Rund 400 Interessierte haben die erste „Karrierenacht“ des Diakonie-Klinikums besucht.

S-West - Eine dichte Traube an Menschen hat sich im Eingang des Diakonie-Klinikums um das Schild mit den Wörtern „OP-Führung“ versammelt. „Nach der Krankenhausführung und dem Reanimations-Workshop will ich mir einen der Operationssäle anschauen“, sagt ein junger Mann. Eine Frau berichtet, im Hörsaal habe sie gerade einen Vortrag über Medizinische Fachangestellte gehört, während ihr Gatte just bei „Arbeiten in der Intensiv- und Notfallmedizin“ sei. Sie meint: „Wenn man schon mal die Chance hat, sollte man möglichst viel mitnehmen.“

 

Die Chance bestand bei der ersten „Karrierenacht“ des Diakonie-Klinikums am Freitag bis 22 Uhr. „Wir präsentieren uns erstmals als Arbeitgeber, zeigen die Bandbreite unserer Berufe“, erläutert Frank Werdin, Chefarzt an der Chirurgischen Klinik. Dazu gehörten nicht nur Pflegende, Ärzte und Ärztinnen, sondern auch Medizinische Fachangestellte, Medizinisch-Technische Labor- und Radiologie-Assistenten, OP-technische Assistenten, Medizincontroller, Fachkräfte in Hauswirtschaft und Küche, Hausmeister, IT-Fachleute, Techniker, Schreiner und vieles mehr. „Was man eben braucht, um ein solches Haus am Laufen zu halten“, erläutert der Facharzt für Plastische, Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie.

Mitarbeiter des Klinikums erklären ihre Berufe

Am Empfang informiert ein Stand über die über 40 Veranstaltungen: Das Programm reicht von Vorträgen und Führungen zu allerlei Übungen, etwa für den Ernstfall aus dem Schockraumtraining, bis hin zu Kunstbetrachtungen und Kurzandachten der Seelsorge. An Tischen erklären Mitarbeiter ihre jeweiligen Berufe anhand von Gerätschaften, Schaufensterpuppen und mehr. Mittendrin: die Mitarbeiterband „Sandy & the Pacemakers“, sie spielen just „Easy“ von Faith No More.

„Wir haben die Professionen nach Tätigkeiten heruntergebrochen, es wie eine Messe gestaltet“, schildert derweil Werdin. Wie in allen Krankenhäusern und Seniorenheimen sei auch im Diakonie-Klinikum der Fachkräftemangel besonders in der Pflege zu spüren. Obschon die Situation nicht so angespannt sei wie in Häusern jenseits der Stadt. „An Ärzten fehlt es da, wo die Work-Life-Balance manchmal schwer auszutarieren ist, etwa bei den Chirurgen.“ Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei jungen Kolleginnen und Kollegen wichtig.

Sehr beliebt sind die OP-Führungen

Zurück zu den OP-Führungen, die sind bestens besucht. Frieder Stotz, Gesamtfunktionsleiter für den OP und die „Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte“, kurz AEMP, vertröstet Interessierte. „Lassen Sie sich unten auf die Anmeldeliste setzen, wir können immer nur mit zehn Leuten in die Räume“, sagt er. Er geleitet sein Trüppchen – blaue OP-Kleidung tragend – vom Aufwachraum zur „roten Linie“. Dort wird der Patient, nachdem er nochmals nach Befund und Allergien befragt wurde, auf die OP-Liege gelegt und kommt in den Eingriffsraum der Orthopädie.

„Hier ist eine Bandscheiben-OP vorbereitet“, sagt er und zeigt auf die Liege, deren Teile höhenverstellt sind. „Der Patient kniet.“ Die lebhaft fragenden Besucher erfahren, dass die Temperatur des Saals bei 18 Grad liegt, kommentieren schmunzelnd „ganz schön frisch“, bestaunen die zehn Bildschirme, auf denen allerlei Aufnahmen zugeschaltet werden können, zudem ein halbmondförmiges Röntgengerät, das bei Bedarf bereit steht. Danach erfahren sie, dass die Stromversorgung mit Stadtanschluss, Notstromaggregat und eigenen Batterien dreifach abgesichert sei.

Viele Berufseinsteiger loben die Veranstaltung

„Spannend“, nicken ein älteres Ehepaar und eine jüngere Frau. Letztere ist eine ausgebildete Krankenschwester aus der Ukraine, die eine Stelle in Stuttgart sucht. Auch eine Werkrealschülerin und eine Abiturientin aus der Gruppe überlegen, in den medizinischen Bereich zu gehen. Sie sind sich einig: „So eine Karrierenacht ist prima, um alles kennenzulernen.“