Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hält Beschwerden von zwei Bewohnern der Diakonie Stetten für berechtigt. Jetzt wird ein Pfleger wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Kernen/Stuttgart - Nach den Vorwürfen gegen einen früheren Pfleger der Diakonie Stetten hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart eine Anklage wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in drei Fällen erhoben. Das hat Jan Holzner, der Sprecher der Ermittlungsbehörde, auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. Außerdem muss sich der 33 Jahre alte Heilerziehungspfleger wegen des Besitzes kinderpornografischer Schriften verantworten. Ein weiterer Anklagepunkt ist der sexuelle Missbrauch von widerstandsunfähigen Personen. Als besonders gravierend hebt die Staatsanwaltschaft hervor, dass es sich bei den Opfern um Hilfsbedürftige in einer geschützten Einrichtung gehandelt hat.

 

Die Aussagen der Opfer werden von den Ermittlern als glaubwürdig eingestuft

Die Vorfälle haben sich laut Anklageschrift zwischen Dezember 2015 und September 2016 abgespielt. Beim ersten Opfer handelt es sich um einen Jungen im Alter von inzwischen 14 Jahren. Die zweite Betroffene ist eine mittlerweile 20 Jahre alte Frau. Die Aussagen der beiden Opfer wurden von den Ermittlern als glaubwürdig eingestuft. Ob und wann gegen den Heil-erziehungspfleger ein Hauptverfahren eröffnet wird, muss die 4. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart als Jugendschutzkammer erst noch entscheiden.

Die beiden Opfer hatten sich bei der Diakonie Stetten unabhängig voneinander über die Übergriffe des Pflegers beschwert. Der Fall war Anfang Februar öffentlich bekannt geworden, die Sozialeinrichtung hatte eine Hotline für Fragen besorgter Angehöriger eingerichtet. Die beiden betroffenen Bewohner wurden psychologisch betreut. Außerdem beendete die Diakonie die Zusammenarbeit mit der Zeitarbeitsfirma, die den Heilerziehungspfleger vermittelt hatte. „Mit der Firma hatten wir bis dahin gute Erfahrungen gemacht“, beteuerte Hannah Kaltarar, Sprecherin der Diakonie Stetten. Als Konsequenz entschied die Behinderteneinrichtung aus den Vorfällen, dass das Vorgehen bei der Einstellung von Zeitarbeitern geändert würde. Von nun an werde die Diakonie Stetten nur noch mit drei oder vier großen Zeitarbeitsfirmen Rahmenverträge abschließen und dann vor allem mit diesen Unternehmen kooperieren. Verzichten könne man auf fremdes Personal allerdings nicht, sagt Kaltarar: „Der Fachkräftemangel ist deutlich spürbar.“ Auch der Zeitarbeiter, der sich an den Betreuten vergangen haben soll, sei eine ausgebildete Fachkraft.