Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)


Dithmar hatte jede Einflussnahme auf Auftragsvergaben durch Merz scharf bestritten. Zum derzeitigen Stand der Prüfung wollte sich die Diakoniesprecherin nicht äußern. Dem Vernehmen nach soll sich der Verdacht auf Mauscheleien bisher nicht bestätigt haben. Mit offiziellen Ergebnissen wird im Lauf des Oktobers gerechnet. Kottnik und Dithmar sind persönlich gut bekannt. Die 50-jährige Theologin war Persönliche Referentin seines Vorgängers Jürgen Gohde, ehe sie sich als Beraterin selbstständig machte.

Nachfolger noch nicht in Sicht


Das Diakonische Werk – auch die früher von Kottnik geführte Diakonie Stetten – gehörte zu ihren wichtigsten Auftraggebern. Ihre vielfältigen Beziehungen im Bereich der evangelischen Kirche soll Dithmar genutzt haben, um im Jahr 2006 hinter den Kulissen für die Wahl des Stuttgarters Kottnik zu werben. Der scheidende Diakoniechef ließ dazu auf Anfrage erklären, die Wahl sei bekanntlich geheim gewesen und entziehe sich schon deshalb "jeder Spekulation und Kommentierung durch uns".

Der neue Diakoniechef war im Herbst 2006 in einer spannenden Konkurrenz gekürt worden. Neben ihm kandidierten der Hauptgeschäftsführer des Diakonischen Werkes Baden, Johannes Stockmeier, und die Hamburger Diakoniechefin Annegrethe Stoltenberg. Erst im dritten Wahlgang konnte sich Kottnik in der Diakonischen Konferenz gegen die Konkurrenten durchsetzen – mit 49 von 93 Stimmen.

Sein Vorgänger Gohde war im Sommer 2006 nach Protesten zurückgetreten. Anlass war eine von ihm mit unterzeichnete Erklärung, in der die Kürzung von Hartz-IV-Leistungen gefordert wurde. Daraufhin brach in der Diakonie ein Sturm der Entrüstung los. Allerdings hatte es an Gohdes Führungsstil und seinem Amtsverständnis schon länger Kritik gegeben. Über mögliche Nachfolger Kottniks war gestern noch nichts zu hören: Sein Schritt kam offenbar zu überraschend.