Am Diakonie-Klinikum testeten die Malteser für zwei Wochen einen Elektro-Rettungswagen im Zwölf-Stunden-Schichtbetrieb. Ihr Fazit fällt am Ende durchweg positiv aus – bis auf eine Einschränkung.

Stuttgart - Als der neue Test-Rettungswagen in die Liegendeinfahrt der Zentralen Notaufnahme des Diakonie-Klinikums in Stuttgart einrollt und die Mitarbeiter ihn an der Wallbox zum Laden anschließen, wird dem Betrachter schnell klar: Hierbei handelt es sich um ein elektrisches Fahrzeug. Und das ist laut den Entwicklern etwas ganz Besonderes.

 

Denn der Prototyp, den die Malteser noch bis diesen Freitag testen, sei der weltweit erste Rettungswagen dieser Art: „Wir sagen bewusst, dass es der erste elektrische Rettungswagen auf dem Markt ist. Andere laufen zwar auch elektrisch, aber die sind dann oft ein Kompromiss, zum Beispiel mit einer zweiten Batterie“, erklärt Christoph Stegemann von der Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH, die den Mercedes-Benz Sprinter in mehr als zwei Jahren Entwicklung zum Elektro-Rettungswagen umfunktioniert hat.

Im Inneren müssen viele medizinische Geräte geladen werden

Dass der Umbau zu einem elektrischen Rettungswagen eine aufwendige Unternehmung ist, erklärt Joachim Fässler, Geschäftsführer des Malteser-Rettungsdiensts im Bezirk Stuttgart: „So ein Fahrzeug ist technisch sicher eine riesige Herausforderung, weil viele medizinische Geräte im Inneren geladen werden müssen und der große Innenraum beheizt beziehungsweise klimatisiert werden muss.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wie sieht der Alltag in einer Stuttgarter Klinik aus?

Diese Herausforderung scheint die Firma fürs Erste gelöst zu haben. Zwei Wochen lang war das Fahrzeug am Freitag dann insgesamt bei den Maltesern im Diakonie-Klinikum an der Rosenbergstraße im alltäglichen Betrieb. Beim Testen war es für Joachim Fässler und sein Team besonders wichtig, keine Risiken einzugehen: „Wir haben hier immer zwei Rettungswagen stehen. Als das Elektrofahrzeug neu war, hatten wir zusätzlich einen dritten da. Dann haben wir erst einmal das Handling geübt, bevor es damit tatsächlich zum Einsatz ging“, so Fässler.

In der Stadt kein Problem, aber auf dem Land?

Kurz vor Ende des Testzeitraums ziehen er und sein Team ein erstes Fazit: „Der Test war eine durchweg positive Erfahrung. Wie waren angenehm überrascht, was das Fahrzeug zu bieten hat, und sehen keine Nachteile. Ich glaube, diese Technik hat Zukunft.“ Getestet wurde das Fahrzeug im Zwölf-Stunden-Schichtbetrieb. Für den eingebauten Akku, der laut Hersteller bis zu 200 Kilometer Reichweite hat, sei das kein Problem gewesen: „Der Akku war am Ende eigentlich nie unter 50 Prozent“, so Fässler. Allerdings gibt er zu bedenken, dass er und sein Team in einer Schicht in der Innenstadt nur rund 100 Kilometer Strecke zurücklegen: „Auf dem Land muss man andere Strecken fahren. Da wäre das Fahrzeug eher nicht geeignet“, lautet seine Einschätzung.

Ob die Maltester sich künftig so ein Fahrzeug anschaffen werden, bleibt am Ende aber eine Preisfrage: „Wir werden am Freitag klären, wie es weitergeht, meine Bestrebung ist auf jeden Fall da. Aber man muss wissen, was es kostet“, so Fässler abschließend.