen geben, denen die Fans rund um den Globus folgen werden. Entweder wir gehören zu diesen zwei, drei großen Ligen - oder es wird eine andere Liga sein“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Deutschen Fußball Liga am Dienstag im Thurn-und-Taxis Palais vor Prominenten wie Franz Beckenbauer.

Erst vergangene Woche hatte Seifert die Erfolgszahlen der „Boomliga“ präsentiert, die in der vergangenen Saison den zehnten Rekordumsatz hintereinander mit 2,45 Milliarden Euro geschrieben hat. Vor dem Start der Rückrunde am Wochenende mahnte der DFL-Chef jedoch: „Wir müssen uns noch besser positionieren.“

Seifert betonte, wie wichtig die internationale Vermarktung sei und dass dies bei der Ausschreibung des neuen Fernsehvertrags (ab 2017) berücksichtigt werde. Die künftigen Partner müssten das Ziel, „zu den Topligen der Welt zu gehören, unterstützen und daran glauben.“ Die 2012 abgeschlossenen Verträge der audiovisuellen Medienrechte brachten der Liga insgesamt 2,5 Milliarden Euro.

Massiv ansteigen werden die Einkünfte durch die Auslandsvermarktung, von 2015 an gibt es dafür 140 Millionen Euro. Die englische Premier League liegt allerdings bei den wichtigsten Wirtschaftsdaten deutlich vor der deutschen Eliteklasse. Spanien hat mit Lionel Messi und Cristiano Ronaldo die populärsten Fußballer der Welt zu bieten.

„Die Bundesliga, egal wie erfolgreich wir heute sind, befindet sich in einem Verdrängungswettbewerb. Diese Herausforderung müsse wir annehmen“, sagte Seifert und konnte sich bei seiner Rede einen Seitenhieb in Richtung eines englischen Sky-Vertreters nicht verkneifen: „Wir können den WM-Pokal präsentieren. Etwas, was die Premier League vielleicht nie erreichen wird.“

Nach Monaten voller Euphorie über den WM-Triumph von Brasilien warnte Seifert die Liga auch vor Überheblichkeit - auch gegenüber dem eigenen Publikum. „Es kann nicht das Ziel sein, abgehobene Weltklasse darzustellen“, sagte der Top-Manager. Der deutsche Fußball müsse „zugänglich, anfassbar und bodenständig“ sein. 15 der 23 Weltmeister-Spieler vom vergangene Sommer verdienen ihr Geld in der Bundesliga.

Die Liga stehe auf drei Säulen, erklärte Ligapräsident Reinhard Rauball. Genauso wichtig wie die sportliche Qualität und die wirtschaftliche Stabilität sei die gesellschaftliche Verantwortung. Der will sich der Profifußball - auch nach den Diskussionen um das Testspiel des FC Bayern München in Saudi-Arabien - künftig mehr stellen. „Konkret geht es darum, die gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen, ohne den Fußball zu überfordern“, sagte Seifert. „Wir haben es mit sensibleren Themen wie dem Umgang mit Menschenrechten zu tun. Das haben die letzten Tage gezeigt. Wir sind da bereit, hinzuzulernen.“

Für den 26. Spieltag vom 20. bis 22. März plant die Bundesliga in Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung und mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit. „Wir sind eine weltoffene Liga, bei uns spielen so viele Spieler mit unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft“, betonte Rauball.

Auch Bundestrainer Joachim Löw, der sich vergangene Woche beim Medienpreis in Baden-Baden mit einer politisch gefärbten Rede hervorgetan hatte und beim DFL-Empfang wieder einmal von allen Seiten gelobt wurde, forderte: „Wir haben die Verantwortung im Fußball, Werte zu transportieren, denn unsere Popularität ist schon enorm.“